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Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Drei Haselnuesse für Aschenbroedel

Titel: Drei Haselnuesse für Aschenbroedel
Autoren: Maike Stein
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Eis.
    Ein wilder Wirbel aus Farben war alles, was sie zunächst sah. Röcke bauschten sich, Tänzerinnen drehten sich und ihre Gesichter leuchteten, während ihre Tanzpartner sie über das Parkett führten. Ganz schwach konnte Aschenbrödel sogar die Musik hören. Schon zuckten ihre Füße im Takt, erinnerten sich ganz von selbst an die Tanzschritte.
    Sie lächelte. Wenn sie jetzt noch einen Blick auf den Prinzen erhaschte, würde sie das als ein Zeichen nehmen und sich zur Eingangstür wagen.
    Komm schon, komm schon, zeig dich!, dachte Aschenbrödel und drückte ihr Gesicht gegen die Fensterscheibe. Nicht einmal die Kälte machte ihr etwas aus. Irgendwo in diesem Wirbel der Tanzenden musste er sein. Da!
    Wie ernst er dreinblickte. Gar nicht so, als würde ihm das Tanzen Vergnügen bereiten. Er stolperte mehr schlecht als recht über den Boden und vor seiner riesigen Tanzpartnerin schien er sich sogar zu fürchten. Im Wald war er ein ganz anderer gewesen und hatte keinerlei Unsicherheit gezeigt beim Umgang mit Armbrust und Pferd.
    Und von ihr hatte er sich auch nicht einschüchtern lassen. Aschenbrödel lächelte. Sie würde hineingehen und ihn retten.
    Schon wollte sie sich von ihrem Guckloch abwenden, da drehte sich der Prinz. Eine andere Tänzerin entführte ihn der Riesin. Als sie diese andere Tänzerin erkannte, gefror Aschenbrödel das Herz: Es war Dora. Und der Prinz lächelte ihr zu.
    Aschenbrödel wandte sich vom Fenster ab.

Ein Reigen edler Töchter
    Nie in seinem Leben hatte er sich so sehr gewünscht, kein Prinz zu sein.
    Die rote Bärin drückte ihn erneut an ihre gewaltige Brust. So heftig, dass es ihm den Atem abschnürte. Sie gab ihn erst wieder frei, als der Tanz eine Drehung von ihnen in jeweils entgegengesetzter Richtung verlangte.
    Der Prinz holte tief Luft – eine Hand griff nach seiner, eine kleine, plumpe Hand, keine Bärenhand. Erleichterung durchströmte den Prinzen, und er lächelte. Dieses Mal würde er an der neuen Hand festhalten.
    Er verneigte sich vor der Tänzerin. Klein war sie, ging ihm kaum bis zum Kinn, und auch ein wenig plump so wie ihre Hand. Ihr Lächeln war ein wenig zu bemüht, ihr Griff etwas zu fest, als wollte sie ihn nie wieder loslassen. Aber für den Moment war ihm das nur recht, solange es die rote Bärin von ihm fernhielt. Der Prinz machte einen Schritt nach vorn und fühlte einen Fuß unter seinem. Er zuckte entschuldigend mit den Schultern, vermutlich hätte er einen Schritt rückwärts setzen müssen.
    Seiner Tanzpartnerin verrutschte jedoch nicht einmal das Lächeln. Sie hielt seine Hand unnachgiebig fest und lächelte und lächelte und lächelte. Nur ein einziges Mal blickte sie von ihm weg und lächelte einer der umstehenden Frauen zu, der dicken mit dem weißen Hutungetüm.
    Der Prinz seufzte innerlich, aber ihm schien, als sei es angebracht, beim Tanzen auch zu plaudern. „Kommen Sie von weit her?“, fragte er.
    â€žJedenfalls ist die Entfernung nicht größer gewesen, als mein sehnsüchtiger Wunsch, mit Ihnen zu tanzen.“
    Wieder schenkte sie ihm ein Lächeln, das noch süßlicher war als ihr Parfüm.
    â€žObwohl ich Ihnen dauernd auf die Schuhspitzen trete?“
    â€žFür mich ist das eine Ehre, Königliche Hoheit.“
    Dem Prinzen drehte sich der Magen um. Das freche Mädchen aus dem Wald hätte ihm bestimmt ganz anders geantwortet. Bei dem Gedanken musste der Prinz lächeln.
    â€žIch würde mit Eurer Königlichen Hoheit bis ans Ende der Welt tanzen“, sagte die Tänzerin und setzte seiner schönen Träumerei damit ein jähes Ende.
    â€žSie haben ja eine Courage“, sagte er.
    â€žDavon kann ich Ihnen leihen, so viel Sie nur wünschen.“
    Genug war genug. Die merkte ja nicht einmal, wenn sie verspottet wurde. „Ich danke vielmals, ich mache keine Schulden.“ Der Prinz entriss der Tänzerin seine Hand. Mochte sein Vater davon halten, was er wollte, er hatte genug vom Tanzen und von hochwohlgeborenen, heiratswütigen Töchtern. Hinter sich hörte er die rote Bärin lachen. Ohne sich noch einmal umzuschauen, stürmte der Prinz Richtung Ausgang.
    Doch er war keine fünf Schritte weit gekommen, da stand der Präzeptor ihm im Weg. Mit einem unnachgiebigen Lächeln und einem energischen Winken seines Stocks schob er eine blonde Tänzerin in
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