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Duell der Leidenschaft

Titel: Duell der Leidenschaft
Autoren: Jennifer Blake
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zittern anfing. In dem Augenblick begann sie zu verstehen, was es mit diesem Blutrausch auf sich hatte, der manchmal einen Mann auf dem Feld der Ehre erfasste.
    Es war schließlich Kerr gewesen, der zu ihr kam und ihr das Messer aus ihrer bebenden Hand nahm.
    Was sich danach zugetragen hatte, war ihr nur verschwommen in Erinnerung geblieben. Sie konnte sich kaum ins Gedächtnis rufen, wie man sie aus Jean Pierres Haus wegbrachte oder wie sie zum Haus des Marquis gelangt war. Die Tage danach schienen völlig aus den Fugen geraten zu sein, da sie immer nur hatte schlafen wollen.
    Selbst jetzt konnte sie nach wie vor nicht lange schlafen. In den letzten Tagen hatte sie nur mit wenigen Leuten gesprochen: mit Tremont, mit der Tochter des Marquis, die bereits weit über fünfzig war, aber keinen Tag älter als fünfunddreißig aussah, außerdem mit ein paar Nachbarn, die zu Besuch gekommen waren. Jeder war sehr nett zu ihr und versuchte, jeglichen ungünstigen Eindruck auszuräumen, den sie von ihrer schönen Stadt gewonnen haben mochte.
    Soweit sie sich erinnern konnte, hatte sie mit Kerr nur ein paar Worte gewechselt.
    Er schien auf einmal einen Bogen um sie zu machen. Jetzt stand er allein am Bug des Schiffs und sah hinaus auf den Ozean, anstatt die Stadt zu betrachten, die sie hinter sich ließen. Er sah gut aus in seinem neuen Gehrock mitsamt Weste und Hose, die der Schneider des Marquis auf Tremonts Bitte hin angefertigt hatte. Es war ein Geschenk als Wiedergutmachung für die leichte Gehirnerschütterung, die Kerr wegen seines Befehls erlitten hatte. Der graue Wollstoff passte zur Farbe seiner Augen, und seine Schultern wirkten in diesem Anzug fast so breit wie das Schiff selbst.
    Aber sein neuer Anzug ließ ihn auch unnahbar und ungeheuer Furcht einflößend erscheinen. So gab Kerr sich schon, seit sich herausgestellt hatte, dass sie gemeinsam nach New Orleans zurückkehren würden. Er war wieder ihre Eskorte, was er nach wie vor als seine Aufgabe anzusehen schien, aber mehr tat er nicht. Von gelegentlichen Unterhaltungen abgesehen, die mit seiner Aufgabe in Zusammenhang standen, wechselten sie kaum ein Wort miteinander und waren auch niemals allein. Jeder persönliche Kontakt war beendet worden.
    Sie hatten sich aus Gründen geliebt, die kaum mit Verlangen und erst recht nicht mit einer dauerhaften Liaison zusammenhingen. Sie hatte einen Vorwand benötigt, um die Heirat zu vermeiden, und er musste einen Anlass haben, Jean Pierre herauszufordern. Dass weder das eine noch das andere so abgelaufen war, wie sie es sich vorgestellt hatten, tat dabei nichts zur Sache, denn am Ende war doch alles zu ihrer Zufriedenheit ausgegangen. Sie musste nicht heiraten, und Kerr hatte den Mann zu Fall gebracht, der für den Tod seines Bruders verantwortlich gewesen war. Welche Notwendigkeit gab es da noch, sich zu berühren und zu halten, sich zu küssen oder in den Armen des anderen einzuschlafen?
    Sonia ballte so gereizt die Fäuste, dass eine Naht ihres Handschuhs aufplatzte, Sie sah nach unten und strich die Stelle im Leder glatt, dann zwang sie sich, die Hand flach auf die Reling zu legen.
    »Ich wünschte, Monsieur Tremont hätte mit uns segeln können«, meinte Tante Lily. »Ich verstehe ja, dass es das Beste sein wird, wenn er seinen Gefangenen auf einem amerikanischen Schiff unterbringt. Ich hoffe nur, er kann den Hafen noch verlassen, bevor die Invasions-
    Streitmacht eintrifft, von deren Ankunft er so überzeugt ist.«
    »Ja, wirklich«, sagte Sonia, die alle Mühe hatte, sich auf das zu konzentrieren, was ihre Tante sagte. Wie seltsam es doch war, in Tremont einen Agenten der US-Regierung zu sehen. Und ebenso seltsam war es, dass die Waffen, die in New Orleans an Bord genommen wurden, bedeutend genug sein konnten, um ihn loszuschicken, den Waffenhandel mit Mexiko zu untersuchen. Und jetzt war Jean Pierre wegen dieses Verbrechens Tremonts Gefangener.
    Was wäre wohl aus ihr oder Kerr geworden, wäre Tremont nicht gewesen? Aber eigentlich interessierte es sie nicht, darüber nachzudenken.
    »Du bist doch hoffentlich nicht immer noch wütend auf ihn, weil er dich entführt hat, oder etwa doch? Ich dachte, er hätte seine Gründe recht klar und deutlich dargelegt. Du solltest dankbar sein, dass er derjenige war, der dich aus der Kutsche holte, nicht einer von Jean Pierres Handlangern. Mir läuft noch jetzt ein Schauder über den Rücken, wenn ich mir vorstelle, welche unwürdige Behandlung dir dann vielleicht zuteil geworden
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