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Du sollst nicht sterben

Titel: Du sollst nicht sterben
Autoren: Peter James
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erledigt und gute Fortschritte gemacht, während er die eingehenden Meldungen im Computer im Auge behielt.
    Wie erwartet hatte es einige Zwischenfälle in Kneipen und Diskotheken gegeben, meist Schlägereien und ein paar Taschendiebstähle. Dazu kleinere Verkehrsunfälle, eine häusliche Auseinandersetzung, eine Beschwerde über Partylärm, einen vermissten Hund, ein gestohlenes Moped und einen Mann, der angeblich nackt die Western Road hinuntergelaufen war. Nun aber war ein ernsthafter Zwischenfall gemeldet worden. Eine Vergewaltigung im eleganten Metropole Hotel, die Meldung war um 12.55 Uhr auf dem Bildschirm erschienen.
    Bei einer Vergewaltigung gab es vier Kategorien: Fremder, Bekannter, Verabredung oder Partner. Davon wurde in der Meldung noch nichts erwähnt. Am Silvesterabend tranken viele Männer bis zur Besinnungslosigkeit und drängten sich ihren Begleiterinnen oder Partnerinnen auf. Vermutlich fiel der Zwischenfall in diese Kategorie. Ernst, aber allem Anschein nach kein Kapitalverbrechen.
    Zwanzig Minuten später wollte er gerade zum ASDA-Supermarkt hinübergehen, der als Kantine der Kripo galt, und sich ein Sandwich fürs Mittagessen kaufen, als sein Telefon klingelte.
    Es war David Alcorn, ein Detective Inspector, den er gerne mochte. Er arbeitete auf dem Polizeirevier in der Innenstadt, in dem immer viel zu tun war und wo Grace als junger Detective oft selbst eingesetzt gewesen war.
    »Frohes neues Jahr, Roy«, sagte David.
    »Dir auch, David. Hattest du eine gute Nacht?«
    »Ja, war schon in Ordnung. Musste mich ein bisschen beim Trinken zurückhalten, weil ich um sieben hier sein musste. Und bei dir?«
    »Ruhig, aber schön, vielen Dank.«
    »Ich wollte dich auf den neuesten Stand bringen. Sieht aus, als hätten wir eine Vergewaltigung durch einen Fremden im Metropole. Man hat die Kripo benachrichtigt. Eine Beamtin begleitet gerade das Opfer zur Sonderabteilung nach Crawley.«
    Grace machte sich Notizen. »Danke, David. Halt mich auf dem Laufenden, und melde dich, falls du Hilfe von meinem Team benötigst.«
    Dann spürte er das Zögern des Anderen. »Roy, es gibt da etwas, was die Geschichte politisch heikel machen könnte.«
    »Und?«
    »Das Opfer hat gestern einen Wohltätigkeitsball im Metropole besucht. Da sollen viele hohe Tiere von der Polizei gewesen sein.«
    »Namen?«
    »Nun, zum Beispiel der Chief Constable mit seiner Frau.«
    Scheiße, dachte Grace. »Wer sonst noch?«
    »Der Deputy CC. Und ein Assistant Chief Constable. Begreifst du jetzt, wohin der Hase läuft?«
    Grace begriff sehr wohl. »Vielleicht sollte ich jemanden von der Abteilung Kapitalverbrechen abstellen, um die Beamtin zu begleiten. Was meinst du? Nur der Form halber?«
    »Gute Idee.«
    Grace überlegte rasch. Er dachte vor allem an seinen neuen Chef. Falls ACC Peter Rigg tatsächlich so detailversessen war, musste er von Anfang an richtig handeln und sich nach allen Seiten hin absichern. »Danke, David. Ich schicke sofort jemanden los. Bis dahin könntest du mir die Gästeliste besorgen.«
    »Bin schon dabei.«
    »Und wenn so viele Gäste dort übernachtet haben, haben sie sicher auch zusätzliches Personal für den Abend engagiert.«
    »Auch da bin ich schon dran.« Alcorn klang leicht angefressen, als würde Grace seine Fähigkeiten anzweifeln.
    »Natürlich, tut mir leid.«
    Nachdem er das Gespräch beendet hatte, rief er DC Emma-Jane Boutwood an, eine der wenigen im Team, die heute arbeiteten. Sie hatte den Auftrag bekommen, die bürokratischen Berge abzuarbeiten, die die Staatsanwaltschaft für den Prozess in der Operation Neptun verlangte, einem aufwendigen Fall von Menschenhandel, in dem er in den Wochen vor Weihnachten ermittelt hatte.
    Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis sie in seinem Büro auftauchte. Sie hinkte noch ein bisschen, hatte sich noch nicht ganz von den schlimmen Verletzungen erholt, die sie bei einer Verfolgungsjagd im vergangenen Sommer erlitten hatte. Damals war sie von einem Lieferwagen gegen eine Mauer gedrückt worden. Obwohl sie sich zahlreiche Knochen gebrochen hatte und die Milz nicht zu retten gewesen war, hatte sie darauf bestanden, den Genesungsurlaub vorzeitig zu beenden und wieder den Dienst aufzunehmen.
    »Hi, E-J«, sagte er. »Setzen Sie sich.«
    Grace informierte sie kurz und erklärte ihr die heikle politische Situation. Da klingelte die interne Leitung.
    »Detective Superintendent Grace«, meldete sich eine muntere, freundliche Stimme mit Public-School-Akzent. »Wie geht es
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