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„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

„Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)

Titel: „Du kommst hier nicht rein!“: Der Mann an der härtesten Tür Deutschlands packt aus (German Edition)
Autoren: Klaus Gunschmann
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einfach runter. Nach etwa fünfeinhalb Minuten war draußen lautes Geschrei zu hören, fast so wie in Krimis, wenn das SWAT-Kommando einen Tatort stürmt und alle Polizisten wild um sich schreien. Das machen sie, um die Gangster zu erschrecken und um ihre eigene Anspannung loszuwerden. Die Männer mit den schwarzen Masken, die wie Ninja-Kämpfer aussahen, hatten schusssichere Westen an und waren mit Maschinenpistolen bewaffnet. Sie sprangen aus den Hecken vom Englischen Garten auf den Unbekannten zu, ließen ihn Hände und Füße ausspreizen und pressten sein Gesicht in den dreckigen schwarzen Teppich, den wir immer vor die Tür legten. Vorsichtig drückte ich die Klinke herunter und lugte durch einen kleinen Spalt nach draußen.
    Vor dem Eingang stand ein schwarz gekleideter Mann in Jeans und Rolli mit einer dunklen Skimütze mit Löchern für die Augen drin. Er stellte sich freundlich als Einsatzverantwortlicher vor. In der rechten Hand hielt er die vermeintliche Waffe, die seine Kollegen dem Verdächtigen abgenommen hatten. Garys Fahrradsattel mag zwar im Dunkeln und aus der Ferne eine gewisse Ähnlichkeit mit dem Colt Six Shooter aus der Zeit des Wilden Westens gehabt haben, dennoch wollten wir unserem Stammgast Gary aus dem irischen Städtchen Kilkenny nicht unbedingt die Kaltschnäuzigkeit unterstellen, auf die dunkle Seite der Macht gewechselt und ein gefährlicher Shootist geworden zu sein, der morgens um fünf unseren schwulen Gianni mit Waffengewalt zum Kreischen bringen wollte. Der nette Mensch vom Sondereinsatzkommando hatte denn auch seine Schwierigkeiten, den Sattel als Waffe zu identifizieren. Außerdem würden wir Gary unrecht getan haben, denn die Sitzgelegenheit war das Einzige, was übrig geblieben war von seinem Rad, das ihm vor dem P1 geklaut worden war, während er noch drinnen mit Barkeeper Theo um die Wette gesoffen hatte. Mit Coolio und Gary haben wir dann bis um sieben gekickert.

VIER
    Reifenprüfung
    S amstagfrüh gegen 5.00 Uhr – ich gab Gas. Das war die einzig richtige Reaktion auf den U-Turn, bei dem mein R 4 beinahe umgekippt wäre. Mit angezogener Handbremse hatte ich den alten Renault quer über den Mittelstreifen der Prinzregentenstraße, bevor es in den Altstadttunnel geht, um 180 Grad gedreht. Eigentlich hätten die Vorderreifen platzen oder meine alte Karre hätte einen klassischen Achsbruch erleiden müssen. Aber die kleine weiße Rennsemmel hielt durch. Ich hatte es nicht für möglich gehalten, dass sie noch 135 Sachen schaffen würde. Mit Vollgas und absoluter Höchstgeschwindigkeit fuhr ich durch den vierspurigen Tunnel – um diese Uhrzeit war noch nicht viel los auf Münchens Straßen – und bog ein paar Straßen weiter in die Leopoldstraße ein, als ich sie wieder im Rückspiegel sah. Der silberne Chevrolet Camaro kam schnell heran und klemmte sich an meine Stoßstange, die schon fast am Boden streifte, weil sie nur noch an zwei Schrauben hing. Die Insassen des Camaro kamen aus Hamburg, soviel wusste ich. Ich hatte die Hamburger in jener Samstagnacht ein paar Stunden vorher zum ersten Mal gesehen. Sie waren zu viert an die Tür gekommen.
    Samstagnacht gegen 1.00 Uhr: Der Boss der Hamburger war ein großer Dicker mit grauem Haar und einem Oberlippen-Schnäuzer. Sein weißer Doppelreiher und sein leuchtend blaues Rüschenhemd vertrugen sich nicht so richtig, dennoch waren sie sicher die beste Verkleidung, um seinen Wanst sogar leicht modisch aussehen zu lassen. Unter dem weiten Kragen lugte eine fette Goldkette hervor, wie sie Run DMC in ihrem Video zu »Walk this way« nicht besser zur Schau hätten stellen können. Statt eines, wie bei den amerikanischen Hip-Hoppern, drangehängten Dollarzeichens erstrahlte bei diesem Hamburger ein Anhänger mit vier Buchstaben: Ingo. Entweder war er schwul oder er wollte von Anfang an, dass alle wussten, mit wem man es zu tun hatte. An der rechten Hand trug Ingo einen markanten Totenkopfring, mit dem er in einigen Gesichtern bestimmt schon einen tieferen Eindruck hinterlassen hatte. Mit seinen drei Kollegen hatte er sich tags zuvor im Camaro auf den Weg nach München gemacht, um sich mal in Bayern umzuschauen und um »Frischfleisch« zu casten. So nannten sie neue Stripperinnen und sie hatten gehört, dass es hier süße Studentinnen gäbe, die sich in Sexbars zum BAföG noch was dazuverdienen wollten. In einer dunklen Seitenstraße der Hamburger Reeperbahn betrieben sie eine schäbige Stripteasebar, so eine, in der man zuerst an den
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