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Du sollst meine Prinzessin sein

Du sollst meine Prinzessin sein

Titel: Du sollst meine Prinzessin sein
Autoren: Julia James
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sie. „Sie sollten jetzt besser gehen.“
    „Sind Sie sicher?“
    Sie nickte. „Das wäre das Beste für Ben.“ Sie schluckte. „Einen kompletten Bruch wird er am leichtesten verkraften.“
    War es wirklich erst ein paar Wochen her, dass sie zwei Fremde in ihr Haus gebeten hatte?
    Lizzy ging zur Küche hinüber. Niedergeschlagen saß Ben am Tisch.
    „Captain Falieri muss jetzt gehen, Ben. Komm und verabschiede dich von ihm.“
    Ben hob den Kopf. „Können wir nicht mit ihm kommen, Mummy? Mir gefällt es hier nicht mehr. Es ist kalt.“ Tränen hatten sich in seine Stimme geschlichen.
    „Nein, mein Schatz. Das ist unser Zuhause. Unsere Ferien sind vorbei.“
    Jetzt schimmerten wirkliche Tränen in Bens Augen.
    „Ich will nicht, dass sie vorbei sind“, sagte er.
    Es gab nichts, was sie darauf erwidern konnte. Am liebsten hätte sie sich neben ihn gesetzt und ihrer Trauer freien Lauf gelassen. Aber für Ben musste sie stark sein. Sie zwang sich zu einem Lächeln.
    „Alle Ferien enden, Ben. Und jetzt komm und verabschiede dich von Captain Falieri.“
    Sie nahm seine Hand und führte ihn in den Flur.
    „Auf Wiedersehen, Ben“, sagte Falieri ernst. Er streckte die Hand aus.
    Ben nahm sie nicht.
    „Bin ich wirklich kein Prinz mehr?“, fragte er stattdessen.
    Der Captain schüttelte den Kopf. „Ich fürchte nicht, Ben.“
    „Und Mummy ist keine Prinzessin mehr?“
    „Nein.“
    „Das galt nur während der Ferien, mein Schatz“, warf Lizzy ein. Es war die einzige Möglichkeit gewesen, Ben alles zu erklären.
    „Was ist mit Tio Rico? Ist er auch kein Prinz mehr?“
    Unwillkürlich verstärkte Lizzy den Griff um Bens Schulter. „Er wird immer ein Prinz bleiben, mein Schatz. Nichts kann daran etwas ändern.“
    Einen endlosen Moment hielt sie Captain Falieris Blick stand, dann wandte sie den Kopf ab.
    Sie wartete in der offenen Haustür, bis sie ein Motorengeräusch hörte. Der Wagen würde den Captain zum Flugplatz und zu dem bereits auf ihn wartenden Flugzeug bringen.
    Erst als eine heftige Windböe in den Flur drang, schloss sie die Tür. Lizzy fröstelte.
    „Wir können ein Feuer im Ofen anzünden, Ben. Dann wird uns schnell warm.“
    Doch innerlich würde ihr nie wieder warm werden. Eine tödliche Eiseskälte hatte sich auf ihre Seele gelegt.
    Wie soll ich das nur alles ertragen? Wie?
    Die Frage hallte durch ihren Kopf, aber sie hatte keine Antwort darauf.
    Sie ging zurück in die Küche. Mechanisch packte sie die Lebensmittel aus, die Captain Falieri im Supermarkt des Flughafens gekauft hatte. Dann setzte sie einen Topf mit Milch für Ben auf. Warme Milch würde ihm guttun.
    Es war noch nicht spät, aber das Unwetter verdunkelte den Himmel. Erst vor ein paar Stunden hatten sie die Villa verlassen.
    Mit all ihrer Kraft zwang sie sich, das Feuer im Ofen zu entzünden und sich um Bens Milch zu kümmern.
    Ben saß am Tisch, den Kopf auf die Arme gelegt. Das personifizierte Elend.
    Ich muss weitermachen. Mehr kann ich nicht tun. Nur weitermachen.Immer weiter – die Worte wurden ihr Mantra. Nur so überstand sie den Abend und den folgenden Tag. Und den Tag danach. Und es würde ihr auch durch den Tag danach helfen. Durch jeden Tag.
    Für den Rest ihres Lebens.
    Alles war unerträglich. Und doch musste sie die Situation ertragen.
    Es gab nichts, was sie sonst tun konnte. Irgendwann würde der Schmerz nachlassen. Irgendwann würde sie akzeptieren können, was passiert war. In ihrem Leben gab es eine kurze goldene Zeit. Aber diese Zeit war vorüber. Und sie würde nie wieder zurückkehren.
    Die Nächte waren am schlimmsten. Stunde um Stunde starrte Lizzy in die Dunkelheit. Und erinnerte sich.
    Mehr war ihr nicht geblieben. Nur ihre Erinnerungen.
    Und ihre Erinnerungen waren quälend lebendig. Dennoch wusste sie, und davor hatte sie noch größere Angst, dass sie allmählich verblassen würden. Wie alte Fotos, deren Farbe Jahr um Jahr mehr ausbleichte. Irgendwann würden sie verschwimmen und dann verloren gehen.
    So wie Rico aus ihrem Leben verschwunden war.
    In ihren Gedanken konnte sie ihn noch fassen, erreichte ihn durch das Schweigen und die Dunkelheit hindurch, über Land und Meer hinweg.
    Doch wo er wirklich war, wusste sie nicht.
    Und was würde es auch für einen Unterschied machen? Was würde sich ändern, wenn sie wüsste, wo er war? Seine Welt hatte ihn wieder aufgenommen. Für ihn war sie nur ein Zwischenspiel. Was er getan hatte, hatte er getan, um Ben zu beschützen. Ben war jetzt in Sicherheit.
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