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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie
Autoren: Tommy Engel
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was mir auch sofort auffällt, sind die beiden monströsen Hunde an Bord. Ausgewachsene Rottweiler!
    Nun muss man wissen, dass Jürgen Zeltinger fürchterliche Angst hat vor Hunden, schon von Kind an. Trotzdem reitet uns der Teufel. Wir gehen an Bord, den Hunden gehen die Ohren hoch. Maria macht uns eine Tasse Kaffee, ihr Mann hingegen ist kurz angebunden. Hält mir seine riesige Pranke hin – e 40er Schöppeblatt – und schlappt wieder zu seinem Werkzeug. So weit, so normal, aber plötzlich beginnt offenbar diese Schleifmaschine zu streiken. Im selben Moment packt der Schäfer das Teil und schmackt es, ohne den Stecker zu ziehen, ins Hafenbecken.
    Die Hunde sind nun auf 180, Jürgen Zeltinger hingegen sitzt wie angewurzelt auf seinem Campingstühlchen. Und ich begehe einen großen Fehler, indem ich beschwichtigend sage: »Herr Schäfer, Sie dürfen sich nit mih esu opräje.« Die Nas flippt daraufhin völlig aus und schreit mich an: »Wat heiß dann ›nit opräje‹? Do verlihnt m’r Werkzeuch un kritt et dann kapott widder!« Dann stampft er von Bord. Seine Frau versucht uns zu erklären, was da gerade gelaufen ist: »Müsst ihr nicht so ernst nehmen«, sagt sie, »das liegt nur dadran, dass der nicht mehr schlagen darf.« Das kling einleuchtend, wenn auch nicht beruhigend. Nachdem wir uns so entspannt wie möglich an den beiden Rottweilern vorbeigedrückt haben, erreichen wir endlich wieder das rettende Ufer. Im selben Moment kommt Heinrich Schäfer zurück, hat eine neue Maschine in der Hand und wirkt wie ausgewechselt: »Alles klar, Jungs, schöne Motorräder hadder.«
    Jürgen und ich stiegen nach diesem Erlebnis auf unsere Motorräder, fuhren aber nur bis um die Ecke zum Stollwerck. Die Sache musste sortiert werden: »Boah, Jürgen, wat wor dat dann jetz?« – »Keine Ahnung«, antwortete der, »ävver eins weiß ich jenau: Ich hätt dir noch nit ens helfe künne.«

DER ESSERS MÄNN
    Mit den 90er-Jahren hatte für mich eine Zeit des Umbruchs begonnen. Offenbar war ich auf der Suche nach neuen Ufern. Die Loslösung von den Fööss lief parallel zur Entstehung von L.S.E. Ich zog mit Marlene zusammen und in die Südstadt, wo wir dann schließlich auch ein Haus kauften. Und ich machte mehrere Führerscheine. Den Lkw-Lappen hatten mir die »Anrheiner« beschert, und neben dem Bootsführerschein machte ich auch den fürs Motorrad. Dazu gebracht hat mich mein Freund Volker Rohde. Als der mich eines Tages seine alte Harley fahren ließ, erwischte es mich. Direkt nach der Prüfung kaufte ich mir eine Softail Springer, die ich danach ein bisschen choppen ließ.
    Eine unserer Touren führte durch Frankreich, allerdings ausgerechnet am 50. Jahrestag des D-Day, der Alliierten-Invasion also. Volker, seine Frau Dagmar, Marlene und ich fuhren von Honfleur aus die Küste der Normandie entlang. Und als wir abends nach einem Zeltplatz suchten, wurde uns das historische Datum sehr deutlich unter die Nase gerieben. Denn der Platzwart machte uns, so freundlich wie bestimmt, klar, dass er Deutsche an diesem Tag nicht reinlassen könne. Eine seltsame Erfahrung war das, aber wir haben es akzeptiert. Zumal dann ein anderer Franzose auf uns zukam, der uns direkt um die Ecke zwei Zimmer vermittelte.
    Weitaus schräger verlief eine Performance von »Ruhm kennt keine Gnade«, dem Titellied der zweiten L.S.E.-Platte, in dem es auch um Motorradfahren geht. Es gibt Geschichten, die unglaublich beschissen sind, während du sie erlebst, die aber im Nachhinein eine ganz eigene Komik entfalten. Eine Tragikomik meinetwegen. Und so eine Nummer passierte uns auch auf einem der »Kölle Live«-Konzerte im Müngersdorfer Stadion. Neben allen anderen kölschen Bands waren dort auch L.S.E. am Start, obwohl wir zu der Zeit schon nur noch sporadisch auftraten. Die Bühne enterten wir auf meiner Harley – zu dritt. Ich saß vorne, Arno in der Mitte und Rolf ganz hinten. Die Idee war, unser Set thematisch passend zu »Ruhm kennt keine Gnade« anzufangen. Aber plötzlich kommt da so ein markantes Gitarrenintro über die Bühne gerattert, das beim besten Willen nicht zu unserem Song passen wollte.
    Was war passiert? Ganz einfach, Helmut Krumminga, seinerzeit auch parallel schon bei BAP, hatte sich in der Band vertan und den Anfang von »Verdamp lang her« gespielt. Ich weiß nicht mehr, wie wir aus dieser vermurksten Situation herauskamen. Wir waren alle ziemlich durch in dem Moment. Da hätten wir wirklich die berühmte Klappe brauchen können, durch
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