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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg
Autoren: Pia Stein
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hätte wenig Sinn gemacht, zumal sie bereits im Internet auf Artikel diverser Mütter gestoßen war, welche ebenfalls im Alleingang mit Kleinkindern den Jakobsweg entlanggelaufen sind. Das sei alles ganz easy, meinte sie.
    Also erzählte ich meinem Mann vom Vorhaben meiner Tochter. Peter überlegte nur kurz und meinte dann aus vollem Herzen und mit voller Überzeugung, das ginge nicht. »Eine Frau mit einem riesigen Rucksack und einem Kind im Kinderwagen, alleine, das geht schon gar nicht. Außerdem weiß ich jetzt schon genau, dass du vor Sorge um die beiden fast umkommen wirst .« Also gab es, nachdem wir ihr das nicht ausreden konnten, nur eine Möglichkeit, wir würden zusammen gehen!
    Wohl wissend, dass sich unsere Pläne und somit der komplette Weg für uns gänzlich anders darstellen würden als gedacht. Mit einem kleinen Kind kann man nicht in Herbergen (Bettenlager) schlafen, der Tag und die Etappen müssen genau eingeteilt werden, ganz abgesehen davon, dass uns die Kleine den Rhythmus über den ganzen Weg vorgeben würde. Mein Mann sagte nur noch: »Du wirst sehen, es hat alles seinen tieferen Sinn !« Jetzt stand ich da mit geöffnetem Mund und dachte mir, habe ich diesen Mann wirklich verdient? Aber natürlich habe ich ihn verdient, dachte ich, nach allen Höhen und Tiefen in meinem Leben musste sich ja mal was zum Besseren wenden.
    Mein Mann stieß genau zu dem Zeitpunkt zu uns, als meine Enkeltochter geboren wurde. So bekam er nicht nur eine erwachsene Tochter, sondern auch gleich noch eine Enkeltochter mitgeliefert. Da mein Mann sehr kinderlieb ist, er hat selbst zwei erwachsene Kinder, akzeptiert er meine Tochter voll und ganz und ist ein sehr liebevoller »Opi« für unsere Kleine. Lieber Gott, ich danke dir!
    Anfang Oktober buchten wir unsere Flüge. Die Zeit verging und ehe wir uns versahen, war es Mitte Mai 2011. Also packten wir unsere Rucksäcke. Trotz Verzichtens auf alle etwaigen Luxusartikel und nur spärlichen Packens hatten unsere Rucksäcke doch ein ganz ordentliches Gewicht. Der meines Mannes wog immerhin 14 Kilo, meiner 11,5 Kilo und der meiner Tochter wog immerhin, sie musste ja für zwei Personen packen, fast 15 Kilo. Außerdem musste der für unsere kleine Enkelin wichtige Fahrradanhänger mit. Dieser wurde mit einem Griff versehen und so zu einem geländegängigen Kinderwagen umfunktioniert. An dessen Lenker wurde noch ein kleiner Rucksack angehängt, damit genügend Essen und Getränke für die Kleine griffbereit waren. Also Kinderwagen mit Kind und Rucksack wiegen zusammen nochmals ungefähr 30 Kilogramm. Da hatte sich Larissa aber ordentlich was vorgenommen, dachte ich insgeheim. 15 Kilo auf dem Buckel und ungefähr 30 Kilo vor sich herschiebend. Na Bravo! Was wird da auf uns alle zukommen? Immerhin haben wir uns ca. 12.000 Höhenmeter, verteilt auf 800 Kilometer, vorgenommen. So skeptisch, wie ich auch war, was das Durchkommen auf unserem Weg anbelangte, so sehr freute ich mich auch darauf, einmal sechseinhalb Wochen mit meiner Familie, meinem Mann, meiner Tochter und meiner Enkelin verbringen zu können.

19. Mai 2011
    Abflug von München über Madrid nach Pamplona. Im Flugzeug überfielen mich plötzlich Zweifel. Da saßen nun drei Generationen und machten sich morgen zu Fuß auf den Weg in Richtung Santiago de Compostela. Aber gut, heute mussten wir erst mal nur gut landen, also ankommen, unser Gepäck vom Kofferband fischen und ins Taxi in Richtung Roncesvalles (ca. eine Stunde Fahrtzeit) steigen. Hoffentlich gab es ein Taxi mit so einem großen Fassungsvermögen, welches drei riesige Rucksäcke, ein Riesenpaket, das unseren Kinderwagen beinhaltete, sowie uns vier Pilger mitnehmen konnte. Außerdem benötigten wir ja auch einen Kindersitz für die Kleine. Zum wiederholten Male kamen mir Zweifel, ob es schon richtig war, nur den Flug zu buchen und alles andere auf uns zukommen zu lassen. Aber wir wollten ja alles auf eigene Faust schaffen.
    Meine Gedanken überschlugen sich noch immer, wir waren zwar bereits in Pamplona gelandet, aber irgendwie war ich immer noch unruhig. Gleich wusste ich auch, warum. Noch immer am Kofferband stehend, als bereits kein neues Gepäck mehr dazukam, mussten wir feststellen, dass unser Sperrgepäck, sprich Kinderwagen, nicht mitgekommen war. Beim »lost and found «-Schalter angekommen sagte man uns, dass für das Umladen des Sperrgepäcks in Madrid keine Zeit gewesen war. Unser Kinderwagen käme dann morgen mit der Mittagsmaschine in Pamplona an.
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