Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bist in meiner Hand

Du bist in meiner Hand

Titel: Du bist in meiner Hand
Autoren: Corban Addison
Vom Netzwerk:
Ahalya zur Antwort. Sie musste an die Überraschung denken, die sie und ihr Vater für Sita geplant hatten – und die sie bis dahin erfolgreich vor ihr geheim gehalten hatten. »Bei seinen Beziehungen kann man nie wissen.«
    »Ich frage ihn beim Frühstück.« Mit diesen Worten stürmte Sita zur Tür hinaus und die Treppe hinunter.
    Ahalya lachte leise vor sich hin und folgte ihrer Schwester ins Wohnzimmer. Zusammen vollzogen die Mädchen dort die Puja, das Morgengebet, vor den Familiengöttern Ganesha – dem Elefantengott des Glückes – und Rama – der Inkarnation von Vishnu –, die beide auf einem Altar in einer Ecke des Raumes standen. Wie die meisten Angehörigen der Kaufmannskaste waren die Ghais eher weltlich orientiert und besuchten einen Tempel oder Schrein nur bei den seltenen Gelegenheiten, wenn sie die Götter um einen besonderen Segen baten. Kam jedoch die Großmutter der Mädchen zu Besuch, wurden jedes Mal die Räucherstäbchen angezündet und alle Vorkehrungen für die Puja getroffen, und sämtliche Familienmitglieder nahmen an dem Ritual teil.
    Als die Schwestern schließlich das Esszimmer betraten, waren dort bereits ihr Vater Naresh, ihre Mutter und ihre Großmutter zum Frühstück versammelt. Ehe Ahalya und Sita sich setzten, berührten sie in einer traditionellen Respektsbezeigung die Füße ihres Vaters. Naresh lächelte und gab beiden ein Küsschen auf die Wange.
    »Guten Morgen, Baba .«
    »Guten Morgen, meine Schönen.«
    » Baba , kennst du jemanden, der Vikram Pillai kennt?«, fragte Sita.
    Naresh sah für einen Moment Ahalya an, ehe er Sita augenzwinkernd zur Antwort gab: »Nach heute Abend bestimmt.«
    Sita zog die Augenbrauen hoch. »Wie meinst du das?«
    Naresh griff in seine Tasche. »Eigentlich wollte ich damit noch bis später warten, aber wenn du mich schon fragst …« Er zog einen VIP-Ausweis hervor und legte ihn auf den Tisch. »Wir treffen ihn vor dem Konzert.«
    Sita sah den Ausweis an und begann zu strahlen. Langsam sank sie auf die Knie und berührte ein zweites Mal den Fuß ihres Vaters.
    »Danke, Baba . Kann Ahalya auch mit?«
    »Aber natürlich«, antwortete Naresh und legte drei weitere VIP-Ausweise neben den ersten. »Und deine Mutter und Großmutter auch.«
    Sitas Blick wanderte von ihrer Schwester zu ihrem Vater, und ihr Lächeln wurde noch ein Stückchen breiter.
    Während die beiden Mädchen ihre Plätze einnahmen, wuselte Jaya um sie herum und verteilte die Schüsseln voll Reis, Kokosnuss-Chutney, Masala Dosa – mit Kartoffeln gefüllten Crêpes – und Chapati – Brotfladen – auf dem Tisch.
    Als Nachspeise servierte Jaya frisch gepflückte Chickoo – kiwiartige Früchte – und Mysore Pak, eine an Karamellbonbons erinnernde süße Köstlichkeit. Während Ahalya in eine Chickoo schnitt, fiel ihr das Beben vom frühen Morgen wieder ein.
    » Baba , hast du das Erdbeben gespürt?«, fragte sie.
    »Was für ein Erdbeben?«, erkundigte sich ihre Großmutter.
    Naresh musste lachen. »Du Glückliche hast wirklich einen tiefen Schlaf, Naani .« Mit einem beruhigenden Gesichtsausdruck wandte er sich seiner Tochter zu. »Das Beben war heftig, hat aber keinen Schaden angerichtet.«
    »Erdbeben verheißen nichts Gutes«, erklärte die alte Frau und umklammerte dabei mit beiden Händen ihre Serviette.
    »Sie sind ein wissenschaftliches Phänomen«, stellte Naresh in sanftem Ton richtig, »und dieses war harmlos. Wir brauchen uns deswegen keine Sorgen zu machen.« Er wandte sich wieder Ahalya zu und wechselte das Thema: »Erzähl uns von Schwester Naomi. Als ich sie das letzte Mal gesehen habe, ging es ihr nicht gut.«
    Die Familie frühstückte in aller Ruhe weiter, während Ahalya ihrem Vater über die Direktorin von St. Mary’s berichtete. Durchs offene Fenster wehte eine kühle Brise herein. Sita wurde allmählich unruhig und bat Naresh, aufstehen zu dürfen. Dann schnappte sie sich ein Stück Mysore Pak und stürmte aus dem Haus in Richtung Strand. Ahalya musste lächeln.
    »Darf ich auch schon gehen?«, fragte sie ihren Vater.
    Er nickte. »Ich glaube, unsere kleine Überraschung war eine gute Idee.«
    »Das denke ich auch«, pflichtete sie ihm bei. Dann schlüpfte sie rasch in ihre Sandalen und folgte ihrer Schwester hinaus in den Sonnenschein.
    Gegen zwanzig nach acht waren alle bis auf Jaya und die Großmutter der Mädchen zum Strand aufgebrochen. Das bescheidene Haus der Familie stand auf einem Ufergrundstück, knapp fünfundzwanzig Kilometer südlich von
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher