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Dschiheads

Dschiheads

Titel: Dschiheads Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Jeschke
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riesige Platten mit Fisch auf – »aus dem Keller«, wie sie sagte. Und sie wusste den Fisch zuzubereiten, dass einem das Wasser im Mund zusammenlief: herrliche weiße Filetstücke, leicht angebräunt, auf Gemüse serviert und mit Kräutern bestreut, die sie in ihrem kleinen Garten neben der Küche zog. Dazu jeden Tag frisch gebackenes Brot. Es war ein Vergnügen, sich von ihr bewirten zu lassen.
    Die Tage verbrachte ich meist vor einem der Bildschirme, wobei mir vieles neu war und manches unverständlich blieb, aber ich lernte eine Menge dabei, sah Dinge, von denen ich keine Ahnung gehabt hatte. Wie wenig uns doch während unserer Schulstunden im Tempel beigebracht worden war. Wie arm an Wissen über die von Menschen besiedelten Welten wir aufgewachsen waren.
    Nachts war es meist zu schwül, um in der Koje zu schlafen, und ich hielt es wie mein Kompagnon, der seine Matratze ins Freie gezogen und sie seitlich der Brücke unter dem Sonnensegel platziert hatte. Dort lag er dösend auf seinem Lager. Einmal öffnete er unvermittelt ein Auge und sagte: »Hier in der Gegend hauste die Schnecke Nimmersatt.«
    Â»Die Schnecke Nimmersatt?«, fragte ich verdutzt.
    Â»Ja. Sie hat die ganzen Wälder abgefressen.«
    Â»Wie das?«
    Â»Der südliche Glast war ursprünglich so dicht bewaldet wie das Haar. Dann tauchte dieses Ungeheuer auf – fünfzig Meter breit und über zweihundert Meter lang – und hat die Bäume weggeputzt.«
    Â»Du flunkerst doch.«
    Korbinian schloss das Auge wieder, drehte sich um und brummte: »Frag den Floßführer.«
    Das tat ich bei nächster Gelegenheit.
    Enoch blickte lächelnd auf seine Segeltuchschuhe und verschränkte die braungebrannten Arme vor der Brust. »Dazu kann ich beim besten Willen nichts sagen, Suk. Wenn es tatsächlich solche Ungeheuer gegeben haben sollte, wie manche meinen, dann waren sie längst ausgestorben, als die ersten Menschen auf diese Welt kamen. Tatsächlich kann man aus der Luft viele glitzernde Streifen im Sand des südlichen Glast erkennen, die wie Schleimspuren gewaltiger Nacktschnecken aussehen – aber weiß der Teufel, was das wirklich für Spuren sind. Ausdünstungen des Sandes oder was weiß ich. Weiter nördlich sind keine zu entdecken, die Sandstürme, die hier in den niedrigen Breiten toben, müssen sie, wenn es auch dort einmal welche gab, getilgt haben. Jedenfalls erfand irgendein Spaßvogel das Märchen von der Schnecke Nimmersatt, die die Wälder gefressen hat, und seither geistert sie in den Köpfen herum. Deine Freunde von New Belfast sollten diese Spuren untersuchen – es gibt hier auf Hot Edge noch viel zu erforschen.«
    Eines Nachts weckte mich ein sonderbares Geräusch: ein leises unregelmäßiges Trommeln, als würde etwas auf die Plane über uns geworfen. Ich rüttelte Korbinian wach, der neben mir schnarchte.
    Â»Was ist das?«, flüsterte ich und deutete nach oben.
    Der Alte setzte sich schlaftrunken auf, lauschte und ließ sich dann wieder auf seine Matratze zurücksinken. »Kein Grund zur Beunruhigung«, versicherte er. »Es regnet.«
    Â»Es klingt wie Wasser, das auf die Plane tropft.«
    Â»Junge, das ist Wasser! Regen ist Wasser, das vom Himmel fällt.«
    Â»Vom Himmel fällt? Wo gibt es denn so etwas?«
    Â»Wie du hörst – hier.«
    Ich schüttelte ungläubig den Kopf.
    Â»Ja, wo glaubst du denn, kommt das Wasser des Ontos her, mein Junge?«
    Â»Aus dem Haar.«
    Â»Richtig. Dort regnet es häufig und viel.«
    Â»Aber wie soll das Wasser denn in den Himmel kommen?«
    Korbinians Geduld war hörbar erschöpft, als er erklärte: »Die Sonne hebt es aus dem Meer hoch. Am Himmel bilden sich Wolken. Der Wind schiebt die Wolken an Land. Und dort fällt es herunter.«
    Â»Du nimmst mich doch auf den Arm.«
    Â»Himmeldonnerwetter! Ich nehme dich nicht auf den Arm. Und jetzt lass mich weiterschlafen, verdammt!«
    Ich stand auf und ging ein paar Schritte auf das Floß hinaus. Tatsächlich: Wasser fiel aus dem Himmel!
    Ich ließ es mir über das Gesicht und die Arme rinnen. Es schmeckte frisch und war eine Wohltat auf der Haut.
    Aber wie der riesige Ontos in den Himmel gelangt sein sollte, wollte mir einfach nicht in den Kopf.
    Einige Tage später – wir waren gerade auf dem Weg zurück zur Brücke – hielt Korbinian

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