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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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abgehauen?«
    »So ist es. Haus. Auto. Leben.«
    »Und nun?«
    »Wer weiß. Ich hänge in der Luft. Seh zu, wohin der Wind mich treibt, schätze ich.«
    »Klingt irgendwie vertraut, oder? Zurück auf Los. Nietzsches ewige Wiederkehr und all der Scheiß.« Das Telefon klingelte wieder. Diesmal ignorierte es Manny. »Du könntest hier rauskommen. Kalb ist gerade ausgegangen, aber ich lade dich gern zu einem Teller Schweinefleisch mit Yucca ein.«
    »Geht klar. Bald. Aber vorerst …«
    »Ja, sicher. Sei einfach vorsichtig. Die Dinge sind vielleicht nicht mehr so einfach, wie sie mal waren. Manche kehren zu einem zurück, manche nicht.«
    Driver blickte sich um. Die Paare waren gegangen. Jetzt wurde das Publikum offensichtlich jünger, es wedelte hinter ihm mit iPods und Handys herum, auf ewig miteinander verbunden.
    Warum hatte er Manny eigentlich angerufen? Wir tischen anderen immer unsere Probleme auf, dachte er, weil wir uns entweder versichern wollen, dass das, was wir tun, richtig ist, oder um uns selbst davon zu überzeugen, etwas zu tun, von dem wir eigentlich wissen, dass es dämlich ist.
    Ja, dachte er, das beschreibt es ziemlich umfassend.
    Sich darüber Gedanken zu machen, warum er oder andere taten, was sie taten, war etwas, das er stets vermied. Wie zum Teufel sollte man das auch je wissen? Handle, wenn es notwendig ist. Ansonsten halte dich zurück.
    Und das Nächste, was jetzt anstand, war ein fahrbarer Untersatz.
    Natürlich gab es da draußen einen riesigen Parkplatz voller Autos, von denen jedes seines sein konnte. Und er würde nicht zögern, sollte es nötig sein.
    Aber im Moment war es das nicht.

ES HÄTTE MIR SCHON VIEL FRÜHER einfallen müssen, dachte Bill. Das Leben hätte verdammt viel einfacher sein können. Jetzt konnte er tun und lassen, was er wollte. Die Manieren, die ihm beigebracht worden waren, dieser einfühlsame Kram, den er später lernen musste, den Scheiß anderer Leute zu ertragen, ob er wollte oder nicht – all das war durch die Tür, den Block runter und verschwunden.
    Jetzt konnte er Wendell einfach nur anstarren, wenn dieser ihn fragte, ob er nach draußen gehen, fernsehen oder vielleicht mit den anderen Karten spielen wollte. Er musste nicht reagieren. Sie hakten es ab unter
Mr. Bill ist heute nicht ganz bei uns
. Alzheimer sei Dank – oder was immer sie auch dachten, das es war.
    Auf eine Weise hatten sie recht. Die Welt da draußen, die, in der sie lebten, bestand nur aus Pillen, schlechtem Essen und Warten. Sie roch schlecht. Die Welt jedoch, die er in sich trug, war reich – an Menschen, die er einmal gekannt hatte, an Orten, an denen er gewesen war, an Dingen, die er getan hatte. Die Bilder dort drinnen bewegten ihn Tag für Tag.
    Wendell allerdings mochte er. Und er fragte sich, ob er vielleicht wusste, was mit ihm los war. Manchmal, wenn Bill dort saß und auf nichts reagierte, sah ihm Wendell in die Augen und grinste. So wie vor ungefähr einem Monat, als ein Folksänger für das
wöchentliche Amüsierprogramm
da war. Bill hasste die beschissenen Sechziger, und da waren sie, direkt vor seiner Nase. Lange Haare, Batik-T-Shirt und ein so blödes Lächeln, dass man den Kerl am liebsten dumm und dämlich geprügelt hätte. Noch dümmer und dämlicher, als er ohnehin schon war. Er lachte über seine eigenen Witze. Tat so, als würde er mit den Damen in der ersten Reihe flirten.
    Sein erster Song war
Life is a river
. Es war eher die Hölle, dachte Bill, mein Leben ist wie mein Kopf, nichts als vertrocketes Laub darin.
    Es ist noch nicht vorbei, sagte Eli oft, sagte es wieder und wieder. Eli war sein ältester Freund und neben Billie der Einzige, der ihn besuchte. Doch es war vorbei, zumindest so gut wie.
    Er hatte hinübergeschaut und gesehen, wie Wendell ihn beobachtete.
    Dennoch, der gestrige Abend war für ihre Verhältnisse großartig gewesen. Die Tochter seines Zimmernachbarn Bobby hatte Bobbys Lieblingsspeisen reingeschmuggelt, Girl-Scout-Kekse und Early Times Bourbon. Es stand zwar nicht in der Hausordnung, aber Alkohol war hier drinnen verboten. Die Gründe dafür waren zahlreich: Verwirrung, Dehydrierung, Nebenwirkungen mit Medikamenten, Leberprobleme. Bill und Bobby hatten mit den Keksen kurzen Prozess gemacht; den Bourbon genossen sie länger, Schluck für Schluck.
    Jetzt saß Bill da und schaute dem Müllwagen draußen zu, der im Stop-and-go die Straße entlangfuhr. Hinten tropfte Flüssigkeit heraus. Es sah aus wie eine riesige Schlange, die eine
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