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Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Drei Wunder zum Glück (German Edition)

Titel: Drei Wunder zum Glück (German Edition)
Autoren: Alexandra Bullen
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lang trocken gewesen, bevor er Hazel zurückgeholt hatte, und tatsächlich hatte sie seither höchstens eine Flasche Hustensaft in seiner Nähe gesehen. Aber das hieß nicht, dass sie wieder bereit war, sich mit ihm in ein Auto zu setzen.
    »Oki doki.«
    Roy sagte »Oki doki«, wenn er nicht wusste, was er sonst sagen sollte. Was bedeutete, dass er es ziemlich oft sagte. Die Sprungfedern des Sofas quietschten, als er aufstand.
    »Hier«, sagte er plötzlich. Hazel drehte sich um und sah, wie er einen braunen Umschlag auf den Küchentisch legte. Danach schlurfte er zur Tür und zog dabei seine Baseballkappe über den Kopf. Büschel seines dunklen, lockigen Haars drängten sich über seinen Ohren wie krause Farnblätter, die sich der Sonne entgegenstrecken.
    »Alles Gute zum Geburtstag, Hazel«, sagte er zum Türknauf, nach dem er gerade griff. Ein Schwung feuchte, kühle Luft breitete sich in der Küche aus, und bevor Hazel noch irgendetwas hätte sagen können, war Roy fort.
    Sie starrte auf den Umschlag, als erwarte sie, dass er anfinge zu reden oder davonspazierte. Sie konnte sich nicht erinnern, wann Roy das letzte Mal an ihren Geburtstag gedacht, geschweige denn, ihn irgendwie gewürdigt hätte.
    Hazel stellte ihre Schüssel in die Spüle, setzte sich an den Tisch und drehte den Umschlag in ihren Händen. Er war größer als ein normaler und hatte keinen Stempel, auch kein Hallmark-Logo oder Ähnliches, wie die aus der Drogerie. Er war zugeklebt, und Hazel musste nun doch leicht nervös schlucken. Am liebsten hätte sie ihn einfach weggeworfen, vielleicht sogar ungeöffnet oben auf den Abfall gelegt, damit Roy ihn genau dort entdeckte. Er hatte sie einfach weggegeben – nicht nur ein Mal, nicht zwei Mal, sondern drei Mal – und bei völlig fremden Menschen gelassen. Sie hatte acht verschiedene Schulen besucht, von Santa Cruz bis Santa Rosa. Acht Abschiede von Freunden, die zu finden sie sich inzwischen gar nicht mehr die Mühe machte.
    Welche Geburtstagskarte konnte das alles wiedergutmachen?
    Aber dann hielt sie die Ungewissheit doch nicht aus. Sie schob ihren Finger unter eine Ecke und trennte das Papier auf, riss den Umschlag schließlich dabei entzwei und zog den Inhalt heraus:
    Keine Karte, sondern ein Stück Papier, zweimal zusammengefaltet.
    Natürlich hatte Roy ihr keine Karte gekauft. Hazel verdrehte die Augen über ihre eigene dumme Vermutung. Ein gelber Post-it-Zettel flatterte auf den Tisch, und Hazel beugte sich darüber, um ihn zu lesen. Ihr Magen verkrampfte sich, als sie die schnörkelige Handschrift erkannte, die nur von Wendy sein konnte.
    Hazel an ihrem 18. Geburtstag geben.
    Ein entferntes Klingeln erfüllte Hazels Ohren, als sie mit der Hand über das glatte Papier fuhr und es vorsichtig auseinanderfaltete.
    Es sah aus wie ein offizielles Dokument, mit kleinen Kästchen und unterstrichenen Zeilen. Geburtsurkunde stand in fetten Buchstaben darüber. Das Datum: auf den Tag genau vor achtzehn Jahren. Das Krankenhaus: St. Mary’s, San Francisco. Der Rest verschwamm vor Hazels Augen, wie eine fremde Sprache. Schnell überflog sie die Seite.
    Bis zu einem Wort. Bis zur Antwort auf die Frage, die sie jeden Tag und jede Nacht mit sich herumtrug, nachdem sie schließlich aufgehört hatte, sie auszusprechen:
    Mutter:
    Und die nächsten beiden Worte waren diese Antwort:
    ROSANNA SCOTT.

1
    Drei Monate später.
    »Wir haben geschlossen.«
    Hazel stand direkt hinter einer schweren Glastür und blinzelte in den schwach erleuchteten Laden. Er erinnerte sie an eine stillgelegte Reinigung. Sie hatte gleich ein komisches Gefühl bei dieser Adresse gehabt. Das fing schon an, als sie das Wort »Schneiderin« las. Es gab Designer oder Modeschöpfer, aber eine Schneiderin ? Bei diesem Wort stellte sie sich eine dickliche alte Dame mit einem altmodischen Rock und dem Mund voller Stecknadeln vor. Doch diese Schneiderin hier, die in der anderen Ecke des ziemlich heruntergekommenen Raumes auf einem alten Sofa saß und einen Groschenroman las, war weder alt noch rundlich. Nein, sie war jung, obwohl nicht auf den ersten Blick zu erkennen war, wie jung genau – vielleicht in Hazels Alter, vielleicht war sie aber auch schon über dreißig und wirkte nur jünger – jedenfalls sah sie so aus, als bräuchte sie dringend einen Cheeseburger.
    Und dann war da noch die Sache mit der Visitenkarte.
    Es war drei Monate her, dass Hazel den Namen ihrer leiblichen Mutter erfahren und die anschließende Google-Suche ihr Leben
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