Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Du lebst nur zweimal

Titel: Du lebst nur zweimal
Autoren: Ian Fleming
Vom Netzwerk:
internationalen Politik? Reiche Kinder spielen mit wertvollen Spielsachen. Da kommt ein armes Kind vorbei, nimmt sie ihnen weg und bietet sie ihnen gegen Geld wieder an. Wenn das arme Kind Erfolg gehabt hätte, was für eine wertvolle Lehre hätte sich daraus für die ganze Welt ergeben können! Das waren gefährliche Spielsachen, die in falschen Händen zur mutwilligen Vernichtung der Menschheit führen konnten. Durch mein Unternehmen gab ich ein für alle verständliches Beispiel. Wenn ich Erfolg gehabt, das Geld bekommen und dann gedroht hätte, meinen Versuch zu wiederholen - hätte das nicht womöglich zu ernsthaften Abrüstungsgesprächen geführt, zur Abschaffung dieser gefährlichen Spielzeuge, die so leicht in falsche Hände gelangen können? Sie verstehen meine Argumente? Dann diese Sache mit der bakteriologischen Kriegführung gegen England. Mein lieber Mister Bond, England ist in jeder Hinsicht eine kranke Nation. Hätte eine Verschlimmerung der Krankheit England nicht aus seiner Lethargie gerissen und zu einer gemeinschaftlichen Anstrengung angespornt, wie wir sie während des Krieges erlebt haben? Und jetzt das sogenannte >Schloß des Todes    Blofeld schwieg einen Augenblick. Dann fuhr er fort: »Ich will Ihnen ein Geständnis machen, Mister Bond. Ich leide an einer gewissen geistigen Erschöpfung, die ich unter allen Umständen bekämpfen will. Sie rührt teilweise daher, daß ich ein einmaliges Genie bin, das ganz allein in der Welt steht, ungeehrt - schlimmer, mißverstanden. Zweifellos gibt es für diese Unpäßlichkeit auch physische Gründe - Leber, Nieren, Herz. Aber dazu hat sich in mir eine Apathie entwickelt, ein Desinteresse an der Menschheit und ihrer Zukunft, eine unendliche Langeweile. Wie ein Feinschmecker mit übersättigtem Gaumen suche ich jetzt nur noch die raffiniert gewürzten Gerichte aus, geistig wie körperlich, den wirklich ausgefallenen Reiz. Und so, Mister Bond, bin ich darauf verfallen, dieses nützliche und durchaus menschenfreundliche Unternehmen zu planen - nämlich jenen, die Befreiung von der Bürde des Lebens suchen, einen kostenlosen Tod zu schenken. Ich habe nicht nur dem Mann auf der Straße eine Lösung des Problems, zu sein oder nicht zu sein, geboten, sondern darüber hinaus der japanischen Regierung, wenn sie auch im Augenblick meiner Großzügigkeit gegenüber blind zu sein scheint, ein sauberes, abgelegenes Leichenhaus zur Verfügung gestellt, das sie von dauernden schmutzigen Zwischenfällen mit Zügen, Straßenbahnen, Vulkanen und anderen öffentlichen Selbstmordeinrichtungen befreit. Sie müssen zugeben, daß dies eine in der Weltgeschichte einmalige öffentliche Einrichtung ist.«
    »Ich habe gesehen, wie gestern ein Mann einfach umgebracht wurde.«
    »Hausputz, Mister Bond, Hausputz. Der Mann kam hierher, weil er sterben wollte. Man hat einem schwachen Menschen nur geholfen, seinen Sitz im Boot über den Styx einzunehmen. Aber ich merke, daß wir uns nicht verstehen. Deshalb Schluß mit dem nutzlosen Gerede. Sie haben uns schon viel zu lange am Schlafengehen gehindert. Was ziehen Sie vorbei einer gemeinen Schlägerei in Stücke gehackt zu werden oder mir Ihren Nacken freiwillig hinzuhalten?«
    Blofeld trat einen Schritt vor, hob das mächtige Schwert mit beiden Händen hoch und hielt es über seinem Kopf. Das Licht der Öllampe spiegelte sich in der Klinge und ließ die feine Gravierung sichtbar werden.
    Bond wußte, was er zu tun hatte. Er hatte es gewußt, sobald er in dieses Zimmer zurückgekommen war und den Stock des verwundeten Wächters immer noch schräg an der Wand lehnen sah. Aber neben der Frau war ein Klingelknopf. Sie mußte zuerst ausgeschaltet werden! Bond schnellte sich nach links, riß den Stock an sich und stürzte auf die Frau zu, die bereits die Hand ausstreckte.
    Der Stock rammte gegen ihren Kopf; sie kippte nach vorn aus dem Sessel und lag still. Blofelds Schwert pfiff wenige Zentimeter neben seiner Schulter vorbei. Bond wirbelte herum und warf sich mit voller Kraft nach vorn, wobei er mit seinem Stock zustieß, den er fast wie ein Queue mit der linken Hand führte. Die Spitze traf Blofeld voll auf das Brustbein und schleuderte ihn gegen die Wand; er stieß sich von der Mauer ab, kam unaufhaltsam näher und schwang sein Schwert wie eine Sense. Bond zielte auf Blofelds rechten Arm, verfehlte ihn und mußte zurückgehen. Er konzentrierte sich darauf, seine Waffe und seinen
    Körper aus dem Bereich der wirbelnden Stahlklinge zu
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher