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Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist

Titel: Du wirst schon noch sehen wozu es gut ist
Autoren: Peter Cameron Stefanie Kremer
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dass du so etwas nie wieder tust.»
    «Ich weiß ja, dass es mich nichts angeht», sagte Gillian.«Aber es ist schon fast Mittag. Sollte nicht wenigstens einer von euch in der Galerie sein?»
    «Ich arbeite nicht mehr in der Galerie», sagte ich.
    «Du hast gekündigt?»
    «Nein, ich bin gefeuert worden.»
    «Von wem?»
    «Was glaubst du denn», sagte ich.«Von Mom.»
    Gillian sah zu meiner Mutter.«Du hast James gefeuert? Warum denn?»
    «Ich habe James aus Gründen gefeuert, die vertraulich bleiben müssen. Aber er wurde begnadigt.»
    «Was?», fragte ich.
    «Du bist nicht mehr gefeuert», sagte meine Mutter.«Nachdem du gestern Nachmittag fort warst, hat John mich angerufen. Er hat über die ganze Sache nachgedacht und meinte, er habe überreagiert. Er ist immer noch ziemlich aufgebracht und wütend über das, was passiert ist, genau wie ich, aber offenbar sieht er sich in der Lage, weiter mit dir zu arbeiten. Du kannst dich sehr glücklich schätzen, James.»
    «Was ist passiert?», fragte Gillian.«Was hat James John denn angetan?»
    «Das geht dich nichts an, Gillian. Das ist etwas zwischen John und James und mir.»
    Gillian wandte sich zu mir.«Was hast du John angetan?»
    «Ich habe John sexuell belästigt», sagte ich.«Das wird zumindest behauptet.»
    «Das wird behauptet, weil es die Wahrheit ist, James, und je eher du das begreifst, desto vernünftiger wirst du in Zukunft sein.»
    «Was hast du ihm denn angetan?», fragte mich Gillian.
    «Es tut mir leid», sagte meine Mutter,«aber an dieser Unterhaltung möchte ich nicht teilnehmen. Ich wünschte, ihr würdet irgendwo anders darüber reden, irgendwann anders.»
    «Das ist absurd», sagte Gillian.«Du willst uns vorschreiben, worüber wir in unserem eigenen Zuhause reden dürfen?»
    «Ja», sagte meine Mutter.«Genau das tue ich, aber nachdem ihr noch nie auf mich gehört habt oder getan habt, worum ich euch gebeten habe, erwarte ich kaum, dass ihr euch jetzt ändert. Eure Persönlichkeiten sind ausgebildet. Meine Arbeit hier ist getan. Ich gehe unter die Dusche.»
    Das Telefon klingelte. Gillian hob ab, und dann sagte sie:«Oh, hallo, Jordan. Wie geht es dir? Hast du eine schöne Zeit in New York? Ah, gut. Tatsächlich? Das ist ja lustig. Ich habe es Montagabend gesehen. Unglaublich, ja. Ist sie nicht phantastisch? Wie sie das Bühnenbild zerlegt hat - hast du gesehen, wie sie sich an die Wände gekrallt hat? Du machst Witze - zwei Abende hintereinander! Wie bist du an die Karten gekommen? Nein, er hat es noch nicht gesehen, aber ich bin sicher, das würde er gern. Er ist gerade hier. Warte eine Sekunde.»
    Sie legte die Hand über die Sprechmuschel und drehte sich zu mir um.«Es ist Jordan», sagte sie.
    «Jordan?», fragte ich.«Welcher Jordan?»
    «Dein Zimmergenosse Jordan. Ich habe es dir doch erzählt, er hat gestern schon angerufen. Er möchte mit dir sprechen.»Sie hielt mir den Hörer entgegen.
    «Dein Zimmergenosse?», sagte meine Mutter.«Auf der Brown?»
    «Genau», sagte Gillian.«Jordan Powell. Oder Howell. Er ist sehr nett. Er hat gestern schon angerufen, und ich habe ihm gesagt, dass James am Abend zurückrufen würde, aber ich denke mal, dass er es wegen seiner Flucht zu Großmutter nicht geschafft hat.»
    «Ich habe dir doch gesagt, dass ich ihn nicht zurückrufe», sagte ich.«Er ist nicht mein Zimmergenosse. Ich gehe nicht auf die Brown.»
    «Bitte», sagte meine Mutter,«fang nicht wieder mit diesem Unsinn an.»
    «Das ist kein Unsinn, und ich kann nicht wieder damit anfangen, weil ich nie aufgehört habe.»
    «Eine Sekunde, Jordan. James ist gleich hier», sagte Gillian. Sie ging um den Tisch und hielt mir das Telefon entgegen.«Sei kein Arsch, James. Er hat dich zweimal angerufen. Er ist einfach nur freundlich. Er möchte mit dir ins Theater gehen und Eines langen Tages Reise in die Nacht ansehen.»
    «Heute Abend?», fragte ich.
    «Ja», sagte Gillian.«Er ist heute Morgen um fünf Uhr aufgestanden, um sich an der Schlange für zurückgegebene Karten anzustellen. Sprich mit ihm.»Sie stieß mit dem Telefon wie mit einem Fehdehandschuh nach mir, doch ich nahm es nicht. Meine Mutter wollte etwas sagen, zögerte aber. Sie sahen mich beide an, meine Mutter flehentlich und Gillian herausfordernd. Und dann machte Gillian etwas Seltsames. Sie sagte:«Bitte, James.»Sie sprach leise, mit einer Stimme, die ich noch nie bei ihr gehört hatte, und dann legte sie das Telefon ganz vorsichtig vor mir auf den Tisch. Sie setzte sich wieder auf
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