Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
Vom Netzwerk:
Mann und öffnete der Frau die Taxitür. »Metropole Hotel, bitte.«
    »Schöne Schuhe«, sagte Jak zu der Frau. »Jimmy Choo, nicht wahr?«
    Sie quietschte vor Stolz und Freude. »Ja, da haben Sie recht!«
    Er erkannte auch ihren betörenden Duft, sagte aber nichts. Intrusion von Oscar de la Renta. Der gefiel ihm.
    Er ließ den Motor an und checkte im Geist alles durch. Taxameter ein. Gurte. Türen geschlossen. Gang einlegen. Handbremse lösen. Die Reifen hatte er nach der letzten Fahrt nicht überprüft, aber noch vor einer halben Stunde, also dürften sie in Ordnung sein. Blick in den Rückspiegel. Dabei erhaschte er noch einen Blick auf das Gesicht der Frau. Zweifellos schön. Er würde gern noch mal die Schuhe sehen.
    »Zum Haupteingang«, sagte der Mann.
    4,025 km, berechnete Jak im Kopf, während er die Auffahrt hinunterfuhr. Er konnte sich Entfernungen merken. Er kannte die meisten Entfernungen innerhalb dieser Stadt. 4026 in bis zum Metropole Hotel, lautete die neue Rechnung. 2,174 Seemeilen. Ein Drittel einer schwedischen Meile. Der Fahrpreis würde etwa 9,20 Pfund betragen, je nach Verkehrslage. »Haben Sie hoch- oder tiefhängende Spülkästen in Ihrem Haus?«, erkundigte er sich.
    Nach kurzem Schweigen, in dem Jak auf die Straße bog, warf der Mann der Frau einen Blick zu und antwortete: »Hochhängende. Wieso?«
    »Wie viele Toiletten haben Sie in Ihrem Haus? Sicher eine ganze Menge, stimmt’s?«
    »Wir haben genug«, sagte der Mann.
    »Ich kann Ihnen sagen, wo Sie ein schönes Exemplar eines hochhängenden Spülkastens finden – in Worthing. Ich kann Ihnen die Toilette gerne zeigen, falls Sie interessiert sind.« Jaks Stimme klang hoffnungsvoll. »Es ist ein wirklich schönes Exemplar. Auf den öffentlichen Toiletten, in der Nähe des Piers.«
    »Nein, danke, das ist nicht so mein Ding.«
    Das Paar auf dem Rücksitz schwieg.
    Jak fuhr. Er konnte ihre Gesichter im Licht der Straßenlaternen beobachten. Im Rückspiegel betrachtete er die Augen der Frau. »Sie haben Schuhgröße 38, oder?«
    »Ja! Woher wissen Sie das?«
    »Ich kann es erkennen. Immer.«
    »Das ist sehr schlau von Ihnen!«
    Jak verstummte. Vermutlich redete er zu viel. Der Typ, dem das Taxi gehörte, hatte gesagt, in letzter Zeit hätten sich Leute beschwert, weil er zu viel rede. Der Typ sagte, die Leute wollten nicht immer reden. Jak wollte seinen Job nicht verlieren. Also hielt er den Mund. Er dachte an die Schuhe der Frau, während er zur Promenade hinunterfuhr. Windböen zerrten am Taxi. Der Verkehr floss zäh. Aber er behielt recht mit dem Fahrpreis.
    Als er vor dem Eingang des Hilton Brighton Metropole Hotels anhielt, zeigte der Taxameter genau 9,20 Pfund.
    Der Mann gab ihm zehn Pfund und sagte, der Rest sei für ihn.
    Jak beobachtete, wie die beiden ins Hotel gingen. Wie der Wind das Haar der Frau zerzauste. Wie die Schuhe von Jimmy Choo in der Drehtür verschwanden. Schöne Schuhe. Er war erregt.
    Erregt, wenn er an die kommende Nacht dachte.
    Es würde noch so viele Schuhe geben. Besondere Schuhe für besondere Nächte.

3
Jetzt
Mittwoch, 31. Dezember
    Detective Superintendent Roy Grace starrte aus dem Fenster seines Büros in die dunkle Leere der Nacht, auf die Lampen des Supermarktparkplatzes gegenüber und die fernen Lichter der Stadt Brighton and Hove. Windböen heulten. Er spürte den kalten Luftzug, der durch die dünne Scheibe drang, auf der Wange.
    Silvester. Er sah auf die Uhr. Viertel nach sechs. Es war Zeit für den Feierabend. Es war Zeit, das hoffnungslose Unterfangen, seinen Schreibtisch aufzuräumen, aufzugeben und nach Hause zu fahren.
    Es war jedes Jahr an Silvester das Gleiche, dachte er. Er nahm sich immer vor, den ganzen Papierkram aufzuräumen und das nächste Jahr mit einem sauberen Tisch zu beginnen. Er war immer gescheitert. Morgen würde er ins hoffnungslose Chaos zurückkehren. Es war sogar noch schlimmer als im letzten Jahr. Und da war es schon schlimmer gewesen als im Jahr davor.
    Sämtliche Akten der Fälle, die er in diesem Jahr bearbeitet hatte, stapelten sich auf dem Boden. Daneben türmten sich kleine, wacklige Hochhäuser aus blauen Kartons und grüne Plastikbehälter voller ungeklärter Fälle.
    Obwohl er sich bei der Arbeit auf aktuelle Mordfälle und andere Kapitalverbrechen konzentrierte, lag Roy Grace sehr viel an seinen ungeklärten Fällen. Er ging so weit, eine persönliche Verbindung zu jedem Opfer zu spüren. Doch er war nicht in der Lage gewesen, sich eingehender mit diesen Akten zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher