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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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bevorzugten und der Natur ein wenig nachhalfen, indem sie sich dezent schminkten.
    Und diese Amerikaner sprachen sich auch dagegen aus, dass Theater und Spielhallen am Sonntag geöffnet hatten. Ebenso hatten sie etwas gegen die freundliche Angewohnheit von Gastgeberinnen, für Tanzmusik zu sorgen, wenn sie am Sonnabend zu einer Soiree einluden. Wie arrogant sie doch waren, wenn sie glaubten, es sei tugendhafter, in unmoderner Kleidung bis oben zugeknöpft dazusitzen und einander in die ernsten Gesichter zu starren, anstatt sich gut zu kleiden und sich zu vergnügen, wenn man mit le bon Dieu seinen Frieden geschlossen hatte.
    Zu ihrem Vater hätte es gepasst, sich für diesen Mann allein wegen seiner Herkunft zu entscheiden. Papa würde schon darauf achten, dass nichts an dessen Gebaren oder Auftreten auf sie anziehend wirkte, und in diesem Fall lag er damit auch genau richtig.
    Mere de Dieu! Aber sie musste alles daransetzen, um zu verhindern, dass die Wahl auf den Kaintuck fiel.
    Nachdem sie in ihr Schlafzimmer zurückgekehrt war, ging Sonia zum Kamin und zündete an den auf dem Rost liegenden glühenden Kohlen einen Fidibus an.
    Damit begab sie sich zu den Kerzen in den Leuchtern zu beiden Seiten ihres Frisierspiegels und zündete sie an. Der helle Lichtschein ließ ihr rotes Haar so erstrahlen, dass ihr Gesicht im Vergleich dazu kreidebleich erschien. Ihre Augen wirkten darin wie zwei brennende blaue Punkte, umgeben von lavendelfarbenen Schatten als Reaktion ihres Körpers auf die letzten Wochen, die beileibe nicht einfach gewesen waren.
    An ihrem Toilettentisch sitzend, dachte sie noch einen Moment lang über den Gast ihres Vaters nach. Was würde der wohl zu einer übermäßig geschminkten Vettel sagen?
    Von einem plötzlichen Entschluss erfasst, ließ sie das Schultertuch fallen und griff mit beiden Händen den Saum ihres Mieders, um es ein Stück nach unten zu ziehen, damit die Wölbung ihrer Brüste deutlicher in den Mittelpunkt rückte. Das Ergebnis hatte etwas nahezu Verruchtes, was genau ihrer Absicht entsprach. Als Nächstes griff sie nach einem kleinen Päckchen mit rotem Schminkpapier, das auf dem Tisch lag, zog ein Blatt heraus und rieb es fest über ihre Wangen. Dann benetzte sie mit der Zunge ihre Lippen und drückte das Papier darauf, doch der Effekt genügte ihr noch nicht. Wagemutig rieb sie mit dem Blatt über ihre Augenlider, folgte dem Schwung ihres Halses und schob es zwischen ihre Brüste. So sah das schon besser aus.
    Sie griff zu einem Pinsel und ein wenig Öl, um ihre Wimpern mit Lampenruß zu schwärzen. Als die Tür zu ihrem Zimmer aufging, erschrak sie sich so, dass ihr fast der Pinsel aus der Hand gefallen wäre.
    »Chere! Was machst du denn da? Du siehst ja aus wie das Abbild einer Dirne!«
    Mit trotzigem Blick betrachtete sie das Spiegelbild der gepflegten älteren Lady in der Türöffnung. »Genau das ist meine Absicht, Tante Lily.«
    »Wie meinst du denn das? Dein Papa wird entrüstet sein.«
    »Das ist es mir wert, wenn der Gentleman, der ihn besucht, genauso reagiert. Außerdem weißt du genau, was du sagen musst, um Papa zu beschwichtigen und die Wogen zu glätten.«
    Ihre Tante — seit vielen Jahren ihre Anstandsdame — kam herein und schloss hinter sich die Tür. »Aber nein, chere«, sagte sie und setzte eine besorgte Miene auf. »Dezent ist all das, was die Schönheit betont. Das habe ich dir doch schon so oft gesagt, dass ...« Mitten im Satz hielt sie inne. »Gentleman? Was für ein Gentleman? Ich weiß von keinem Gentleman.«
    »Ein Amerikaner. Nach dem Aussehen zu urteilen ein Kaintuck. Ich glaube, die mögen ihre Frau blass und schwach, und die Kleider müssen sie so hochgeschlossen wie Nonnen tragen. Sich zu schminken betrachten sie als Teufelswerk.«
    »Dann willst du, dass dieser Amerikaner dich abstoßend findet? Im Namen aller Heiligen, warum denn das?«
    »Damit er den Posten ablehnt, den Papa ihm in diesen Minuten anbietet. Warum wohl sonst?«
    Ihre Tante legte eine Hand an die Schläfe. »Was denn, noch ein Kandidat, der auf dich aufpassen soll? Vielleicht wird er ja so wie die anderen weggeschickt.«
    »Ich fürchte, das wird nicht der Fall sein. Er ist ... anders.«
    »Trotz allem ist er auch ein Mann, zumindest sollte man das annehmen. Wenn er die Gunst deines Papas gewinnt, dann wird er den Posten tout de suite in der Hoffnung annehmen, dass du tatsächlich die liederliche Frau bist, als die du dich präsentierst. Nein, wirklich, chere, das wird nicht
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