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Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)

Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)

Titel: Du machst, was ich will: Wie Sie bekommen, was Sie wollen - ein Ex-Lobbyist verrät die besten Tricks (German Edition)
Autoren: Volker Kitz
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Argumente vortragen müssen, um das zu bekommen, was uns zusteht.
    Menschen, die das erkannt haben, nutzen diese Erkenntnis still für sich: Möchte jemand in der Politik zum Beispiel verhindern , dass sich zu einem bestimmten Thema etwas tut, dann beauftragt er eine Expertenkommission, eine politische Stiftung oder ein wissenschaftliches Institut damit, alle Fragen umfassend »sachlich« aufzuarbeiten. Damit ist das Thema garantiert gestorben. In unserem Alltagsleben gibt es ganz ähnliche Strategien, um die Anliegen anderer den »Sachtod« sterben zu lassen.
    Anmerken lassen sich aber selbst diese Menschen nichts, die das erkannt haben. Sie spielen das Spiel nach außen hin mit – weil es völlig verpönt ist zu sagen, es gehe nicht um »die Sache« und nicht um »die Gerechtigkeit«. Und so sind wir gefangen in einer Spirale, in der wir ständig unter falschen Voraussetzungen handeln – und uns wundern, dass wir damit nicht weiterkommen. Das passiert sogar ganz alten Hasen:

    Es war kurz vor der Wahl. Die Spitzenkandidaten machten Wahlkampf und trafen sich mit verschiedenen »gesellschaftlichen Gruppen«. Also mit den Verbänden.
    Ein altgedienter Kollege hatte sich mit einer aussichtsreichen Spitzenkandidatin einer großen Partei »zum Austausch« getroffen. Er war seit Jahrzehnten Lobbyist und hatte niemals etwas anderes in seinem Leben gemacht. Er war so erfahren und respektiert, dass ich ihn siezte, obwohl wir uns in der Branche sonst fast alle duzten. Er kannte seine Pappenheimer, sollte man meinen.
    Doch von diesem Termin kehrte er mit sorgenvoller Miene zurück. »Ich habe noch nie jemanden erlebt, der sich so wenig für die Interessen der Wirtschaft interessiert und so sehr ausschließlich für die eigene Macht.«
    »Das haben Sie wahrscheinlich schon«, antwortete ich ihm. »Die anderen haben es nur besser versteckt.«

    So umgehen Sie die Stammtisch-Falle
    Weil wir alle so munter »sachlich« argumentieren, tritt regelmäßig dieser Effekt ein, in der Politik ebenso wie in unserem ganz normalen Alltag auch: Die Diskussion verselbstständigt sich. Sie wird zu einer akademischen Diskussion, bei der jeder den anderen von »der richtigen« Lösung, von den besseren Argumenten überzeugen will. Und da jeder seine eigenen Argumente am besten findet und das in 95 Prozent der Fälle so bleibt, ist das ein Spiel ohne Ende. Dieser Weg führt nicht zur Erfüllung unserer Wünsche – sondern in einen Debattierklub, in dem jeder hoffnungsvoll seinen Text spricht, aber niemand etwas erreicht.

    Die Unternehmen meinten, es würde sich lohnen. Und sie waren bereit, für das Honorar zusammenzulegen.
    Wenn Lobbyisten ihre Forderungen mit der Ausstrahlung wissenschaftlicher Neutralität schmücken wollen, wenn sie mit Brief und Siegel belegen wollen, dass man gar nicht anders kann, als ihre Meinung zu teilen: Dann holen sie ein wissenschaftliches Gutachten ein.
    Es ging damals um die sogenannte Vorratsdatenspeicherung. Die Europäische Union wollte alle Telefon- und Internetunternehmen dazu zwingen, für viele Monate zu speichern, wer wann mit wem wie lange kommuniziert hatte.
    Das bedeutete horrende Kosten für die Unternehmen und empfindliche Eingriffe in die Bürgerrechte der Kunden. Es gab eine seltene Einigkeit in der Gesellschaft: Außer dem Bundeskriminalamt, den Geheimdiensten und der Polizei wollte das praktisch niemand. Und auch wir kämpften dagegen. Aber es waren gerade einmal wieder Anschläge passiert – und kein Politiker wollte sich bei der nächsten Katastrophe nachsagen lassen, er trage die Schuld daran, dass sie nicht verhindert worden war oder aufgeklärt werden konnte, weil er die Vorratsdatenspeicherung nicht unterstützt hatte.
    In unserer Not beschlossen wir also, einen renommierten Rechtsprofessor mit einem Gutachten zu beauftragen: Ist es verfassungsgemäß, dass die Unternehmen ihren Kunden im Auftrag des Staates hinterherschnüffeln müssen? Und müssen sie diese Hilfssheriff-Tätigkeiten allen Ernstes auf eigene Kosten leisten? Immerhin müssen Autohersteller dem Staat auch nicht kostenlos die Polizeiwagen stellen. Die Kosten müssten die Unternehmen natürlich auf die Kunden umlegen, die am Ende nicht nur beschnüffelt würden, sondern auch noch ihre eigene Beschnüffelung bezahlten.
    Der Professor sagte zu. Für 1.000 Euro pro Seite. Breiter Rand, doppelter Zeilenabstand. Für 20 Seiten machte das 20.000 Euro, normaler Preis für ein Rechtsgutachten.
    Sein Ergebnis, immerhin: Die geplante
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