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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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Er hatte befürchtet, mit seiner Bewerbung um den Posten zu spät zu kommen, doch wie es schien, war der dank der Halsstarrigkeit dieser Lady noch nicht besetzt worden. Dafür war er ihr zu großem Dank verpflichtet, ganz gleich, wie betrübt sie darüber war. Nichts würde ihn noch davon abhalten können, zusammen mit Mademoiselle Bonneval an Bord dieses Dampfschiffs zu gehen.
    Kerr verabschiedete sich mit jener Förmlichkeit, die die Herzen dieser Franzosen höher schlagen ließ, unter denen er nunmehr seit vier Jahren lebte. Der Majordomus brachte ihm seine Sachen, darunter auch den Stockdegen, und ließ ihn nach draußen, die in das größere schmiedeeiserne
    Tor der Durchfahrt eingefügt war. Kerr trat hinaus in die regnerische Nacht und sah nachdenklich drein, da er überlegte, was vor seiner Abreise alles noch zu erledigen war. Unter anderem musste er sicherstellen, dass er über genügend Hemden für die Seereise verfügte, ferner war es erforderlich, den Fechtsalon vorübergehend zu schließen. Er hatte fast die Häuserecke erreicht, an der die Gasflamme der kunstvoll verzierten Straßenlaterne hinter dem dicken Glas hin und her zuckte, als er plötzlich hinter sich Schritte hörte.
    Abrupt drehte er sich um, seine kräftigen Muskeln bewegten sich geschmeidig, der aufgeknöpfte Mantel wirbelte um ihn herum. Der in seinem Stock verborgene Degen zischte, als Kerr ihn herauszog.
    » Monsieur! «
    Eine Mischung aus Wut und Erstaunen ließ Kerr einen Moment lang wie erstarrt dastehen, dann erst löste er sich aus seiner instinktiv eingenommenen Fechthaltung. Er steckte den Degen zurück in den Stock, nahm seinen Zylinder ab und hielt beides gegen seinen Mantel gedrückt.
    »Es ist ein gefährliches Spiel, Mademoiselle Bonneval, wenn Sie sich um diese nachtschlafende Zeit von hinten einem Mann nähern. Das könnte leicht Ihren Tod zur Folge haben.«
    »Das sehe ich.«
    Ihr reizvolles, an die Form eines Diamanten erinnerndes Gesicht war blass, die Augen waren weit aufgerissen, doch sie schrak nicht vor ihm zurück. Sie hatte ein Cape über ihr Kleid gezogen und die Kapuze hochgeschlagen, damit sie ihr Gesicht vor dem Regen und vor den Blicken anderer Passanten verbergen konnte, doch sie machte keine Anstalten, sich unter dem Stoff zu verstecken. Mademoiselle Sonia Bonneval war eine kühne Lady, jedoch keine besonders vorsichtige.
    »Sie wollten mich sprechen? Machen Sie's am besten schnell, da es Ihrem guten Namen schaden dürfte, mit mir auf der Straße gesehen zu werden.«
    »Dessen bin ich mir bewusst.« Als Reaktion auf seinen ironischen Tonfall wurde ihre Stimme noch ein wenig frostiger. »Ich wollte ... das heißt, ich möchte Sie bitten, den Posten abzulehnen, den mein Vater Ihnen anbot. Ich bin mir sicher, diese Reise ist für Sie mit großen Unannehmlichkeiten verbunden, und um ganz ehrlich zu sein, Mexiko ist derzeit nicht der Ort, an dem sich ein Amerikaner aufhalten sollte.«
    »Ein Kaintuck, meinen Sie, richtig?«
    »Ich entschuldige mich, dass ich Sie mit dieser Bezeichnung beleidigt habe. Und ich werde es noch tausendmal tun, wenn ich Sie davon überzeugen kann, meiner Bitte nachzukommen.«
    Er gestattete sich ein zynisches Lächeln. Die Regentropfen liefen ihm bereits von den nassen Haaren über seine Schläfen. »Ich habe es gar nicht als Beleidigung aufgefasst, da ich zufälligerweise aus Kentucky komme. Doch worum Sie mich bitten, das muss für Sie eine sehr wichtige Sache sein.«
    »Sie können sich gar nicht vorstellen, wie wichtig. All meine Hoffnungen hängen davon ab. Bitte! Ich flehe Sie an, lehnen Sie das Angebot ab.«
    »Verraten Sie mir, warum ich das machen sollte.«
    Lange sah sie ihn schweigend an, und während die Straßenlaterne in den Tiefen ihrer Augen ein bläulich violettes Feuer aufleuchten ließ, konnte er dort zugleich die Zweifel erkennen, die diese Lady plagten. Einen Moment lang nahm Kerr überdeutlich wahr, wie der Regen auf die Erde niederprasselte, wie ganz in der Nähe das Schild über dem Eingang zum Geschäft eines Schuhmachers leise knarrte, wie die feuchte Nachtluft einen Geruch nach Schlamm, frisch gebrühtem Kaffee und regennassen süßlichen Olivenblüten mit sich trug. Auch das Aroma der Lady stieg ihm in die Nase - eine Mischung aus fein gemahlener Seife, Veilchen und dem Duft eines warmen, vom Regen durchnässten weiblichen Körpers. Seine Muskeln spannten sich an und zogen mit einer Gewalt an seinen Lenden, dass ihm Tränen in die Augen traten.
    Endlich
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