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Dreizehn bei Tisch

Dreizehn bei Tisch

Titel: Dreizehn bei Tisch
Autoren: Agatha Christie
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schmunzelnd hin:
    »Sie haben eine Bewunderin. Die blonde Lady Edgware lässt Sie kaum aus den Augen.«
    »Fraglos hat man sie darüber aufgeklärt, wer ich bin«, sagte mein Freund, mit dem Versuch, sich ein bescheidenes Aussehen zu geben, was ihm gründlich misslang.
    »Ich meine, es ist Ihr berühmter Schnurrbart. Seine Schönheit hat sie berauscht.«
    »Spötter!« Er streichelte ihn verstohlen. »Diese Zahnbürste, die Sie tragen, Hastings, ist abscheulich – eine Grausamkeit, ein willkürliches Verkümmernlassen der Gaben der Natur. Das müssen Sie doch einsehen.«
    »Weiß Gott, Lady Edgware ist aufgestanden und will anscheinend mit uns sprechen«, sagte ich, ohne auf Poirots beschwörende Worte zu achten. »Martin Bryan macht offenbar den Versuch, sie zurückzuhalten, aber sie hört nicht auf ihn.«
    Tatsächlich kam Jane Wilkinson jetzt zu uns herüber. Poirot hatte sich erhoben, verbeugte sich, und ich tat dasselbe.
    »Monsieur Hercule Poirot, nicht wahr?«, sagte die weiche, heisere Stimme.
    »Zu Ihren Diensten.«
    »Monsieur Poirot, ich muss mit Ihnen sprechen.«
    »Bitte, Madame, wollen Sie nicht Platz nehmen?«
    »Nein, nein, nicht hier. Privat muss ich Sie sprechen. Wir wollen hinauf in meine Suite gehen.«
    Inzwischen war auch Martin Bryan ihr gefolgt, der nun mit missbilligendem Lachen das Wort ergriff.
    »Sie müssen sich ein wenig gedulden, Jane. Sowohl wir als auch Mr Poirot haben gerade angefangen zu essen.«
    Aber Jane Wilkinson ließ sich nicht leicht von etwas abbringen. »Was schadet das, Bryan? Man wird uns eben oben weiterservieren. Veranlassen Sie das Nötige, ja? Und, Bryan…«
    Sie ging dem Schauspieler, der sich schon umgedreht hatte, nach und schien ihn zu irgendetwas überreden zu wollen, das ihm widerstrebte. Wenigstens runzelte er die Stirn, bis er sich schließlich mit einem Achselzucken fügte.
    Ein- oder zweimal hatte er während ihres Drängens nach dem Tisch hinübergeschaut, an dem Carlotta Adams saß, und ich überlegte im Stillen, ob vielleicht die junge Amerikanerin der Gegenstand von Janes Überredungskunst sei.
    Jane Wilkinson kehrte strahlend zu uns zurück. »Jetzt werden wir sofort nach oben gehen«, ordnete sie an und widmete mir ein betörendes Lächeln.
    Ob es uns recht war oder nicht, darüber dachte sie gar nicht nach, sondern schleppte uns ohne den leisesten Anflug einer Entschuldigung einfach nach oben.
    »Ich muss es als eine glückliche Fügung bezeichnen, dass ich Sie just heute Abend hier sehe, Monsieur Poirot«, warf sie hin, während sie uns zum Lift führte. »Alles wird sich für mich zum Besten wenden! Gerade als ich grübelte und sann, was ich tun sollte, blickte ich auf. Und wen entdecke ich am Nachbartisch? Monsieur Poirot. Ah, Monsieur Poirot wird mir sagen, was ich tun soll!, war mein nächster Gedanke.«
    Sie unterbrach ihre Rede, um dem Liftjungen ein kurzes »Zweite Etage« zuzuwerfen.
    »Wenn ich Ihnen dienlich sein kann…«, begann mein Freund.
    »Davon bin ich überzeugt. Ich habe gehört, dass Sie der wunderbarste Mensch sind, den man sich denken kann. Irgendjemand muss mich aus dem Gewirr, in das ich verstrickt bin, befreien, und wer vermöchte das besser als Sie?«
    Wir waren in der zweiten Etage angelangt, schritten den Korridor entlang und betraten eine der luxuriösesten Suiten des Savoy.
    Ihren weißen Hermelinpelz auf einen Sessel und die kleine juwelenbesetzte Tasche auf den Tisch werfend, rief die Schauspielerin ohne Umschweife:
    »Monsieur Poirot, auf die eine oder andere Weise muss ich meinen Gatten loswerden!«

2
     
    N ach ein paar Sekunden hatte sich Poirot von seiner Überraschung erholt.
    »Aber Madame«, sagte er, und seine Augen zwinkerten vergnügt, »Damen von ihren Gatten zu befreien gehört nicht zu meinem Fach.«
    »Gewiss, das weiß ich.«
    »Wahrscheinlich brauchen Sie einen Rechtsanwalt.«
    »Da irren Sie gewaltig. Die Anwälte habe ich restlos satt. Ich bin von Pontius zu Pilatus gelaufen, von einem Advokaten zum anderen, und nicht einer hat mir genützt. Die Anwälte kennen das Gesetz, aber sie besitzen nicht einen Funken gesunden Menschenverstand.«
    »Und Sie meinen, dass ich den besitze.«
    Sie lachte. »Man sagt, Sie seien ein Pfiffikus, Monsieur.«
    »Comment? Pfiffikus? Das verstehe ich nicht. Jedenfalls aber ist Ihr Anliegen außerhalb meiner Kompetenz, Madame.«
    »Nun, das bezweifle ich. Es gibt da ein Problem.«
    »Oh! Ein Problem?«
    »Und es ist schwierig«, fuhr Jane Wilkinson fort. »Sie sind
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