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Druidenherz

Druidenherz

Titel: Druidenherz
Autoren: Isabel Ness
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wenige Stellen, an denen von irgendwoher Licht schimmerte, war er finster. Wieder musste sie sich zwischendurch langsam an der Wand entlangtasten.
    Der Frust in ihr wuchs. Als endlich wieder eine Abzweigung kam, zögerte sie, da sie fürchtete, im Kreis zu laufen. Wie kam man aus Irrgärten heraus? Sie glaubte, einmal gelesen zu haben, dass man in einem Labyrinth immer nur in eine Richtung gehen solle. Ob das auch hier helfen würde?
    Ein Versuch schadet nicht, beschloss sie und bog nach links ab. Schließlich hatte sie ohnehin keine Anhaltspunkte, an denen sie sich orientieren konnte. Da blieb ihr nur, zumindest einer vagen Hoffnung nachzugehen.
    Der Gang wurde schmaler und lag in völliger Finsternis. Schon nach wenigen Schritten konnte Imogen ihre Finger zu beiden Seiten über die Wand gleiten lassen, und dann wurde der Flur so eng, dass sie nicht weiterkam. Nicht einmal umdrehen konnte sie sich.
    Verdammter Mist! Sie ließ sich auf die Knie sinken und spähte nach vorn. Konnte sie vielleicht durch Kriechen weiterkommen? Es ließ sich nicht erkennen, ob der Durchgang sich nach wenigen Metern wieder verbreiterte oder in einen Raum mündete.
    Wind strich ihr über die Wangen. Das war gut. Wenn von vorne Wind kam, musste dort irgendwo eine Öffnung sein. Vielleicht sogar eines der Tore? Aufregung erfasste sie. Die Aussicht, vielleicht schon in wenigen Minuten an der Oberfläche zu sein und alles hinter sich zu lassen, gab ihr den Mut, auf allen vieren weiterzukriechen.
    Nach nur wenigen Metern wurde der Gang allerdings wieder schmaler. Wie gut, dass ich abgenommen habe, dachte Imogen in einem Anflug von Galgenhumor. Jetzt musste sie sogar den Kopf einziehen. Sie hoffte, gleich irgendwo herauszukommen und nicht die ganze Strecke wieder zurückgehen zu müssen. Vorwärts war es schon strapaziös genug, da wollte sie sich gar nicht erst vorstellen, wie es wäre, auf den Knien rückwärts kriechen zu müssen.
    Wenigstens war der Boden nicht allzu hart – trotzdem war es alles andere als angenehm, und schnell voran kam sie auch nicht. Aber sie war fest entschlossen, durchzuhalten.
    Endlich verbreiterte sich der Gang wieder. Imogen erhob sich, bewegte Arme und Beine und genoss es, sich aufrichten zu können. Viel sehen konnte sie allerdings nach wie vor nicht. Es überraschte sie, dass sie sich nicht fürchtete. Seit Stunden strich sie durch enge, finstere Flure, ohne zu wissen, wohin diese führten, und dennoch fühlte sie keine Angst.
    Einige Schritte weiter entdeckte sie eine Tür und öffnete sie. Der vor ihr liegende Raum wurde durch mehrere Talglichte erhellt. Es gab eine große niedrige Sitzgelegenheit und einen Tisch. An der Wand lehnende Waffen und Musikinstrumente. Kein Zweifel, hier wohnte jemand und hatte sich erst kürzlich in dem Raum aufgehalten. Da es eine Tür gab, lagen dahinter vermutlich weitere Zimmer.
    Imogen beschloss, lieber nicht nachzuschauen, wer dort lebte. Sie wollte mit niemandem sprechen und auch niemanden stören. Außerdem nützte es ihr nichts, einen Wohnraum gefunden zu haben. Schließlich wollte sie an die Oberfläche und nicht weiter in Annwn bleiben.
    Doch als sie nun in den Gang zurückkehrte, zeigte der sich schmaler als zuvor. Verblüfft fuhr sie mit den Fingern über die Wand. Nach wenigen Schritten wurde der Flur dermaßen eng, dass sie nicht einmal seitlich gehend hindurchpasste.
    Magie? Eine andere Erklärung gab es wohl nicht, denn ein Erdbeben oder etwas Ähnliches hätte sie spüren müssen.
    Egal, woran es lag, der Flur war für sie unpassierbar. Also blieb nur der Weg zurück in die Wohnung.
    Zögernd trat sie ein und überlegte, ob sie sich bemerkbar machen sollte. Schlüssel gab es keine in Annwn; wer ungestört bleiben wollte, benutzte Magie, um Türen zu versiegeln. Und wer keine beherrschte und niemanden damit beauftragte, musste damit leben, jederzeit unangemeldeten Besuch bekommen zu können.
    Sie nahm auf dem Platz, was einem Sofa glich, auch wenn die Möbel in Annwn wenig mit den ihr bekannten gemein hatten. Als sie den Blick herumwandern ließ, bemerkte sie in einer Nische ein Tablett. Ihr Magen knurrte und erinnerte sie daran, dass sie seit Tagen nichts gegessen hatte. Sie schluckte und versuchte den Hunger zu ignorieren.
    Doch dann wehte ein würziger Duft zu ihr heran und zwang sie, aufzustehen. Eine Schale Suppe stand auf dem Tablett, dazu ein großer Kanten Brot sowie ein Stück Honigkuchen.
    Honigkuchen! Ihr lief das Wasser im Mund zusammen. Ihr Magen
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