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Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht (Deutsche Ausgabe)

Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht (Deutsche Ausgabe)

Titel: Dublin Street - Gefährliche Sehnsucht (Deutsche Ausgabe)
Autoren: Samantha Young
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wandte mich von ihm ab, beobachtete den Verkehr und betete, diese Taxifahrt möge lieber gestern als heute zu Ende gehen.
    Als wir uns der Princes Street und einer weiteren, durch das Straßenbahnprojekt des Stadtrats verursachten Umleitung näherten, begann ich mich zu fragen, wie ich aus dem Taxi entkommen konnte, ohne noch einmal mit ihm sprechen zu müssen.
    »Bist du schüchtern?«, fragte der Anzugträger und machte so meine Hoffnungen zunichte.
    Ich konnte nicht anders, bei seiner Frage drehte ich mich unwillkürlich mit einem verwirrten Lächeln zu ihm um. »Wie bitte?«
    Er legte den Kopf schief und musterte mich aus zusammengekniffenen Augen. Irgendwie erinnerte er an einen trägen Tiger, der mich eingehend beäugte, als überlege er, ob ich eine lohnende Beute wäre. Ich erschauerte, als er wiederholte: »Bist du schüchtern?«
    War ich schüchtern? Nein. Nicht schüchtern. Aber meistens selig gleichgültig. So gefiel es mir. Es war sicherer. »Wie kommst du denn darauf?« Strahlte ich schüchterne Schwingungen aus? Bei dem Gedanken verzog ich das Gesicht.
    Der Anzugträger zuckte erneut die Achseln. »Die meisten Frauen würden es ausnutzen, dass ich mit ihnen im Taxi gefangen bin – mir Löcher in den Bauch fragen, mir ihre Telefonnummer aufdrängen … und anderes.« Sein Blick wanderte zu meiner Brust, bevor er zu meinem Gesicht zurückkehrte. Meine Wangen glühten innerlich. Ich konnte mich nicht daran erinnern, wann es irgendjemandem zuletzt gelungen war, mich in Verlegenheit zu bringen. Da ich peinliche Situationen wie diese nicht gewohnt war, versuchte ich, meine Verlegenheit zu überwinden.
    Von seinem übersteigerten Selbstbewusstsein verblüfft, grinste ich ihn an; selbst überrascht von der Freude, die mich überkam, als sich seine Augen angesichts meines Lächelns leicht weiteten. »Wow, du bist aber ziemlich von dir eingenommen.«
    Er grinste zurück. Seine Zähne waren weiß, aber nicht perfekt, und sein schiefes Lächeln löste in mir ungewohnte Gefühle aus. »Ich spreche nur aus Erfahrung.«
    »Ich gebe meine Telefonnummer normalerweise keinen Männern, die ich gerade erst kennengelernt habe.«
    »Aha.« Er nickte, als sei ihm etwas über mich klargeworden, sein Lächeln erstarb, und seine Züge schienen sich zu verschließen. »Du gehörst zu dem ›Kein Sex vor dem dritten Date, Hochzeit und Kinder‹-Typ Frau.«
    Ich schnitt ob dieses bissigen Urteils eine Grimasse. »Nein, nein und nochmals nein.« Hochzeit und Kinder? Bei der Vorstellung überlief mich ein Schauer, die Angst, die mich Tag für Tag begleitete, erwachte zum Leben und schnürte mir die Brust zu.
    Der Anzugträger sah mich wieder an, und was er in meinem Gesicht las, ließ ihn sichtlich entspannen. »Interessant«, murmelte er.
    Nein. Nicht interessant. Ich wollte für diesen Typen nicht interessant sein. »Ich gebe dir meine Nummer nicht.«
    Wieder grinste er. »Ich habe nicht darum gebeten. Und selbst wenn ich sie hätte haben wollen, hätte ich nicht gefragt. Ich habe eine Freundin.«
    Ich ignorierte den enttäuschten Knoten in meinem Bauch – und offensichtlich auch den Filter zwischen meinem Gehirn und meinem Mund. »Dann hör auf, mich so anzusehen.«
    Der Anzugträger wirkte belustigt. »Ich habe eine Freundin, aber ich bin nicht blind. Nur weil ich etwas nicht tun kann, heißt das noch lange nicht, dass ich nicht hinschauen darf.«
    Die Aufmerksamkeit dieses Typen versetzte mich keineswegs in freudige Erregung. Ich bin eine starke, unabhängige Frau , mahnte ich mich. Wieder blickte ich aus dem Fenster und stellte erleichtert fest, dass wir bei Queen Street Gardens angelangt waren. Die Dublin Street lag gleich um die Ecke.
    »Sie können mich hier rauslassen, danke«, rief ich dem Fahrer zu.
    »Wo genau?«, fragte er nach.
    »Hier«, wiederholte ich etwas schärfer als beabsichtigt, stieß aber erneut erleichtert den Atem aus, als der Blinker zu ticken begann und das Auto am Straßenrand hielt. Ohne den Anzugträger eines weiteren Blickes oder Wortes zu würdigen, reichte ich dem Fahrer etwas Geld und tastete nach dem Türgriff.
    »Warte.«
    Ich erstarrte und schielte argwöhnisch über meine Schulter. »Wieso?«
    »Hast du auch einen Namen?«
    Ich lächelte, froh, ihm und der bizarren Anziehungskraft zwischen uns zu entrinnen. »Ich habe sogar zwei.«
    Ich sprang aus dem Taxi, ohne auf den verräterischen Freudenschauer zu achten, der mich überlief, als ich das leise Lachen des Anzugträgers hinter mir
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