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Dreiländermord

Dreiländermord

Titel: Dreiländermord
Autoren: Kurt Lehmkuhl
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ich kommen in Düren
einfach nicht weiter. Er hat keinen Vertrauten mehr bei der Kripo und deshalb keinen
direkten Zugang zu Informationen. Und ich bin am Rhein verdammt weit weg vom Schuss
an der Rur. Außerdem hast du viel mehr Zeit als wir alle zusammen. Du tust ja den
lieben langen Tag überhaupt nichts«, lästerte er vergnügt.
    »Nicht doch«, stöhnte Böhnke matt. »Ich bin schon lange aus allem raus.«
    »Eben deshalb«, konterte Küpper, der noch einen Seitenhieb vorausschickte,
bevor er richtig ansetzte. »Richtig raus bist du längst nicht, wie dein nicht gerade
makelloses Mitwirken beim Maklermord beweist.« Er schmunzelte wissend. »Und weil
du angeblich aus allem raus bist, kommst du in der Geschichte wahrscheinlich weiter
als alle anderen.« Er erhob sich. »Sekunde.«
     
    Schnell verschwand Küpper ums Eck. Böhnke hörte das Zuschlagen einer
Autotür. Wenige Momente später stand der Besucher wieder vor ihm und hielt einen
Aktenordner in der Hand.
    »Der ist aus der Redaktion des Dürener Tageblatts«, erläuterte Küpper.
»Darin findest du zum einem die gesammelten Werke von Thomas Geffert und zum anderen
die zugegebenermaßen äußerst bescheidenen Ergebnisse der Recherche von Bahn auf
der Basis dieser Informationen.« Heiter grinsend hielt er Böhnke den Ordner hin.
»Du liest so gerne in fremden Akten, ist mir zu Ohren gekommen. Oder hast du bei
Puhlmann tatsächlich nur einen Krimi geklaut?«
    Der vermaledeite Küpper wusste wahrscheinlich mehr als er preisgab,
dachte Böhnke. Er wurde nur äußerst ungern an seine Pleite erinnert, als er beim
Einbruch in das Ferienhaus des ermordeten Maklers von den beiden Dorfsheriffs aus
Simmerath erwischt worden war.
    Küpper war wohl bestens im Bilde. Da wurde es langsam Zeit, selbst
einmal zu punkten, sobald ihm Küpper die Gelegenheit dazu bieten würde. Bislang
ging die Unterhaltung eindeutig nur zu seinen Lasten, ärgerte sich der Pensionär
wider Willen.
    »Schieß los!« Böhnke war es langsam leid, von Küpper aufgezogen und
wie ein Tanzbär durch den Ring geführt zu werden. »Wo fängt die Geschichte an?«
    Der Bernhardiner machte es sich auf dem kleinen Gartenstuhl so bequem,
wie es gerade möglich war. »Du hast doch auch mitbekommen, dass unsere Kollegen
in Aachen und Heinsberg vor ein paar Wochen eine Mordserie aufgeklärt haben. Oder?«
    Selbstverständlich hatte Böhnke von den sogenannten Anhaltermorden
gehört. Immerhin hatte es die Nachricht sogar bis in die Nachrichtensendungen aller
großen Fernsehanstalten geschafft. Ein bislang Unbekannter hatte in einem Zeitraum
von vier Jahren mehrere Frauen umgebracht. Durch einen DNA-Vergleich waren die Ermittler
dem Täter auf die Schliche gekommen. Er hatte vor einigen Wochen nach einem Metalldiebstahl
auf einem Schrottplatz bei der Kriminalpolizei in Heinsberg eine Speichelprobe abgegeben,
obwohl er dazu gar nicht verpflichtet war. Dadurch wurde der Täter, der unterdessen
Familienvater war und ein normales Leben führte, ermittelt. Vor knapp zehn Jahren
hatte er, den die Presse wegen seiner Verbrechen Anhaltermörder nannte, zum ersten
Mal eine junge Frau verschleppt, gefesselt, vergewaltigt und erdrosselt. Die unbekleidete
Leiche wurde später gefunden. Insgesamt acht Frauen waren in dem fraglichen Zeitraum
an verschiedenen Orten nach ihren Discobesuchen entführt und fast stets auf die
gleiche Weise missbraucht und getötet worden. Vermutlich hatten sie alle nach einem
vergnüglichen Abend per Anhalter nach Hause gewollt, als der Mörder sie aufgriff.
Bis auf eine Leiche wurden alle anderen in entlegenen Waldstücken oder an Flüssen
gefunden. Zweimal hatte die Polizei ihre Kleidung an ganz anderen Stellen als an
dem Fundort der nackten Leichen aufgespürt. Bei zwei Opfern war eine brauchbare
DNA des Täters gesichert worden. Ein routinemäßiger Abgleich der damals gespeicherten
mit der aktuellen DNA des Metalldiebs ergab die vollkommene Übereinstimmung.
    Schon beim ersten Verhör, in dem er mit den Morden konfrontiert wurde,
gestand der mittlerweile 46-jährige Mann sechs der ihm zur Last gelegten Morde.
Zwei Taten bestritt er vehement, was ihm die Polizei durchaus glaubte, auch wenn
sie es nicht öffentlich bestätigte. In diesen beiden Fällen war der Tathergang in
einigen Nuancen anders gewesen und die Frauen entsprachen auch nicht dem typischen
Opferbild des Täters. Die sechs Frauen, deren Tötung er gestand, waren allesamt
klein und blond gewesen, die beiden anderen hingegen
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