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Du Mich Auch

Du Mich Auch

Titel: Du Mich Auch
Autoren: Ellen Berg
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Hochglanzpolitikerin hat bestimmt lauter oberwichtige Meetings auf der Agenda.«
    »So ist es nun auch wieder nicht.« Katharina faltete ihre Zeitung zusammen. »Die Wochenenden sind eigentlich immer das Schlimmste. Systemabsturz, sozusagen.«
    »Weil deine Affäre dann bei Mutti sitzt und mit den lieben Kinderchen Mensch-ärgere-dich-ganz-doll spielt?«, fragte Beatrice.
    »Genau. Und ich hänge vereinsamt in meinem Appartement rum und donnere irgendwelche sturzlangweiligen Dossiers in meinen Laptop. Ich hasse meine Wochenenden!«
    Sie atmete schwer. Endlich fand ihre aufgestaute Wut ein Ventil. Das war immerhin ein Anfang. Aber würde das reichen?Zweifelnd sah sie Beatrice und Evi an. Ausgerechnet eine Boutiquenbeauty und eine treuherzige Hausfrau sollten ihre Coachs in Liebesdingen sein? Doch Katharina spürte plötzlich, dass sich vielleicht doch noch etwas ändern könnte.
    »Also? Was sagst du?«, fragte Evi erwartungsvoll.
    »Na schön, wenn’s nach mir geht, steht einem konspirativen Treffen nichts entgegen«, gab Katharina nach. »Sonst verliebe ich mich am Ende noch in meinen Laptop.«
    »Bullshit. Demnächst startest du durch«, erklärte Beatrice. »With a little help from your friends. Also? Selbe Location, so um vier?«
    »Nächsten Samstag! Um vier im Schlosshotel Seeblick!«, juchzte Evi.
    Sie griff zu ihrer Tasse und trank die heiße Schokolade mit dem Vergnügen eines kleinen Mädchens, das gerade unverhofft zu einem Kindergeburtstag eingeladen worden war.
    Ein Mann in einem dunkelgrauen Anzug trat an den Tisch. »Entschuldigung, die Damen – Frau Dr. Severin? Um zwei ist die Kindergarteneröffnung. Wir müssten dann mal los.«
    Katharina war vollkommen klar, dass sich ihr Fahrer mehr Gedanken um sein Ölmassagen-Date machte als um die Einhaltung ihrer Termine. Dennoch erhob sie sich. Dienst ist Dienst, und Schnaps ist Schnaps, sagte ihre Mutter immer. Zwanzig Kleinkinder und jede Menge Fotografen erwarteten sie. Wenn sie Glück hatte, erschien morgen ein herziges Foto in der Zeitung. Kinder und Tiere, der alte Trick. So was zog immer im Kampf um öffentliche Sympathie.
    Im Stehen trank sie ihren Tee aus. Währenddessen beäugten ihre Freundinnen den Fahrer, der in einigem Abstand auf Katharina wartete.
    »Ist das dein Neandertaler?«, flüsterte Evi kichernd.
    Beatrice lachte los. »Der sein Hirn in der Hose spazieren fährt?«
    »Genau der«, erwiderte Katharina. Dann lächelte sie, zum ersten Mal an diesem Morgen. »Macht’s gut, Mädels. Ich freu mich auf euch. Ehrlich.«
     
    Es war ein heiterer Sommertag, als sie sich eine Woche später wieder in der Lobby des Schlosshotels Seeblick einfanden. Lachend fielen sie einander in die Arme, als seien sie nie getrennt gewesen. Sie waren in Hochstimmung. Nur Evi hatte das unsinnige Gefühl, etwas Verbotenes zu tun. Warum eigentlich? Was war schon dabei, mit alten Freundinnen ein Wochenende zu verbringen?
    Doch da war mehr. Das Klassentreffen hatte sie zu Komplizinnen gemacht. Denn nun gab es ein gemeinsames Feindbild: Männer. Männer, die logen und betrogen, Männer, die Frauen benutzten wie Tempotaschentücher.
    Evi war extra beim Friseur gewesen und betrachtete sich verstohlen in einem Kristallspiegel des Hotelfoyers. Doch, mit den frischen Strähnchen war es schon besser. Auch wenn die neue karierte Hose ihren Bauch einschnürte. Natürlich konnte sie sich nicht annähernd mit ihren Freundinnen vergleichen. Katharina führte ein edles graues Kostüm spazieren, Beatrice glänzte in einem Designer-Jogginganzug aus schwarzem Samt mit Goldapplikationen. Doch das machte Evi überhaupt nichts aus, wie sie beglückt feststellte.
    »Habt ihr auch so ein Klassenfahrt-Feeling?«, fragte Beatrice. »Fehlt nur noch, dass der olle Meier um die Ecke schnürt und uns zu gutem Betragen ermahnt.«
    »Nichts gegen Meier, das geschuppte Monster«, widersprachKatharina. »Ohne ihn hätten wir uns wahrscheinlich nie wiedergesehen.«
    »Wir können ihm ja eine Ansichtskarte schreiben«, sagte Evi arglos. »Und uns bedanken.«
    Beatrice kniff die Lippen zusammen. »Du träumst wohl, Schatzi.«
    Sie hatte die Zimmer gebucht und ging zum Empfang, wo sie eine Weile mit dem Concierge verhandelte. Dann drückte sie dem wartenden Pagen ihre teure Reisetasche in die Hand und kehrte zu ihren Freundinnen zurück. Bestens gelaunt winkte sie mit einer Zimmerkarte.
    »Das Best of!«, rief sie. »Die Premiumabteilung!«
    »Und warum nur eine Zimmerkarte?«, fragte Katharina.
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