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Du sollst meine Prinzessin sein

Du sollst meine Prinzessin sein

Titel: Du sollst meine Prinzessin sein
Autoren: Julia James
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Ben brauchte ihn nicht mehr. Rico konnte in sein altes Leben zurückkehren, so wie Ben in seines.
    Und sie hatte ihres.
    Ohne ihn.
    Nur Erinnerungen. Bloß Erinnerungen.
    Eine bleiche Sonne kämpfte sich durch die Wolken. Nach vielen, vielen Regentagen klarte der Himmel endlich auf. Regentropfen glitzerten noch auf den Ästen der Bäume, und ein leichter Wind war aufgekommen, der den Geruch des Meeres mit sich brachte.
    „Komm schon, Ben, gehen wir an den Strand“, Lizzy legte eine Fröhlichkeit in ihre Stimme, die sie ganz und gar nicht empfand.
    „Ich will nicht“, gab Ben zurück. „Ich möchte zu Tio Rico und der Villa.“
    „Dort verbringen jetzt andere Menschen ihre Ferien. Unsere Ferien sind vorbei. Wir leben jetzt wieder hier in Cornwall.“
    Bens Unterlippe begann zu zittern. Er schluckte, dann hob er den Kopf. „Mummy, will Tio Rico uns nicht mehr?“
    Sie versuchte darauf zu antworten. Versuchte Worte zu finden, die ein vierjähriger Junge verstehen konnte. Aber ihr fielen nur grausame harte Worte ein. Doch was hätte sie sonst sagen sollen? War es nicht noch grausamer, falsche Hoffnungen zu wecken?
    „Dein Onkel hat keine Zeit mehr für uns, Ben“, begann sie vorsichtig. „Er muss wieder seinen Pflichten nachkommen. Wir haben nur einen Urlaub mit ihm verbracht.“
    Ferien. Mehr war es nicht gewesen. Eine verzauberte Zeit voller Magie, Staunen und Glück. Und die Erkenntnis, dass diese Zeit nie wiederkommen würde, machte alles so entsetzlich.
    Die einzige Möglichkeit, den Rest ihres Lebens zu ertragen, war, nicht daran zu denken.
    Mit einer resoluten Bewegung fuhr sie fort, die Badesachen in die Strandtasche zu packen.
    Trotz seiner Proteste ging sie mit Ben an den Strand. Lizzy hatte ganz vergessen, wie frisch der Wind am Anfang des Sommers noch war. Im Schutz der Felsen breitete sie die große Decke mit den bunten Fransen aus.
    Dann blickte sie hinaus aufs Meer.
    Wo ist er jetzt?, fragte sie sich unwillkürlich. In einem anderen angesagten Zufluchtsort? Monte Carlo? Vielleicht in der Karibik? Feierte er eine Party mit anderen Menschen der High Society? Traf er sich mit wunderschönen Frauen? Führte er wieder das Leben des Playboy-Prinzen, für das er geboren war?
    Sie musste damit aufhören. Es spielte keine Rolle.
    Es war egal, wo er war, mit wem er zusammen war oder was er tat.
    Es war unwichtig. Und es würde für den Rest ihres Lebens nicht mehr wichtig sein.
    Lizzy beschwerte die Ecken der Decke mit einem Buch, einem Schuh und der Tasche.
    „Was hältst du von Schwimmen?“, fragte sie Ben.
    „Es ist zu kalt“, antwortete dieser, setzte sich auf die Decke und wickelte sich in ein Handtuch.
    „Dann bauen wir die Spur für die Eisenbahn. Welche Loks hast du mitgebracht?“
    „Damit will ich nicht spielen. Ich will mein Fort, das Tio Rico und ich gemacht haben.“
    Allmählich verließ Lizzy der Mut. „Du weißt doch, wir konnten es nicht mitnehmen. Es war zu groß, Ben. Aber wir haben die Ritter mitgebracht, sind die nicht das Wichtigste?“
    „Aber ich will das Fort. Es hat eine Brücke und ein Gitter, das man hochziehen konnte, und zwei Türme.“
    Die aufsteigende Erinnerung schmerzte wie ein Messerstich mitten ins Herz. Lizzy war wieder die hässliche Schwester, die sich auf so wundersame Weise in Cinderella verwandelt hatte. Sie war Dornröschen und wartete darauf, von dem schönsten Prinzen der Welt wachgeküsst zu werden.
    Nein. Sie durfte nicht daran denken, sich nicht daran erinnern. Es war vorbei. Wie ein Traum.
    Wie ein Märchen, das zu Ende war.
    Sie atmete tief ein. Sie durfte nicht an Märchen denken. Märchen waren nicht real.
    Das hier war die Realität: sie und Ben, hier und jetzt. Und sie würde nicht zulassen, dass er noch länger schmollte. Was hatte das auch für einen Sinn? Sie mussten ihr Leben weiterleben.
    „Das Fort ist nicht mehr da, aber wir haben die Eisenbahn. Also bauen wir die Wege für die Loks“, sagte sie mit erzwungener Entschlossenheit.
    Sie begann, im Sand zu graben, legte einen Weg für die Eisenbahn an, wie Ben es früher immer gerne getan hatte. Der Sand unter der Oberfläche war kalt und nass. In Capo d’Angeli war der Sand immer warm und trocken gewesen.
    Und Rico hatte ihnen geholfen.
    „Komm schon, Ben, mach mit.“
    Missmutig schaufelte auch er ein wenig Sand beiseite. Lizzy ignorierte seine unglückliche Miene. Um weitermachen zu können, musste sie wieder fröhlich werden. Welche Alternativen gab es schon? Sie kniete sich mit dem
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