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Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand
Autoren: Corban Addison
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nur recht und billig, dass Sita Ghai die ehrenvolle Aufgabe dieses Kindes übernimmt.« Er wandte sich um und senkte die Schale, damit Sita das zinnoberrote Pulver sehen konnte.
    »Ein frohes Holi-Fest!«, sagte Surya zu ihr. »Ihr beide, du und deine Schwester, seid bei uns jederzeit willkommen.«
    Mit einem strahlenden Lächeln tauchte Sita den Daumen in das rote Pulver und drückte Thomas damit einen Tilaka auf die Stirn.
    »Für mich wirst du immer Dada sein, mein älterer Bruder«, erklärte sie. »Ein frohes Holi-Fest!«
    Die Menge brach in Jubel aus. Witzigerweise tauchten wie aufs Stichwort überall Beutel voller Farbe auf, und die Luft begann in allen Regenbogenfarben zu schimmern.
    Surya aber war noch nicht ganz fertig. Er tauchte seine Finger in die Schale, schaufelte eine Handvoll von dem Pulver heraus und schmierte Thomas’ ganzes Gesicht damit ein. Thomas musste gleichzeitig husten und lachen, während er versuchte, sich die feinen Farbpartikel aus den Augen zu wischen.
    »Ein frohes Holi-Fest«, sagte Surya. »Ich glaube, du wirst von jemandem erwartet.«
    Mit diesen Worten drehte er sich um und fing an, seine Familie mit roter Farbe einzustauben. Surekha hielt Sita und Ahalya einen mit Farbbeuteln gefüllten Korb hin, und beide Mädchen bewaffneten sich. Ahalya musste kichern, als Sita ihr lavendelfarbenen Staub ins Haar rieseln ließ. Im Gegen zug nahm Ahalya das Gesicht ihrer Schwester zwischen beide Hände und hinterließ orangerote Abdrücke auf Sitas Wangen.
    Thomas begab sich währenddessen auf die Suche nach Priya. Schließlich entdeckte er sie auf der Terrasse. Als er merkte, dass ihr Blick auf ihn gerichtet war, zog sich sein Herz vor Aufregung zusammen. Rasch bahnte er sich einen Weg durch die Gäste und eilte die Treppe hinauf. Ein paar Schritte vor ihr blieb er verlegen stehen, weil er nicht wusste, was er sagen sollte.
    »Wie es aussieht, hat mein Vater dich akzeptiert«, brach sie das Eis.
    Thomas berührte die rote Farbe auf seinem Gesicht. »Ja, sieht so aus. Aber warum?«
    Sie wandte den Blick ab. »Du hast ihn beeindruckt. Und du hast ihn an das Ramayana erinnert.« Sie wartete einen Moment, ehe sie weitersprach. »Ich habe ihm die Neuigkeit von Sita erzählt, nachdem deine E-Mail kam. So gerührt habe ich ihn noch nie zuvor erlebt. Kurz darauf habe ich mitbekommen, wie er zu meiner Mutter sagte, er habe dich falsch eingeschätzt. Er sagte, du hättest etwas höchst Ehrenhaftes vollbracht.«
    »Dann war das alles hier also die Idee deines Vaters?«
    Priya nickte. »Ist das nicht eine Ironie des Schicksals? Du hast Sita wie Hanuman in der Legende aus dem Feuer gerettet, da musste er ihr natürlich den Empfang einer Königin bereiten.«
    Sie ging auf die andere Seite der Veranda hinüber. Thomas folgte ihr die Treppe hinunter. Quer über den Rasen steuerten sie auf eine Gruppe blühender Bäume zu. Neben einem Brunnen blieb Priya stehen.
    »Es war ein gutes Gedicht«, bemerkte sie, als sie schließlich allein waren.
    »Nur ein kleiner Versuch.«
    »Mich hat es angesprochen«, erwiderte sie. »Es hat mir bestätigt, dass alles andere, was du gesagt hast, ernst gemeint war.« Sie wandte sich von ihm ab und richtete den Blick auf das sprudelnde Wasser des Brunnens. »Dir ist hoffentlich klar, dass ich meine Familie nie wieder verlassen werde.«
    Er nickte. »Das habe ich inzwischen begriffen.«
    »Und ich werde auch nicht dulden, dass du mich wegen deiner Arbeit vernachlässigst. Wie auch immer du dich entscheidest, ich muss sicher sein können, dass ich an erster Stelle komme.«
    Auf Thomas’ Gesicht breitete sich ein Lächeln aus. »Heißt das, du verzeihst mir?«
    Sie schloss die Augen. »Ich habe dir bereits verziehen, als du am Strand zu mir gesagt hast, dass du mich liebst«, erklärte sie. »Aber ich brauchte erst noch die Bestätigung, dass es wirklich stimmt.«
    Er streckte den Arm aus und strich ihr übers Gesicht. Als sie sich daraufhin zu ihm umwandte, sah er, dass in ihren Augen Tränen schimmerten. Sie trat einen Schritt auf ihn zu, und dann noch einen, bis sie nur noch wenige Zentimeter von ihm entfernt war. Thomas zog sie in seine Arme.
    »Ich bin so froh, dass du nach Bombay gekommen bist«, sagte sie leise. »Ich dachte schon, ich hätte dich verloren.«
    Lächelnd sah er auf sie hinunter und strich ihr eine Haarsträhne aus den Augen.
    »Wärst du unter Umständen bereit, einen Mann zu küssen, dessen ganzes Gesicht mit knallroter Farbe bedeckt ist?«, fragte er.
    Ihr
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