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DU HÖRST VON MIR

DU HÖRST VON MIR

Titel: DU HÖRST VON MIR
Autoren: Luis Algorri
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meine.«
    »Ich hab nämlich keine mehr.«
    »Schon gut.«
    »Warum gehen wir nicht runter ins Dorf und kaufen noch welche? Du hast auch nur noch zwei. Gehen wir?«
    »Da ist bestimmt jetzt schon zu. Am besten wir gehen einfach ins Bett. Los, komm...«
    »Aber es ist doch gerade erst zehn. Da ist bestimmt noch offen. Komm, du willst doch nicht alleine hier bleiben?«
    Er erhob sich und setzte sich in Bewegung. Ich folgte ihm mit einem schmerzhaften Gefühl von Durst in meiner trockenen Kehle. Die Dorfschänke war geöffnet, voller Menschen, Rauch und Lärm. José verlangte zwei Schachteln Zigaretten.
    »Mensch, ach nee, wen haben wir denn da? Die beiden jungen Burschen von neulich Morgen!«
    Wir lachten. Es war dieselbe Alte, die an unserem schon so fernen Ankunftstag vor dem Haus gesessen hatte.
    »Und? Seid ihr nass geworden oder seid ihr nicht nass geworden, neulich, ihr Burschen?«
    »Na ja, ein bisschen schon«, antwortete José lachend.
    »Seht ihr? Hab ich euch doch gesagt, ihr Burschen! Schön, schön. Und, was wollt ihr trinken?«
    »Nichts«, sagte José lächelnd, »wir gehen gleich wieder, vielen Dank.«
    »Einen Whiskey«, sagte ich, »auf Eis.«
    »Eis gibt's keins, junger Mann.«
    »Na dann eben ohne. Macht nichts.«
    José machte ein komisches Gesicht. »Du willst jetzt Whiskey trinken?«
    »Klar, du nicht? Wo wir nun schon einmal hier sind und morgen früh sowieso nach Hause fahren...«
    »Na gut, ich möchte ein Tonic, bitte«, sagte er, plötzlich ernst.
    Die Alte stellte zwei Gläser vor uns hin. Ich kippte meinen Whiskey in einem Zug in mich hinein. Die Alte schaute mir amüsiert und verständig zu.
    »Da ist aber einer durstig, was?«
    »Wenn Sie wüssten, Señora...«
    »Doch, doch, ich weiß, ihr Burschen, der Weg ist sehr schlecht. Möchten Sie noch einen?«
    »Na selbstverständlich.«
    Eine Stunde später torkelte ich auf dem Weg zum Zelt. José ging voran. Wir schwiegen beide. Wir überquerten die Böschung zu unserem Zelt. José öffnete den kleinen Einstieg von unserem Zelt. Dann entzündete er die Gaslaterne, zog sich die Stiefel aus und breitete die beiden Schlafsäcke sorgfältig nebeneinander aus. Als ich mir gerade die Schnürsenkel geöffnet hatte, lag er bereits in seinem Schlafsack, den Reißverschluss bis zum Hals hochgezogen, einpackt wie eine Mu-mie. Ich zog mir das graue Oberteil an, das noch nach José  roch, und legte mich auf meinen eigenen Schlafsack, nackt, seinem Rücken zugewendet.
    »So wirst du frieren«, sagte ich. »Warum decken wir uns nicht beide mit meinem Schlafsack zu?«
    »Nein, lieber nicht. Außerdem ist es doch gar nicht so kalt; es ist wirklich nicht nötig.«
    Er lag mit dem Rücken zu mir. Ich berührte seine Schulter.
    »José...«
    »Was ist denn?«
    »Komm, schau mich mal an.«
    Er drehte sich halb zu mir. Ich schnappte mit meinen Lippen nach seinen. Als er sich brüsk wegdrehte, schlug seine Schulter gegen mein Kinn.
    »Nein«, sagte er, »es ist genug.«
    »Aber... was ist denn los?«
    »Es reicht!«, schluchzte er, fast schrie er, er wandte sich heftig ab, drehte mir erneut den Rücken zu. »Ich hab's jetzt zwei Mal gemacht. Jetzt ist es ja wohl genug, oder?«
    Ich blieb einen Moment still. Es konnte nicht sein. Es war unmöglich. Es musste einfach unmöglich sein. Dann, als Nächstes, einfach so, warf ich mich an seinen Hals, ließ mich auf ihn fallen und umarmte ihn ungestüm durch den Schlafsack und küsste ihn gierig auf den Hals.
    »Lass mich los, Mann! Lass mich los!«, seine Stimme zitterte vor Angst, vor Wut. »Ich will das nicht noch mal. Hörst du?«
    Ich ließ ihn los.
    »Ich hab's gehört«, sagte ich, erschaudernd, »ja, ich habe verstanden. Aber, warum?«
    »Weil... darum. Ich mag das nicht.«
    »Wie, du magst das nicht?«
    »Genau das. Ich ertrage es nicht. Es gefällt mir nicht.«
    »Und gestern Nacht?«
    »Das von gestern Nacht ist ohne Bedeutung. Das habe ich dir schon auf dem Rückweg gesagt. Es bedeutet mir gar nichts. Es bedeutet vor allem nicht, dass ich... so bin. Ich habe das getan, weil du es wolltest. Nur deswegen.«
    »Nein«, antwortete ich, irgendetwas hatte mir den Magen zugeschnürt und brannte bitterlich in mir, »du hast es gemacht, weil du es wolltest. Das weißt du sehr wohl. Und sehr wohl hat es auch etwas zu bedeuten. Du hast ungefähr hundert Mal ›Ich liebe dich‹ zu mir gesagt.«
    »Das habe ich gesagt, weil du mich darum gebeten hast.
    Nur deswegen. Und ich war besoffen.«
    »Du hast dich absichtlich
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