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Du bes Kölle: Autobiografie

Du bes Kölle: Autobiografie

Titel: Du bes Kölle: Autobiografie
Autoren: Tommy Engel
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angetreten, und nach acht Mittelrheinmeisterschaften wurde er 1960 Deutscher Meister im Fliegengewicht. Ich war dabei, als er den Titel gewann, und zurück in Sülz, fuhr er im offenen Cabrio über die Berrenrather Straße, wo die Menschen ihm einen großen Empfang bereiteten. Damals war ich war gerade einmal zehn Jahre alt und sehr beeindruckt von meinem großen Bruder. Oder wie es im »Boxer« heißt:
    Et jov en Zick, do wods de op Scholdre jedrare
Du wors domols jung un du wors dä Champ
Wors klein un schnell un immer reell
Häs keinem unger d’r Jödel jeschlare
    He, du starke Mann
Du blievs immer
Ne Deil minger Jedanke
He, du starke Mann
Su dat ich dich niemols verliere kann
Du starke Mann
    Als Amateurboxer konntest du natürlich nicht reich werden, deshalb landete auch August, wie alle meine Brüder, irgendwann bei VW Fleischhauer in der Lehre. Die er aber nie beendete.
    Ich erinnere mich gut an die Zeit, als er noch in Sülz bei uns wohnte. Wenn er sich auf einen Kampf vorbereitete, joggte er von der Lotharstraße Richtung Beethovenpark und lief dann einmal komplett um den Decksteiner Weiher. Die gesamte Strecke seilchenspringend, versteht sich. Und wenn das alles nicht reichte, wenn er sich zusätzliche Pfunde abtrainieren musste, ging er in die Palmsauna auf der Luxemburger Straße. Die lag ein paar Meter hinter dem Haus von Hans Süper und wurde später zu einem Puff. Dort saß der August so lange, bis er auf das nötige Gewicht geschmolzen war.
    Mein Bruder war zugleich ein guter Bekannter einer noch größeren Kölner Boxlegende: Peter Müller. Auch ich kannte schon als Kind seinen Namen, aber erstmals wieder in den Sinn kam er mir anlässlich des »20 Jahre Fööss«-Albums. Auf dem Sgt.-Pepper-Foto der Beatles sieht man auf der linken Seite, in einem hellblauen Seidenmantel, Sonny Liston. Und bei uns in Kölle, klarer Fall, musste an diese Stelle Peter Müller. Im Gegensatz zu Liston, der da als Wachsfigur thront, kam unser Boxer live ins Fotostudio. Viel Geduld hatte er auch mitgebracht, denn dieses Arrangement von Herman The German war ungemein aufwendig. Und beim darauf folgenden Millowitsch- Programm 1991 haben wir Peter Müller dann ebenfalls eingeladen. Ich habe ihn auf der Bühne interviewt, und er erzählte noch einmal die Geschichte vom Ringrichter Pipow, den er k. o. geschlagen hatte: »Dä hät för mich ›Zijeuner‹ jesaat. Un da han ich rut jesin un dä wegjemaat.« Das legendäre Foto, das damals entstanden ist, diente ihm dann lebenslang als Autogrammkarte. Und eine davon besitze ich.
    Wir haben das »Veedel« gesungen, und »die Aap« hat ein bisschen auf seiner Mundharmonika geflötet, die immer mit auf Reisen ging. Auf der hat er ja in den USA sogar mal das Horst-Wessel-Lied angestimmt, weil er das für unsere Nationalhymne hielt. Am schönsten war für mich der Moment, als mein Bruder und der Peter sich in meiner Garderobe im Millowitsch-Theater wiedertrafen. Die beiden Jungs hatten sich eine Ewigkeit nicht mehr gesehen und sich viel zu erzählen.
    August mochte durchaus seine Zigaretten und hin und wieder ein Bierchen. Aber er hatte das »Eye of the Tiger«, für seinen Sport hat der unglaublich hart gearbeitet. Und er war, das bestätigen alle Zeitzeugen, ein technisch äußerst versierter, sehr ästhetischer Boxer. August Engel ist im Laufe seiner Karriere nie k. o. gegangen. Und was vielleicht noch bemerkenswerter ist: Sein Nasenbein blieb bis zum Ende unverletzt.
    Mein Bruder starb am 26. Juni 2009, seine Frau Regine pflegte ihn bis zu seinem Tod.

E 40ER SCHÖPPEBLATT
    Da fällt einem als Kölner doch noch eine andere Figur ein, die irgendwie mit Boxen zu tun hatte. Wenn auch nicht direkt mit dem Boxsport. Heinrich Schäfer alias Schäfers Nas, der in den 60ern und 70ern als Kölner Unterweltkönig bekannt wurde, lernte ich im Sommer ’95 auf einer Spritztour mit Jürgen Zeltinger kennen. Es sollte ein Abenteuer der ganz anderen Art werden.
    Jürgen und ich waren mit unseren Motorrädern unterwegs und beschlossen, einen Abstecher zum Rheinauhafen zu machen. Der Schäfer hatte damals sein Schiff dort stehen, einen alten Minensucher namens »Colorado«. Wir kommen also im Hafen an und sehen dort direkt eine fette Honda Gold Wing stehen – drei Zimmer, Küche, Diele, Bad. Als ich an der Kaimauer heruntergucke, liegt dort natürlich das Boot vom Schäfer. Maria, seine Frau, begrüßt uns dann auch, während die Nas vorn am Bug hängt und mit einer Schleifmaschine hantiert. Und
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