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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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früheren Leben mal ein Big Boy’s oder ein Denny’s gewesen. Ein alter Mann mit einem weißen Haarkranz, der an eine halb abgewehte Pusteblume erinnerte, saß am Tresen, als hätte er dort Wurzeln geschlagen. In sicherer Entfernung stand ein Kellner und unterhielt sich durch die halb geöffnete Küchentür. Ein junges Pärchen saß in einer der hinteren Sitznischen, in der Nähe des Notausgangs, beide schwer beschäftigt mit irgendwelchen kleinen Geräten, iPods, Handys, was auch immer.
    Driver setzte sich ans andere Ende des Tresens, weit weg von Pusteblume, der immer wieder Blicke in seine Richtung warf. Die Eier waren überraschend gut, der Speck dick geschnitten und mit genau der richtigen Menge Fettrand. Der Kaffee war frisch, aber wässrig. Als der Koch durch das Fenster linste, nickte Driver ihm zu und hob seine Gabel.
    Jemand hatte den Namen Gabriel in das Resopal des Tresens geritzt, mit der schräg gehaltenen Klinge eines Taschenmessers, wie es aussah. Driver fragte sich, in welcher Phase der Wiedergeburt des Diners das wohl passiert war, wer der Schnitzer gewesen war und welche Geschichte sich dahinter verbarg. War es sein eigener Name? Der eines Freundes oder Geliebten? Driver dachte darüber nach, welche Mühe sich alle gaben, Markierungen zu hinterlassen, Zeichen dafür, dass man hier gewesen war, der Weg einen hier entlanggeführt hatte. Schnitzereien wie diese, aber auch die Schilder an Wänden, Gebäuden und Überführungen waren eigentlich nichts anderes als urbane Äquivalente zu Höhlenmalereien.
    Er zahlte an der Kasse 7,28 $ und kürzte den Rückweg über den Parkplatz ab. Direkt dahinter kam er an einem Block von Häusern vorbei, fünf in einer Reihe, die wirkten, als gehörten sie gar nicht hierher, so schick waren sie – saubere Fenster, keine Ablagerungen auf den Dächern, der Rasen frisch gestutzt, ein zehn Zentimeter breiter Randstreifen rund um die Fundamente, Einfahrten und Bürgersteige abgestochen. Er fragte sich, ob es ein und dieselbe zwanghafte Person war, der die Häuser gehörten und die sich um sie kümmerte. Als er die Straße überquerte, kehrte er zurück in die reale Welt voller Baracken und Notunterkünfte.
    Er bemerkte den Wagen, der auf der gegenüberliegenden Straßenseite seines Hauses parkte, eine schnittige Buick-Limousine zwischen lauter Pick-ups und anderen Schrotthaufen, nur ein Insasse darin.
    Der andere war schon durch den Hintereingang rein, nahm er an.
    Driver kürzte ab, tauchte hinter die Mauer, die die Gasse säumte. Dort stapelte sich genug Krempel, um fünf oder sechs Häuser zu möblieren; aber überall fehlte etwas: Beine an den Möbeln, Gläser von Spiegeln, Kabel oder Einzelteile an Geräten. Das Tor, so wusste er von anfänglichen Erkundungen, wurde von einer Kette verschlossen, die er erreichen konnte, allerdings nicht geräuschlos. Trotzdem kein Problem. Die Mauer war nur einsachtzig hoch, und durch eine Lücke konnte er den anderen Typen sehen, der an der Wand der alten Garage lehnte, das Haus im Blick.
    Driver war oben, drüber hinweg und auf ihm, als ein Auto langsam vorbeifuhr und den Mann kurz ablenkte. Manikürte Fingernägel fuhren wie eine Harke über Drivers Arm, an einer Hand ein Rubin- oder Blutjaspisring, so dick wie ein Jelly Bean.
    Ein guter Würgegriff lässt nicht viel Bewegungsspielraum. Es ist nicht nur die Atmung, man klemmt auch die Halsschlagadern ab und unterbricht die Blutversorgung des Gehirns. Wenn man bei Kung-Fu-Filmen mitwirkt, hängt man stundenlang mit Stars und Stuntmen herum, während man darauf wartet, aufzusatteln und zu fahren. Dabei lernt man so einiges.
    Ohne nachzudenken – inzwischen war er auf einem Level, auf dem Denken und Handeln ineinander überzugehen schienen – knallte Driver den Körper des Mannes gegen die Garagenwand, ein dumpfer Aufschlag, wie eine Pauke, lauter als erwartet, dann ein mehrfaches Echo. Er schlüpfte hinter ihn, in den schmalen Gang zwischen Garage und Mauer.
    Es dauerte ganze drei Minuten, bis der andere aufkreuzte. Er kam rein, hatte etwas in der linken Hand, Knarre, Schlagring, Taser, entdeckte seinen Partner und bewegte sich langsam auf ihn zu. Tief zusammengekauert beobachtete Driver alles durch die Bretterspalten.
    Linkshänder. Und zwanzig Kilo zu viel um die Hüften.
    Driver wartete.
    Der Mann näherte sich, schaute sich noch einmal um. Ging dann umständlich in die Knie und mit der linken Hand zu Boden, um sich abzustützen.
    In dem Moment, als der Mann den Blick
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