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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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funktionieren.«
    Skeptisch betrachtete Sonia ihr Spiegelbild, ehe sie wieder zu ihrer Tante sah. »Glaubst du, ich habe es übertrieben?«
    »Ganz bestimmt.«
    Ihre Tante Lily kannte sich in solchen Dingen besser aus als sie selbst. Zweimal war Lily verheiratet gewesen, beide Male wurde sie Witwe, und als immer noch gut aussehende Frau genoss sie regelmäßig die Gesellschaft verschiedener älterer Gentlemen. Diese Verehrer buhlten darum, wer ihren Fächer oder ihre Tanzkarte halten durfte, sie boten ihr den Arm an, um ihr bei ein paar Stufen oder an der Bordsteinkante zu hellen. An den Besuchstagen kamen sie zu ihr und sorgten mit charmanten Unterhaltungen für ihren Zeitvertreib.
    Dabei wurden sie von Tante Lily kaum einmal zu einem solchen Engagement aufgefordert. Nach Sonias Empfinden genoss sie es einfach, von Männern umschwärmt zu werden. Sie wäre vielleicht zu einer dritten Ehe bereit gewesen, doch sie hatte ihren Haushalt aufgegeben, um Anstandsdame für Sonia zu sein, die einzige Tochter ihrer Schwester, die nun schon seit so vielen Jahren tot war. Dank ihrer corsetiere und Schneiderin konnte sie eine tadellose Figur vorweisen, und ihr glänzendes Haar ließ nicht erkennen, dass sie schwarzen Kaffee benutzte, um das ursprüngliche Goldbraun zu erhalten. Auch ihre Wimpern hätten von Natur aus so dunkel sein können, wäre Sonia nicht das Gegenteil bekannt gewesen. Sonias größter Wunsch war es, in diesem Alter noch so auszusehen wie ihre Tante. Allerdings würde sie nach Möglichkeit versuchen, einer Ehe aus dem Weg zu gehen, erst recht einer zweiten!
    »Das muss ausreichen«, sagte Sonia schließlich. »Ich wüsste nämlich nicht, wie ich den Mann sonst entmutigen könnte.« Sie wandte sich vom Spiegel ab und hob das Schultertuch auf, das sie auf den Boden hatte fallen lassen. »Mit ein wenig Glück wird er genauso moralisierend und ablehnend reagieren wie die anderen seiner Art. Wünschst du mir bonne chance .«
    Auch wenn ihre Tante dazu neigte, sie zu schelten, unternahm sie darüber hinaus wenig, um ihre Schutzbefohlene im Zaum zu halten. »Von ganzem Herzen«, antwortete sie — in ihren braunen Augen lag ein besorgter Ausdruck -, »auch wenn ich nach wie vor glaube, dass du einen Fehler begehst.«
    »Wenn er sich davon nicht abschrecken lässt, dann werde ich mir eben etwas anderes ausdenken müssen, nicht wahr?« Sonia lächelte, als sie über die Schulter zu ihrer Tante blickte. Dann atmete sie tief durch, um sich zu entspannen, und schwebte regelrecht aus dem Zimmer.

Zweites Kapitel
    Kerr Wallace erhob sich von seinem Platz, als ein Wirbelwind aus Seide, Spitze und betörendem Parfümduft ins Zimmer gestürmt kam. Seine Geste war natürlich eine höfliche Reaktion gegenüber einer Lady, zugleich erhob er sich aber aus dem Sessel, weil der Auftritt dieser Lady ihn auf das Äußerste beunruhigte. Das konnte doch nicht die Tochter sein, die eine Begleitung zu ihrer Hochzeit benötigte. Nicht dieses Geschöpf mit rotem Haar, aufblitzenden Augen und zarten milchig weißen Brüsten, denen der Kerzenschein einen rosigen seidigen Glanz verlieh.
    Falls ja, dann hätte er mehr als genug zu tun.
    Warum in Gottes Namen konnte sie nicht nachlässig gekleidet und demütig sein, flachbrüstig und mit einem schielenden Auge? Mit einer solchen Frau wäre er wohl zurechtgekommen.
    Aber er hätte es ohnehin wissen sollen. Ein Mann wie Jean Pierre Rouillard konnte keine schlichte Braut haben, sondern es musste einfach die schönste und feinste sein. Wenn nicht seine Eitelkeit, dann verlangte allein schon sein Stolz das.
    Auch sein Gastgeber Monsieur Bonneval war aufgesprungen, jedoch zeigte sein Gesicht einen missbilligenden Ausdruck, so als würde er oft eine solche Miene aufsetzen, sodass die tiefen Falten wie eingemeißelt wirkten. »Sonia, ma chere, du störst eine geschäftliche Angelegenheit. Lass uns bitte allein.«
    Kerr entging nicht, dass die Worte als Befehl gemeint waren. Die Lady ließ sich davon allerdings nicht beeindru-cken, sondern trat einen Schritt vor und streckte ihm die Hand entgegen. »Aber wir haben einen Gast, Papa«, sagte sie und warf nur einen kurzen Blick über die Schulter. »Er muss willkommen geheißen werden. Willst du mich ihm nicht vorstellen?«
    »Sonia!«
    Unter dem Rot ihrer Wangen wurde sie ein wenig blasser, wie Kerr bemerkte. Er bedauerte, die Ursache für diese Reaktion zu sein, und er sah keinen Grund, warum es so weitergehen sollte. Außerdem missfiel ihm der Gedanke,
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