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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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abwandte, war Driver zur Stelle und trat ihm mit voller Wucht auf die Hand. Die Finger, die immer noch die Pistole umfasst hielten, knackten. Aber der Mann gab keinen Laut von sich. Er sah auf, mit leerem Blick, und wartete ab, was passieren würde.
    Driver trat ihm ins Gesicht.
    In der Ferne hörte man Sirenen, drüben auf der McDowell oder irgendwo dort; kamen vielleicht in diese Richtung, vielleicht aber auch nicht. Driver sah sich um. Es war nicht laut genug gewesen, um die Nachbarn zu alarmieren, aber drei oder vier mehrstöckige Häuser waren in Sichtweite, jemand konnte etwas gesehen und gemeldet haben. Er lauschte wieder auf die Sirenen. Kamen sie näher? Sosehr er auch mit diesen beiden reden wollte, eine Unterhaltung führen, wie Felix sich ausdrückte, er konnte das Risiko nicht eingehen.
    Er war schon durch die Gasse und um die Ecke, als zwei Polizeiwagen auf die San Jacinto einbogen.

» IST DAS DEINE VORSTELLUNG von sich bedeckt halten?«
    »Bin etwas außer Übung.«
    Driver telefonierte mit einem Einweghandy. Felix hatte ihn aufgrund seiner Nachricht zurückgerufen, die er im Tattoo-Studio auf der Camelback Road hinterlassen hatte.
    »Scheint nicht gerade viel zu bringen, sich bei irgendwelchen Müllcontainern zu verstecken.«
    »Stimmt. Sie sind mir wieder auf die Spur gekommen, und das ziemlich schnell.«
    »Gefällt mir auch nicht. Sie haben dich gefunden, und es besteht das Risiko, dass sie mehr über mich wissen als gut ist.«
    »Genau das hab ich beim Einchecken auch gedacht.«
    »Du hast vier von ihren Leuten erledigt, und sie fahren immer noch auf Reserve. Warum auch immer die so heiß auf dich sind, jetzt wird’s noch brenzliger. Was kann ich für dich tun?«
    »Ich brauche einen neuen Unterschlupf.«
    »Geld?«
    »Dafür ist gesorgt.« Die alten Gewohnheiten waren nicht komplett mit dem alten Leben verschwunden. Er hatte bündelweise Geld, Ausweise und Kreditkarten.
    »Könntest dich vielleicht bei Maurice melden.«
    »Der Typ, der Dokumente fälscht?«
    »Nicht nur Dokumente. Er erstellt ganze Identitäten – Geburtsurkunden, Militärdienst, Schulabschlüsse. Aber er ist genauso gut darin, sie auszuradieren. Es wäre im Moment sicher ratsam, etwas unsichtbarer zu werden.«
    »Du hast recht.«
    »Komm in einer Stunde beim Ink Spot vorbei. Justin hat alles, was du benötigst. Schlüssel, Klamotten. Wenn du noch etwas brauchst, ruf mich direkt an.«
    Felix gab ihm die Nummer. »Das habe ich dabei und es ist immer an.«
    »Vielen Dank, alter Freund.«
    »Ist schon okay. Bleib locker ...«
    »... und pass auf dich auf. Wird gemacht.« Driver legte auf.
    Vor dem zweiten Anruf hätte er sich lieber gedrückt, aber es führte kein Weg daran vorbei. Mr. Jorgenson hob beim siebten Klingeln ab. Nach dem ersten »Hallo« sagte er nichts mehr, weder als Driver ihm verriet, wer da anrief, noch als er sagte, wie leid es ihm tue, und auch nicht, als er ihm mitteilte, dass sie nie wieder von ihm hören würden.
    Er und Elsa hatten immer Witze darüber gemacht, was für unglaubliche Durchschnittsamerikaner ihre Eltern waren. »Käsetoast!« brauchte einer von ihnen nur zu rufen, dann prustete der andere schon los: »Sofaecke!« »Wackelpudding!« »Kartoffelmus!« »Lawrence Welk!«
    Als Driver mit Reden fertig war, herrschte eine Weile lang Schweigen.
    »Mrs. Jorgenson und ich wussten von Anfang an, dass wir nur Teile der Geschichte zu hören bekamen, Paul. Das wussten wir. Aber unser Mädchen hat dich geliebt, und du hast sie geliebt, und was immer wir von jener Fremdheit auch an dir fühlten, die sich hinter dir verbarg, all diese Dinge, die nicht zusammenpassten – nichts davon hat eine große Rolle gespielt.«
    Dann wieder Schweigen, bevor er fortfuhr. »Ich kann es nicht in Worte fassen, wie unendlich sie uns fehlen wird.«
    So ziemlich jeder andere, dachte Driver, würde jetzt Trost verteilen: dass sie nun an einem besseren Ort sei, am Ziel, dass ihre Reise vorüber sei. Er erkannte, wo so vieles von Elsa seine Wurzeln hatte. Ihr Wesen, die Ruhe in ihrem Inneren, ihre Großzügigkeit.
    »Aber auch du wirst uns fehlen, Paul. Wir sind deine Familie. Was immer jetzt passiert, wenn es vorüber ist, hoffen wir, dass du zu uns zurückkehrst. Wir werden hier sein ... mein Sohn.«
    Driver befand sich in einem America’s Tacos auf der Seventh Avenue. Draußen auf der Terrasse war kein Mensch, drinnen hinter der Scheibe saßen lauter Paare. Nur zwei Männer aßen allein. Der eine von ihnen war jung, dichte
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