Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie
Autoren: Tommy Engel
Vom Netzwerk:
die man – rumms – unter die Bühne fällt und nicht mehr gesehen wird. Vor allem Arno war sehr geknickt und zog sich zurück, sodass ich da vorne doppelt Gas geben musste. Aftershow oder Ähnliches fiel für uns dann an jenem Tag aus. Ich jedenfalls bin nach dem Gig sofort nach Hause gefahren.
    Heutzutage singe ich das Lied gern auf meinen Solokonzerten. Denn der Traum vom Essers Männ, der sich auf seine späten Tage noch einmal eine Harley kauft, hat noch immer seinen Charme:
    Unsre Männ, dä jing en su ne Bikerlade
Dä Chrom dät bletze, hä kunnt et kaum noch erwaade
Un si Konto wor jenau esu blank
Wie dä Airbrush-Häuptling op däm Tank
Un hä setzten sich wild entschlosse
Op sing neue Harley Davidson
Hä dät sich noch jet lifte losse
Un »Mama« entätowiere
    Das bin zwar nicht ich, jener Essers Männ. Aber die Leidenschaft für unsere Mopeds teilen wir miteinander.

BEIM PLASTISCHEN CHIRURGEN
    Der Essers Männ hat sich »lifte losse«, ein seit Jahren immer aktuelles Thema. Es ist ja wirklich der nackte Wahnsinn, was heutzutage an Geld für Schönheitsoperationen ausgegeben wird. Wenn ich manchmal diese aufgeblasenen Botoxlippen sehe, dann denke ich: Diese Leute müssen einen an der Waffel haben. Ich finde es furchtbar, wenn jeder auf Jugend und Schönheit getrimmt ist. Das will ich auch bei meinen Promofotos nicht, ich lasse mich lieber ungeschminkt fotografieren. Wir werden alle alt, und man sollte seine Falten und Narben erhobenen Hauptes tragen. Unter uns gesagt: Ich hätte höchstens gern einen größeren Daumen, fürs Motorradfahren. Und genau mit diesem Hobby hängt auch ein Ereignis zusammen, das mich selbst zum plastischen Chirurgen trieb.
    Jeder Motorradfahrer kennt diese gemeinen Kurven, die immer enger werden. Und noch enger. Du liegst schon extrem schräg in diesem Bogen und merkst: Oh, oh, das wird nicht gut gehen. Je weiter du runtergehst, desto mehr Gas musst du geben, um die Fliehkräfte im richtigen Verhältnis zur Schwerkraft zu halten. Das macht die Sache nicht gerade einfacher. Auch mir ist das schon passiert. Aber letztlich gelten ein paar Kratzer am Rahmen nach extremen Schräglagen eher als Kampfspuren denn als Makel. Daran zeigt sich eben der wahre Biker, wobei ich darum bitte, an dieser Stelle mein Augenzwinkern nicht zu übersehen.
    Richtig abgelegt habe ich mich nur ein einziges Mal. Das war an der Autobahnabfahrt Klettenberg, und schuld war ein verdammter Ölfleck. Mein Vorderrad glitschte darauf weg wie auf Eis. Hinter mir bremsten Gott sei Dank die Autos, während ich den kleinen Abhang runter in die Gosse rutschte.
    Im ersten Moment war für mich am schlimmsten, dass mein Motorrad frisch vom Harley-Dealer gekommen war. Das hatten die gerade gechoppt, dickeres Rad hinten drauf, einen schwarzen Pferdesattel dazu – alles schön nach meinen Vorstellungen. Und jetzt lag die Maschine da neben mir auf der Straße. Das eigentlich größere Unglück offenbarte sich mir erst kurz darauf. An meiner linken Hand waren nämlich der kleine und der Ringfinger kompliziert gebrochen und begannen bald, furchtbar wehzutun. Irgendein himmlischer Zufall sorgte dafür, dass mein Freund Volker Rohde just in diesem Moment über die Luxemburger Straße fuhr. »Wat es dann he loss?«, sagte der nur, und dass er in fünf Minuten wieder da sei. Volker fuhr dann mein leicht lädiertes Motorrad nach Hause, während ich einhändig sein Auto steuerte.
    Die Ärztin im Severinskloster verfluche ich noch heute. Die versuchte tatsächlich, mir diese gebrochenen Finger wieder einzurenken. Weil das angeblich für den Gips notwendig sei. Ich kann mich nicht erinnern, jemals wieder solche Schmerzen ausgestanden zu haben wie durch diese Frau. »Und ich will auch keinen Gips«, sagte ich, »ich muss morgen drehen.« Da ging es um die »Anrheiner«. Aber keine Chance, die Ärztin gipste mir den kompletten Arm ein. Wegen zwei Fingern! Bereinigt wurde die Sache dann schließlich durch Peter Schäferhoff, den Sportmediziner, der auch die Spieler des FC betreut. Der vermittelte mir einen plastischen Chirurgen, dem ich meine Finger anvertrauen konnte. Kaum saß ich dort, kam eine Mutter mit ihrer Tochter aus dem Sprechzimmer. Um zu erkennen, wer jetzt genau Mutter und wer Tochter war, musste man allerdings mehrmals hinsehen. Na ja, offenbar beherrschte der Mann sein Metier, und auch mir wurde geholfen. Der Gips wurde gegen eine beinahe unsichtbare fleischfarbene Manschette ausgetauscht, und am nächsten Tag stand ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher