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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz
Autoren: Isabel Ness
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»Und was ist mit dir? Warst du immer schon hier?«
    »Nein. Ich wuchs in einer kleinen Siedlung auf, die in der Welt der Menschen lag, und kam als Junge in die Ausbildung bei einem Druiden. Er lehrte mich alles, was er wusste – und das war eine enorme Menge. Dann ermutigte er mich, fortzugehen. Es war eine Zeit der Veränderungen; die christlichen Priester versuchten die Stämme von ihrem Glauben zu überzeugen. Leider oftmals mit Gewalt.«
    Imogen nickte. »Ich weiß – jedenfalls das, was geschrieben steht. War ein Teil meines Studiums.«
    »Ich habe es selbst miterlebt, habe gesehen, zu welchen Grausamkeiten Menschen fähig sind. Manche unterscheiden sich nicht von den Dämonen.«
    Bei der Erinnerung an die Fomore schauderte Imogen und drückte Dians Hand ganz fest. Sie spürte, dass er ebenfalls an schreckliche Bilder dachte.
    »Als ich fortging, sah ich, dass das Land in Aufruhr war«, fuhr Dian fort. »Bis in mein kleines Heimatdorf war bis dahin nur wenig vorgedrungen. Natürlich kamen immer wieder Reisende, die von Kämpfen berichteten. Es ging um Ländereien, auch um Macht. Könige und Warlords schickten ihre Armeen. Gute Männer und Frauen fielen, vergossen ihr Blut für ihre Herrn und das Land, das sie liebten. Kämpfe und Kriege waren in jener Zeit nichts Ungewöhnliches, aber dann merkte man, dass sich in den Köpfen der Mächtigen etwas verändert hatte. Und ich bekam mit, dass sich das Feenvolk noch mehr zurückzog, als es vorher schon der Fall gewesen war. Mein Lehrmeister hatte mich gut unterwiesen, und Heilkundige, die sich auch auf Amputationen und die Versorgung schwerer Wunden verstanden, wurden gesucht. So gab es für mich stets Arbeit und damit auch einen Schlafplatz und meistens genug zu essen. Doch es wurde immer schwieriger, Verletzte mit Magie zu behandeln. Denn die christlichen Priester standen oft schon bereit, überredeten sie, sich taufen zu lassen, um ihnen die Letzte Ölung geben zu können. Sie fürchteten die Zauberkundigen und jene, die nach den Traditionen der Druiden behandelten. Ich musste vorsichtig sein, und dennoch machte ich mir bald schon Feinde, die darauf aus waren, dass es mein Blut war, das den Boden zu ihren Füßen tränkte. Sie gewannen immer mehr Einfluss, drängten die Druiden und das Alte Volk zurück. Ich kehrte heim, weil ich glaubte, dass ich dort vielleicht einen Ort zum Bleiben finden könnte. Doch mein Dorf gab es nicht mehr. Alle Häuser waren niedergebrannt worden, die Bewohner entweder tot oder geflohen. So kam es, dass auch ich ging, nachdem ich herausgefunden hatte, dass alle meine Verwandten den Feinden zum Opfer gefallen waren.«
    Aufmerksam hörte Imogen zu, ganz die interessierte Historikerin, doch je mehr er erzählte, desto mehr nahm sie Anteil als die ihn liebende Frau. Deutlich sah sie die Bilder vor sich. Dian, der auf Schlachtfeldern versuchte, Krieger zu retten, der durch niedergebrannte Dörfer zog und schließlich erkannte, dass sein Platz woanders war. Fest drückte sie seine Hand.
    »Nach menschlichen Maßstäben war ich einunddreißig Jahre alt, als ich mich entschloss, ganz nach Annwn zu gehen«, erklärte er. »Dass ich diese Fähigkeit besaß und zwischen den Welten wandern konnte, hatte ich vorher schon erfahren. Mein Lehrmeister nahm mich mit, und später fand ich heraus, dass es mir auch allein gelang.«
    »Warum kannst du das?«
    »Das weiß ich nicht.« Er lächelte schief. »Ich bin der einzige Mensch, der es kann. Nein, das stimmt nicht mehr, denn du besitzt auch diese Fähigkeit. Es gibt zwar einige Druiden, die es beherrschen, doch gehören sie dem Alten Volk an. In ihren Adern fließt das Blut der Feen und magisch Hochbegabter.«
    »Ich würde so gern wissen, wieso ich es kann.« Imogen seufzte. Wenn nicht einmal Dian die Antwort wusste, gab es keine Möglichkeit, sie je zu erfahren.
    »Wieso ist das für dich wichtig?«
    Sie zuckte mit den Schultern und ließ sich die Frage durch den Kopf gehen. Nützte es ihr etwas, die Antwort zu kennen? Ihre Mutter war tot, Tante Mable ebenfalls und ihr Erzeuger vermutlich auch. Zudem wusste er nichts von ihr, und Imogen hatte nie den Wunsch verspürt, nach ihm zu suchen. Tante Mable hatte ihr die Eltern ersetzt, und das so umfassend, dass sie nie etwas vermisst hatte. »Du hast recht, wichtig ist es nicht. Aber neugierig bin ich schon.«
    »Was mich angeht, so ist es wahrscheinlich, dass sich unter meinen Ahnen Feen befinden und sehr starke Magier. Dazu kam meine Ausbildung, die
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