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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg
Autoren: Pia Stein
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hinauf zum Eingang. Es waren bereits alle Sitzplätze belegt. Franzi saß auf den Schultern unserer Tochter und genoss ihre Aussicht offensichtlich sehr. Sie war sehr andächtig bei der Sache. Mein Mann und ich mussten uns noch einen anderen Stehplatz suchen, da wir von unserer Position aus ansonsten überhaupt nichts mitbekämen. Auch wir fanden noch einen Platz, von dem aus wir eine gute Sicht zum Altar hatten. Sichtlich ergriffen harrten wir der Dinge. Pünktlich um zwölf Uhr begann dann eine sehr ergreifende Messe. Die Pilger aus aller Welt wurden auf das Herzlichste begrüßt. Schade war nur, dass auch hier viele Menschen sich nicht zu benehmen wussten und auch dem Allerheiligsten keinen Respekt zollten. Trotz der nur noch schmalen Wege schlängelten sie sich störend durch die betenden Pilger, fotografierten und fotografierten und redeten lauthals miteinander. Wir ließen uns nur kurzfristig stören, denn wir wollten am Ende unserer Reise die Pilgermesse mitfeiern und legten großen Wert darauf, hier nochmals den Pilgersegen zu erhalten. Außerdem dachten wir sehr intensiv an alle unsere Verwandten, Freunde und Bekannten und schlossen sie in unsere Gebete ein. Nach dem Segen sichtlich erleichtert gaben wir uns die Hände, während sich vor dem Altar sieben Männer rüsteten, um den 1,60 m hohen versilberten Weihrauchkessel an einem 35 Meter langen Seil durch die Luft des gesamten Querschiffes der Kathedrale zu schwingen. Es war eine beeindruckende Vorführung. Mit großem Schwung schwenkte der Weihrauchkessel bis fast an die Decke des Querschiffes und schwang, eine Weihrauchwolke hinter sich herziehend, in den gegenüberliegenden Flügel. Ich hatte mir im Vorfeld gewünscht, dass meine Familie und ich im Längsschiff Platz finden würden, da ich in unserem Reiseführer gelesen hatte, dass in der Vergangenheit bereits zweimal der Weihrauchkessel aus der Verankerung gerissen und aus der Kirche gesaust war. Kein schöner Gedanke, immerhin wog der Weihrauchkessel gefüllt 100 Kilo.
    Nach einer Stunde wurden wir verabschiedet. Wir verließen die Kathedrale mit einem großartigen Gefühl der Erleichterung. Jetzt war für uns der Weg ganz offiziell beendet. Irgendwie noch nicht zu glauben. Nach 33 Tagen des Gehens hatten wir endgültig unser Ziel erreicht. Wie viele Tausende Pilger vor uns und wie viele Tausende Pilger nach uns werden diesen Weg noch gehen und ihre persönlichen Erfahrungen sammeln? Wie viele Pilger haben aus gesundheitlichen Gründen enttäuscht abbrechen müssen oder haben gar ihr Leben gelassen? Wieder stellte ich mir die Frage nach dem Warum. Aber wenn mir eines auf diesem Weg klar geworden ist, dann dies, dass Gottes Wille kein Warum kennt. Der Weg hat mir klar gemacht, dass wir nicht in der Lage sind, Gottes Willen zu überprüfen oder gar zu verstehen, und dass wir Menschen nur Sekunden im Verlauf der ewigen Zeit überschauen. Mit dieser Erkenntnis, künftig nicht mehr verzweifelt nach dem Warum zu fragen, sondern mich Gottes Willen zu beugen, zumal ich seine Hilfe fortwährend auf dem Weg zu spüren bekommen hatte, beendete ich diesen, meinen und unseren Jakobsweg.
    Jetzt, im Anschluss an diese ergreifende Messe, aßen wir noch eine Kleinigkeit – eine herrliche Paella – in einem netten kleinen Lokal und gönnten uns noch zur Feier des Tages ein Glas Prosecco, bevor wir zurück ins Hotel gingen, um mit dem Taxi in das 60 Kilometer entfernte Riveira zu fahren, um mit unseren Kindern noch einen entspannenden »Relax-Urlaub« anzutreten.
    Fazit:
    Meine Tochter und mein Mann sind insgesamt von den veranschlagten 790 Kilometern 730 Kilometer gegangen.
    Franzi und ich haben uns an einem Tag eine zusätzliche Taxifahrt gegönnt und sind deshalb auf genau 700 Kilometer gekommen.
    Das war der Weg und der Weg ist bekanntlich das Ziel.
    Danksagung
    Ich danke meinem Mann, meiner Tochter und meiner Enkelin für die unglaublich reichen Erfahrungen, die ich gemeinsam mit ihnen auf dem Jakobsweg machen durfte.
    Außerdem danke ich meinem Mann, dass er mich zu diesem Buch ermutigte und für die zahlreichen Stunden, die er sich Zeit nahm, um mit mir gemeinsam die Überarbeitung vorzunehmen.
    Auch ist es mir ein Bedürfnis, jetzt einmal meinen beiden Freundinnen, Eva und Hannelore, Danke für ihre langjährige, über 30 Jahre andauernde Freundschaft zu sagen.
    Des Weiteren möchte ich nicht vergessen, mich nochmals bei unserem Herrgott zu bedanken. Denn nur die Führung und Leitung unseres Herrgotts hat mich
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