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Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Titel: Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Autoren: Alexandra Bullen
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Spangen zurückgesteckt, die mit Strasssteinen verziert waren.
    »Hände waschen! Hände waschen!«, rief das kleine Mädchen fröhlich, klatschte mit den Händen und streckte die rundlichen Arme zum Waschbecken aus.
    »Ich weiß, ich weiß, Süße«, antwortete die Frau im gleichen Singsang, während sie mit dem Ellbogen den Wasserhahn betätigte.
    Hazel rieb ihre eigenen Hände unter dem Wasser und sah verstohlen hinüber. Im Spiegel fiel ihr Blick auf die Halskette der Frau, eine schlichte Kette mit einem purpurfarbenen Stein oder einer Art Muschel in der Mitte.
    »Sie hat gerade diese Wasserphase«, sagte die Frau, ohne aufzusehen, und Hazel wurde klar, dass sie wohl dennoch mit ihr redete. »Ich weiß auch nicht genau, was dabei ihr Ding ist.«
    »Ihr Ding ist, ihr Ding ist«, sang das kleine Mädchen und spielte mit dem laufenden Wasser. Die Frau verdrehte die Augen und lächelte in den Spiegel, gerade als Hazel sich schnell umdrehte und auf den Papierspender drückte.
    Hazel holte ihre Tasche aus der Kabine und ging hinaus. Aus den Augenwinkeln konnte sie sehen, wie die Frau sich zu dem Mädchen bückte und ihm etwas ins Ohr sagte, während sie ihm die Hände trocknete.
    Normalerweise löste eine solche Szene bei Hazel den Wunsch aus, gegen die Wand zu boxen. Sie musste dann immer an all das denken, was sie hatte entbehren müssen. An all die Zeiten, in denen sie ihre Hände allein hatte trocknen müssen, all die Kosenamen, die sie nie gehabt hatte. Ihr Puls schlug dann heftiger, und die Adern an ihrer Stirn fingen an zu zucken. Warum mussten immer andere all die Dinge bekommen, die sie selbst nie gehabt hatte?
    Aber nicht heute Abend. Heute Abend lächelte Hazel nur.
    Endlich würde sie ihre leibliche Mutter kennenlernen.

4
    Hazel stand vor dem eleganten Restaurant und wartete auf eine Art Zeichen, auch wenn sie nicht genau wusste, auf welche Art von Zeichen. Vielleicht so etwas wie bei Moses, als sich das Meer geteilt hatte? Könnte sich die Menge der gutgekleideten Gäste in der Mitte teilen und dadurch einen Pfad für Hazel schaffen? Ein Lichtstrahl wäre auch nicht schlecht, der auf eine Frau schien, die mit weit ausgebreiteten Armen dastünde und darauf wartete, ihre Tochter zu umarmen – die Tochter, die sie einst weggegeben, aber nie vergessen hatte.
    Was Hazel stattdessen sah, war ein Vier-Sterne-Restaurant voller fremder Menschen. Und wenn da nicht an der Tür mit einem gerahmten Schreiben auf einer Holzstaffelei zur Benefizaktion eingeladen worden wäre, hätten es einfach irgendwelche vornehme Gäste sein können, die sich zu einem gemeinsamen Essen trafen.
    Hazel erhaschte im Fensterglas noch einen Blick auf ihr eigenes Spiegelbild. Ihr Haar sah seidig und ordentlich aus, und selbst ihr sonst so widerspenstiger Pony war ausnahmsweise gebändigt. Ihre blauen Augen, von denen sie immer fand, dass sie zu eng zusammenstanden, funkelten und strahlten im Kontrast zu ihrer Porzellanhaut, und ihre Nase, die sonst eher zu lang wirkte, sah auf einmal elegant aus. Sie verstand es nicht, aber irgendwie hatten sich sogar ihre Gesichtszüge verändert. Sie war beinahe hübsch.
    Hazel faltete ihre zitternden Hände und brachte sie dadurch zur Ruhe, blinzelte ein Brennen in den Augen zurück und machte einen Schritt in den Raum hinein.
    Ein leises Gemurmel von Unterhaltungen erfüllte ihn, und die Leute standen in kleinen Grüppchen um elegante Sitzecken mit braunem Lederpolster. Ein Büfett mit erlesenen Häppchen war an einer Seite der Wand aufgebaut, Gemüse im Teigmantel und andere Leckereien reihten sich auf schimmernden silbernen Tabletts.
    Hazel strich sich das Haar hinter die Ohren und ging zu dem unbesetzten Stand der Platzanweiserin. Dort verkündete die gedruckte Einladung in großen fetten Buchstaben: KUNST FÜR ALLE. Und darunter befand sich ein Farbfoto der Gründerin und Initiatorin: Rosanna Scott.
    Es war das Porträtfoto einer Frau mit langen grauen, fast silberfarbenen Haaren. Ihre Haut war glatt, und ihre grünen Augen funkelten, ihr Lächeln war strahlend und einnehmend.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben sah Hazel ein Foto ihrer leiblichen Mutter, und ihr erster Gedanke war: Schöne Zähne.
    Sie musste sich kurz auf dem Unterteil des schwarzen Metallgestells abstützen. Ihr war ein bisschen schwindlig, und sie holte ein paarmal tief Luft, während sie sich umsah.
    Wo war ihre Mutter? Was würde sie wohl gerade tun, wenn Hazel sie zum allerersten Mal sah?
    Um die Bar hatte sich eine dichte
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