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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg
Autoren: Pia Stein
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Sie gaben uns eine Telefonnummer, unter der wir uns morgen erkundigen könnten, wann uns der Wagen nachgebracht würde. » Ma ñ ana « ist ja ein sehr beliebtes Wort in Spanien, dies sollten wir auch noch feststellen. Also blieb uns nichts anderes übrig, als uns ohne Kinderwagen in das Taxi, welches jetzt auch nicht mehr so groß sein musste, zu setzen. Allerdings war auch kein Taxi mit Kindersitz aufzutreiben. Man möchte denken, Kindersitze gibt es in Spanien nicht oder aber es kommen nur Reisende ohne Kinder in Pamplona an.
    Die gesamte Fahrt nach Roncesvalles verlief serpentinenartig bergauf. Keine Fahrbahnbegrenzungen in Form von Leitplanken, keinen Kindersitz und zu allem Überfluss fuhr der Fahrer auch noch ziemlich schnell. Gefährlicher geht es ja nicht, schwirrte es mir durch den Kopf. Bis wir uns versahen, lieferte er uns in Roncesvalles (in den Pyrenäen, unmittelbar an der Grenze zu Frankreich) im Hotel, gleich neben dem Kloster und der Herberge, ab. Jetzt standen wir da. Etwas gebeutelt und hungrig. Schnell wollten wir nur unser Gepäck in die Zimmer bringen und uns etwas frisch machen. Von unseren Rucksäcken, Hüten, Stöcken und Schuhen machten wir noch schnell ein Foto und wollten anschließend gleich etwas essen gehen. Auch unsere Kleine war hungrig. So gingen wir, nachdem uns im Hotel mitgeteilt worden war, dass Abendessen erst um halb neun möglich sei, kurzerhand in die nächste sogenannte Bar. Viel Auswahl gab es ja nicht. Von Weitem lasen wir bereits das Schild. Menü für Peregrinos 10 Euro. Secunda Plata, Primär Plata, jeweils drei Sachen zur Auswahl. Was allerdings nicht darauf stand, war die Uhrzeit. Auf Nachfragen wurde uns ebenfalls mitgeteilt, dass es Essen erst ab halb neun gebe. Das ist in Spanien so üblich und für uns auch kein Problem, jedoch für das Kind. Sogleich schwirrte mir wieder durch den Kopf: »Das hat alles seinen tieferen Sinn .« Was soll das für einen Sinn haben, wenn wir als Großeltern nicht einmal etwas zu essen für unsere Kleine organisieren konnten?
    Unsere Kleine nahm es locker und verlangte erst einmal nach einem Eis. Das gab es immer und überall, wie sich später herausstellen sollte. Wir genehmigten uns erst einmal drei große Biere. Die Bedienung hatte wohl Mitleid mit unserer Kleinen und stellte uns wenigstens ein bisschen Brot auf den Tisch. Pünktlich um acht Uhr wurde eine Flasche Rotwein und Baguette aufgetischt. Anschließend wurden wir gefragt, für welches Menü wir uns entschieden hätten, und flugs stand das Gewünschte vor einem. Unser erstes Pilgermenü! Irgendwie haben wir uns fast ein bisschen geniert, waren wir doch noch gar keine richtigen Pilger. Außerdem wussten wir, dass wir, bevor wir den ersten Tag laufen konnten, bereits eine Zwangspause in Roncesvalles einlegen mussten, weil unser Kinderwagen nicht im Flugzeug war. So aßen wir unser Pilgermenü und gingen früh zu Bett, um am nächsten Tag ausgeschlafen auf unseren Kinderwagen zu warten. Für unsere Kleine war es allerdings spät, es war ja bereits halb zehn. Wir vereinbarten noch, dass wir uns um acht Uhr beim Frühstück treffen. Dann wünschten wir uns eine gute Nacht und verschwanden in unseren Zimmern. Nach einem kleinen Gebet und einem vehementen Hilferuf nach oben in die Chefetage, der, wie ich noch nicht wusste, ab jetzt täglich mit der Bitte, uns alle gut in Santiago de Compostela ankommen zu lassen, kommen würde, schlief ich vor psychischer Erschöpfung – schließlich machte ich mir ja den ganzen Tag Sorgen um meine Familie – ein.

20. Mai 2011
    Pünktlich um sieben Uhr machten wir die Augen auf. Schnell unter die Dusche, anschließend frühstücken, um im Anschluss gleich die uns überlassene Rufnummer des »lost and found «-Schalters am Flughafen in Pamplona anzurufen. Nach einem sehr guten und ausreichenden Frühstück, das würde sich ja in Zukunft ändern, da nicht in allen Pensionen Übernachtung mit Frühstück angeboten wird, gingen wir zur Rezeption und baten die diensthabende Empfangsdame in englischer Sprache um Hilfe. Sie sprach gut Englisch und war zudem noch sehr hilfsbereit. Also rief die spanische Rezeptionistin am Flughafen an, um uns anschließend mitzuteilen, dass der Kinderwagen erst um die Mittagszeit kommen würde. Wobei sie uns mit einem Lächeln zu verstehen gab, dass wir uns in Spanien befänden. In Spanien könne man Zeitangaben nicht so genau nehmen und wir sollten uns schon mal darauf einstellen, dass es auch abends oder sogar einen
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