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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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können. Er liegt
bekanntermaßen tot in einem Sarg.«
    »Warum hat er denn Selbstmord begangen? Hing das etwa mit seiner Recherche
zusammen?«
    Küpper wirkte ahnungslos. »Wir haben keinen blassen Schimmer. Vielleicht
findest du ja etwas heraus. Nein. Du findest bestimmt etwas heraus, mein Freund.«
Er zuckte mit den Schultern und griff in seine Hosentasche. »Hier sind die Schlüssel
zur Wohnung von Thomas Geffert. Ich habe sie von Bahn, der den Reserveschlüssel
von seinem neuen Kollegen erhalten hatte. Der kannte noch keinen anderen Menschen
in Düren, als er hier ankam. Außerdem will Bahn sich um die Haushaltsauflösung kümmern.
Wie gesagt, er sollte so etwas wie Gefferts Mentor sein, auch wenn er es nicht unbedingt
wollte.«
    Nachdenklich ergriff Böhnke den Bund und spielte
mit den drei verschieden großen Schlüsseln. Ein Aktenordner mit Artikeln und Notizen
sowie die Möglichkeit, die Wohnung eines ihm unbekannten Menschen zu betreten; damit
solle er sich in ein Abenteuer trauen, von dem er noch nicht einmal wusste, ob es
überhaupt ein Abenteuer werden würde?
    Langsam trank er aus seinem Wasserglas und betrachtete sein Gegenüber,
der mit gespielter Langeweile in den großen, von einer Buchenhecke umsäumten Garten
blickte.
    »Eine letzte Frage noch, Küpper: Wie kann es eigentlich sein, dass
du mich mitten in der Woche besuchen kommst?«
    Er lächelte. »Ich habe heute Morgen beschlossen, krank zu sein und
mich in Düsseldorf abgemeldet.«
    »Es weiß demnach niemand, dass du hier bei mir bist? Natürlich bis
auf deinen Busenfreund Bahn.«
    »So ist es«, bestätigte der Bernhardiner unumwunden. »Ich brauche doch
nicht jedem auf die Nase zu binden, was ich mache. Wenn mich einer fragen sollte,
bin ich nie bei dir gewesen.« Er betrachtete Böhnke geradezu besorgt. »Zu deiner
und zu meiner Sicherheit, mein alter Freund und Kupferstecher.«
    Plötzlich hatte es Küpper verdammt eilig. Er verabschiedete sich kurz
und ließ Böhnke allein, bevor der überhaupt zu einer Erwiderung ansetzen konnte.
    Als sich der Pensionär endlich von seinem Platz erhoben hatte und zur
Einfahrt geeilt war, saß Küpper schon längst in seinem Wagen und fuhr mit einem
flüchtigen Winken und kurzen Hupen auf der Kapellenstraße ortsauswärts davon.

2.
    Er sei einfach unverbesserlich und lerne nicht dazu, urteilte seine
Lebensgefährtin leicht angesäuert, als er sie abends per Telefon über Küppers Besuch
und seine Absicht, für ihn zu ermitteln, informierte. Er hatte nach dem unvermittelten
Aufbruch des ehemaligen Kollegen lange sinniert, ehe er sich zu der Entscheidung
durchgerungen hatte, sich um die Angelegenheit zu kümmern. Er könne froh sei, schimpfte
Lieselotte, dass sie nicht in Huppenbroich gewesen sei. Sonst hätte sie den unverschämten
Kerl hochkant hinausgeworfen. Allerdings müsse sie notgedrungen in ihrer Apotheke
in Aachen über Nacht Notdienst schieben, statt in der Zweitwohnung in der Eifel
auf ihren Kommissar aufzupassen. Dass sie an einem gewöhnlichen Abend mitten in
der Woche ohnehin nicht nach Huppenbroich kam, darüber ging sie hinweg. Sie beruhigte
sich jedoch schnell wieder, wohl wissend, dass Böhnke ein wenig Abwechslung nicht
schaden konnte und er niemals lange Zeit tatenlos bleiben konnte.
     
    »Je oller, je doller, Commissario«, tadelte sie milde. Auch wenn es
nicht unbedingt seinem gesundheitlichen Zustand zuträglich sein würde, würde sie
ihn nicht in seinem Tatendrang bremsen. Anscheinend glaubte sie, dass ein wenig
polizeiliche Arbeit für ihn die beste Medizin war.
    »Aber am Wochenende, wenn ich nach Huppenbroich komme, schiebst du
den Kram zur Seite und bist nur für mich da. Versprochen?«
    »Versprochen«, antwortete Böhnke spontan und erleichtert. Mit dieser
Erwartung konnte er gut leben. Er kannte seine Apothekerin gut genug, um zu wissen,
dass sie sich um ihn sorgte wie um ein fiebriges Kleinkind, und ihn unentwegt unterstützte,
wenn es ihm nur helfen konnte, seine missliche, unerfreuliche Lage zu erleichtern.
    »Versprochen«, wiederholte er wie zur Bestätigung und beendete das
Telefonat, um sich den von Küpper überlassenen Papieren zu widmen.
     
    Die Recherche in den Unterlagen wurde zu einem Ausflug in eine kriminelle
Vergangenheit, an der er in Aachen nur gelegentlich und auch nur am Rande beteiligt
war. Böhnke wurde an Fälle aus dem weiteren Umkreis erinnert, bei denen er allenfalls
um Unterstützung im Rahmen der Amtshilfe gebeten wurde oder die ihm zur
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