Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)

Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)

Titel: Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)
Autoren: Volker Kitz
Vom Netzwerk:
Vorratsdatenspeicherung wäre verfassungswidrig. Besonders verfassungswidrig wäre es, wenn auch noch die Unternehmen selbst die Kosten dafür tragen müssten.
    Dieses Ergebnis war vertraglich nicht vereinbart, selbstverständlich nicht. So viel Freiheit hat die Wissenschaft: Der Professor hatte die Fragen geprüft und so beantwortet, wie er es für richtig hielt. Wäre er zu einem anderen Ergebnis gelangt, hätte er sein Honorar trotzdem bekommen. Wir hätten das Gutachten dann in die Schublade gelegt und das Geld abgeschrieben.
    So aber konnten und wollten wir es natürlich für unsere Zwecke verwenden. Eilig vereinbarten wir einen Termin in einem beteiligten Bundesministerium. Mit dem Abteilungsleiter. Der Abteilungsleiter steht nur eine Stufe unter dem Staatssekretär und damit zwei Stufen unter dem Minister. Bei ihm beginnt die politische Leitungsebene eines Ministeriums. Er hat eine gewichtige Stimme in allen Fragen.
    Wir überreichten ihm das Gutachten des renommierten Rechtsprofessors. »Darin steht, dass der Gesetzentwurf verfassungswidrig ist«, fassten wir das Ergebnis stolz zusammen.
    »Natürlich«, erwiderte der Abteilungsleiter trocken. »Sonst hätten Sie ja auch einen Gewährleistungsanspruch gegen den Gutachter.«
    Und er legte die teuren 20 Seiten in die Ablage, ohne auch nur einen Blick auf das Titelblatt zu werfen.

    Was war geschehen? Die Diskussion hatte sich bereits verselbstständigt. Die Argumente waren klar: Öffentliche Sicherheit auf der einen Seite, Bürgerrechte und Kosten auf der anderen. Alle Beteiligten wiederholten nur noch ihre Argumente, wieder und wieder – übrigens bis heute: Zwar konnten viele gesellschaftliche Gruppen gemeinsam erreichen, dass die EU ihre ursprünglichen Pläne zur Vorratsdatenspeicherung wesentlich einschränkte. Doch auch das, was am Ende zum Gesetz wurde, war und ist vielen noch zu viel Überwachung. Deshalb setzte sich die identische Diskussion später fort – erst in den nationalen Parlamenten, dann vor den nationalen Gerichten, am Ende vor dem Europäischen Gerichtshof. Bis heute werden alle Beteiligten von damals nicht müde, die immer gleichen Argumente zu wiederholen und mit ständig neuen Gutachten zu »belegen«.
    Glauben Sie, irgendjemand wurde im Laufe dieser Diskussion von Argumenten oder Gutachten davon überzeugt, seine Meinung zu ändern? Natürlich nicht!
    Haben Sie jemals eine Fernsehtalkshow oder eine Bundestagsdebatte gesehen, bei der jemand am Ende gesagt hat: »Okay, die Argumente haben mich überzeugt. Ich bin jetzt anderer Meinung.«?
    Wie oft hat das in Ihrem ganz normalen Alltag jemand zu Ihnen gesagt? Wie oft haben Sie es zu jemandem gesagt? Das Phänomen der verselbstständigten Diskussion kennen viele von uns ja schon aus einem so überschaubaren Zweiersystem wie zum Beispiel einer Partnerschaft:
    Sie: »Ist schon absehbar, wie lange deine schmutzigen Socken hier im Wohnzimmer herumliegen werden?«
    Er: »Ich wohne hier genauso wie du. Die Socken stören doch da momentan niemanden.«
    »Mich stören sie schon. Ein bisschen Ordnung kann man doch wohl verlangen.«
    »Kann es sein, dass du etwas überempfindlich bist? Ich meckere ja auch nicht den ganzen Abend, weil du beim Einkaufen mal wieder die wichtigsten Sachen vergessen hast.«
    »Die wichtigsten Sachen? Deine Erdnussflips? Die sind eh ungesund. Und wie wäre es sowieso, wenn der Herr mal selbst einkaufen ginge?«
    »Ach, aber deine Schokoriegel sind gesund?«
    »Es dauert keine 30 Sekunden, die Socken in den Wäschekorb zu werfen.«
    »Schokoriegel findest du also gesund?«
    »Hörst du mir überhaupt zu?«
    Und so weiter …
    Kommt Ihnen das bekannt vor? Manche Paare führen über Jahrzehnte regelmäßig die identische Diskussion, tauschen wieder und wieder die identischen »Argumente« zum identischen Streitpunkt aus – ohne dass einer der beiden dadurch jemals bekäme, was er will.
    Oder schauen wir uns ein typisches Personalgespräch an:
    Mitarbeiter: »Ich würde gerne in Zukunft etwas mehr Verantwortung übernehmen.«
    Chefin: »Momentan ist leider keine andere geeignete Position frei. Ich fände es eher gut, wenn Sie in Ihrem jetzigen Aufgabenbereich etwas mehr Eigeninitiative zeigten.«
    »Bei dem Projekt XY habe ich maßgeblich zum Erfolg beigetragen! Hier habe ich einmal aufgelistet, wie sich der Umsatz entwickelt hat. Beim letzten Gespräch sagten Sie ja, wir würden diesmal konkreter über eine Gehaltserhöhung sprechen.«
    »Wenn es nach mir ginge, könnten
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher