Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Du wirst sein nächstes Opfer sein: Thriller (Knaur TB) (German Edition)
Autoren: Donn Cortez
Vom Netzwerk:
Der Patron jedoch hatte andere Beweggründe.
    »Ich schaffe keine Kunst«, hatte er Jack mitgeteilt. »Ich schaffe Künstler.«
    Und die zutiefst erschreckende Tatsache war, dass es stimmte.
    Was Jack umgab, hatte er den Anstrengungen des Patrons zu verdanken. Es waren Werke eines Künstlers, dem Geliebte, Eltern und Freunde auf grausame, alptraumhafte Weise geraubt worden waren. Der Patron hatte bevorzugt in den Ferien und an Feiertagen zugeschlagen, wenn sich Familien und Partner besonders nahe sind. Die Leichen der Opfer hatte er so einfallsreich drapiert, dass die emotionale Wirkung auf den, der sie fand, möglichst groß war – und dabei handelte es sich meist um den Künstler selbst. So hatte Jack seine Familie an Weihnachten ermordet aufgefunden.
    Seither feierte er Weihnachten nicht mehr.
    Der Patron war ein Ungeheuer mit einer unmenschlichen Intelligenz, die umso schrecklicher war, da er die menschliche Natur so klar durchschaute. Denn oft sollte er recht behalten. Zwar stürzten die meisten der Künstler, denen der Patron so etwas angetan hatte, in einen Strudel der Selbstzerstörung, doch die wenigen, die diesen überlebt hatten, schafften den Sprung von der Mittelmäßigkeit zum Genie. Nun war Jack von ihren Werken umgeben, die Zeugnis von der Widerstandsfähigkeit des schöpferischen Geistes ablegten. Es war die Privatsammlung des Patrons. Schon jetzt war sie etliche Millionen wert, und Jack vermutete, dass man einige Kunstwerke aus der Sammlung bald als unbezahlbar erachten würde.
    Jack wusste jedoch, dass das nicht stimmte, denn er kannte den Preis sehr genau.
    Der Patron war dem Closer nicht entkommen. Am Ende hatte Jack ihn aufgespürt und ihm dieselben Fragen gestellt, die er auch den anderen gefangenen Mördern gestellt hatte … aber er hatte keine Antworten mehr bekommen.
    Nachdem er ihn zwanzig Minuten lang verhört hatte, hatte der Patron einen Herzschlag bekommen und war gestorben.
    Jack begutachtete das Kunstwerk vor ihm, eine Neoninstallation, die an Drähten von der Decke hing. Es stellte ein Labyrinth von Wörtern aus gebogenem, leuchtendem Glas dar. Die Buchstaben waren so miteinander verbunden, dass die Wörter ineinander übergingen und sich gegenseitig umschlangen; Verlust und Freude und Schmerz und Dank und Haut und süß und Blut, sie alle waren unentwirrbar ineinander verflochten. Dabei waren die Wörter am Rande des Knäuels am leichtesten zu lesen, während die in der Mitte nur noch einen Wirrwarr aus Lichtern darstellten.
    Es war schön und ergreifend. Jedes Mal, wenn Jack es betrachtete, wollte er es mit einem Schlosserhammer zertrümmern.
    »Hey.« Nikki, Jacks Partnerin, stand mit einer Flasche Wasser in der Tür. Die beiden waren kein Liebespaar, und statt romantischer Gefühle verbanden sie Gewalt und Schmerz. Sie trug weite graue Trainingshosen, Laufschuhe und ein wenig körperbetontes schwarzes T-Shirt. Vom Laufen war ihr blondes Haar schweißnass. Die Mittdreißigerin besaß den robusten Körperbau einer Athletin, markante Gesichtszüge und eisblaue Augen. Bevor sie Jack kennengelernt hatte, hatte sie sich mit Blowjobs durchgeschlagen. »Hat Deslane sich zurückgemeldet?«
    »Ja.« Rene Deslane war einer der Künstler, den der Patron im Visier gehabt hatte. »Hat mir eine E-Mail geschickt und gemeint, ich solle mich zum Teufel scheren. Hat mir nicht geglaubt, dass ich der bin, für den ich mich ausgebe, oder dass ich getan habe, was ich behaupte. Er hat mir einfach nicht geglaubt, Punkt.«
    »Du hast ihm die Informationen zukommen lassen, oder?« Sie nahm einen ordentlichen Schluck Wasser.
    »Ja. Aber das ist ziemlich mager, Nikki … Wir haben einfach nicht so viele harte Fakten, wie wir sie aus den anderen herausgekitzelt haben.«
    »Das ist nicht deine Schuld, Jack. Woher sollten wir wissen, dass er einfach so den Löffel abgeben würde?« Sie hatten dem Patron den Ausweis abgenommen und seine Leiche in eine Seitengasse in Vancouvers East Side geworfen. Da er eines natürlichen Todes gestorben war, brauchten sie sich nicht die Mühe zu machen, ihn ganz verschwinden zu lassen. Nur ein einziger Mensch konnte sie in Verbindung mit dem Toten bringen, nämlich derjenige, auf den der Patron seine Schandtaten hatte abwälzen wollen. Würden sie diesem aber die Beweise vorlegen, dass der Patron ihm eine Mitschuld an den Morden hatte unterschieben wollen, wäre es ein Leichtes, sein Schweigen zu erlangen.
    So erdrückend das Beweismaterial war, so wenig sagte es über die
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher