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Driver 2

Driver 2

Titel: Driver 2
Autoren: J Sallis
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in Mesa gestrandet war? Er hatte beim letzten Job einen so guten Schnitt gemacht, dass er keine Gedanken darüber verlieren musste, irgendwann in nächster Zeit wieder zu arbeiten.
    Alles um ihn herum war erdverbunden, erdfarben, und darüber meilenweit der endlose Himmel, greller, brennender Sonnenschein, Schatten mit messerscharfen Kanten. Wenn er etwas essen ging, kam er an einer Polsterei vorbei, an zwei Kirchen, einem Happy-Trails-Motel, einem Ölwechsel-Service, an BJ’s Hobby & Stamp Store, einem Thai-Restaurant in der Größe eines Wohnwagens, an Apartment-Komplexen über Apartment-Komplexen mit Namen wie Desert Palms, an Tankstellen, Gebrauchtreifenhändlern, Rainbow Donuts. Was ihm zuerst exotisch vorgekommen war – buchstäblich wie aus einer anderen Welt –, begann die Farbe und das unmerkliche Gewicht des Bekannten anzunehmen.
    Eine Weile fühlte er sich fast zurückversetzt in seine Zeit bei Pflegefamilien, so als wäre er schon wieder an einen anderen Ort verfrachtet worden. Jeden Moment konnten sie kommen und ihn woandershin bringen.
    Eine Woche verging. Dann eine weitere. Die Kellnerinnen kannten ihn inzwischen vom Sehen. Die Köche, die draußen hinter dem Thai eine rauchten, winkten ihm zu, wenn er vorbeiging.
    Irgendwo dazwischen, vielleicht auf halbem Weg den Block hinunter oder während er eine Straße überquerte, irgendwann zwischen den ersten Sonnenstrahlen und der einsetzenden Dunkelheit wurde ihm klar, dass er nicht in sein altes Leben zurückkehren würde.
    Er war damals sechsundzwanzig gewesen und auf dem Weg, Paul West zu werden.
    Sechsundzwanzig, ohne irgendeine nennenswerte berufliche Vergangenheit, keine Referenzen, keine wirtschaftlichen Kenntnisse oder Kompetenzen, nur wenig soziale Kontakte. Er verstand ausschließlich von einem etwas. Und das waren Autos.
    In Guadalupe, einer kleinen Gemeinde voller Latinos und amerikanischer Ureinwohner zwischen Tempe und Phoenix, hatte er eine Werkstatt gefunden, wo er eine freie Hebebühne mieten konnte. In erster Linie wurden dort Autos wunschgemäß aufgemotzt – Lackierungen, Kipphebel, Stoßdämpfer ... die üblichen Protzereien – und er begann, überzählige Aufträge zu übernehmen oder solche, zu denen die anderen keine Lust hatten. Er sagte Felix Bescheid, was ihm den einen oder anderen Job einbrachte, dann immer mehr. Die anderen Mechaniker wurden aufmerksam, es sprach sich herum, und über kurz oder lang hatte er mehr Arbeit, als er bewältigen konnte. Schrittweise zog er sich von den Standardsachen zurück und konzentrierte sich auf Restaurierungen. Er baute ein paar Klassiker zusammen, einen Hudson und einen britischen Roadster. Dann übernahm er den Auftrag, einen Rennwagen nach Anleitung von Grund auf zusammenzubauen. Der Scheck, den er erhielt, brachte ihn dazu, über Alternativen nachzudenken.
    Er machte in einem maroden Gewerbegebiet südlich der Innenstadt eine Werkstatt mit großem Lagerraum ausfindig, der in ein Büro umgebaut werden konnte. Als Teil einer Kette war die Werkstatt seit Jahren verlassen, und er bekam sie fast geschenkt. Er fing an, Klassiker zu kaufen, zu restaurieren und wieder zu verkaufen. Dann, nachdem er sich einen ansehnlichen Bestand angeschafft hatte, baute er eine Autovermietung für die Hollywood-Studios auf – obwohl er nicht mehr dazugehörte, es auch nicht wollte. Aber er wusste immer noch, wie der Hase lief. Wenn sie einen Terraplane brauchten oder einen alten Rolls, hatte Paul West einen da, in gutem Zustand und kamerareif.
    Paul West hatte auch zwei Sekretärinnen und zwei Angestellte. Manchmal fragte sich Driver, was sie heute wohl machten. Vielleicht hatten sie einen Weg gefunden, das Geschäft zu übernehmen, und hielten es am Laufen.

NACH FÜNF TAGEN , fast ohne Pause, hatte er den Fairlane dort, wo er ihn haben wollte.
    Die anderen blieben cool, ließen ihn arbeiten, aber sie beobachteten ihn.
    »Sehr tüchtig«, sagte eine Stimme. Driver sah nur die BKs in Größe 10, die über den Knöcheln endeten und so bunt waren, als wären sie voller Clownskotze.
    Driver rollte unter dem Wagen hervor, um zu sehen, wer da sprach. Kleiner, weißer Typ – weißer als Driver –, aber er sprach das Spanisch der Gegend und kannte hier offenbar jeden. Vielleicht Familie. Kein Stammgast, aber er war schon mal da gewesen.
    »Denkst du, du kannst mit diesem Scheißding zum Mars fliegen?«
    »Es hatte ein bisschen Aufmerksamkeit nötig.«
    »Du hast ihm aber mehr als nur ein bisschen Aufmerksamkeit
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