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Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Drei Generationen auf dem Jakobsweg

Titel: Drei Generationen auf dem Jakobsweg
Autoren: Pia Stein
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meine Tochter, für welches Hotel der uns zugefaxten Alternativen sie sich entscheiden würde. Wir entschieden uns einstimmig für das Hotel in Riveira . Es lag 60 km von Santiago de Compostela entfernt, hatte einen Pool und lag direkt am Strand. Dann mussten wir nur noch unsere Buchung bestätigen. Nach einem kurzen Telefonat hatten wir Gewissheit, dass es klappte.
    Ich nahm mir vor, die 24 Kilometer heute so richtig zu genießen. Franzi offensichtlich auch, denn sie entschied heute gleich am Anfang unseres Weges, dass sie laufen wollte. Also ging es heute erst einmal in ihrem Tempo langsam voran. Sie war so gut gelaunt, ab und zu kletterte sie dann für ein paar Minuten in ihren Wagen, aber nur, um anschließend wieder auszusteigen. Ganz gemächlich trotteten wir voran. Franzi wurde müde und machte es sich in ihrem Wagen gemütlich, gleich darauf schlief sie, in der einen Hand ein Buch, in der anderen Hand ihre Puppe, ein. Jetzt hieß es etwas aufs Gas zu drücken. Heute hatten wir einen, wie ich fand, besonders schönen Weg, nicht viel auf und ab, relativ eben. Auch die Landschaft wurde immer schöner, wir sahen viele riesige große, in allen Farben leuchtende Hibiskussträucher und entdecken die erste Palme. Irgendwie überraschte uns jetzt plötzlich eine total veränderte Vegetation. Franzi machte die Augen auf und stieg aus. Wahnsinn unsere Kleine. Gleich war sie gut gelaunt und packte meinen Stock. »Komm, Omi, wir laufen ein Stück .«
    Jetzt sahen wir den ersten richtigen Pilgerreiter. Alle Reiter vorher waren sehr gepflegte Reiter mit gut im Futter stehenden Rassepferden. Aber dieser Klepper hatte dem Anschein nach schon eine große Strecke hinter sich. Jedenfalls dachte ich, dass das Pferd jetzt samt Reiter gleich tot umfallen würde. Der Reiter war wahrscheinlich weniger um sein Pferd besorgt, er wünschte schnell »Buen Camino« und ritt an uns vorbei. Nicht nur das Pferd, auch der Reiter sah, gelinde ausgedrückt, sehr mitgenommen aus. Man sah ihm an, dass er zusammen mit seinem Pferd im Freien schlief. Bei dem Pferd hatte ich den Eindruck, als fehlte ihm Wasser von innen, der Reiter sah aus, als fehlte ihm Wasser von außen. Ich musste lachen, wir waren zwar gewaschen, aber sahen wir besser aus? Ich zumindest hatte mich in den letzten 32 Tagen manchmal wirklich so gefühlt, wie jetzt der alte Klepper aussah.
    In Salceda kamen wir an eine nette Raststation. Wir trafen auf Beate, gleich fragten wir sie nach ihrem Tagesmotto, aber sie antwortete nur, dass dies vielleicht noch zu früh am Tag sei, schließlich war es ja erst elf Uhr mittags. Franzi bekam von ihr eine Orange geschenkt, sie nahm sie dankend entgegen und die Omi musste diese schälen. Stück für Stück ließ sie sich diese schmecken. Anschließend aßen wir alle Bocadilla und tranken ein kühles Bier dazu. Diese Elektrolyte halfen uns immer wieder auf die Beine. Larissa und Franzi spielten anschließend noch im Gras, wir schossen noch ein paar Fotos und rüsteten uns für die letzten zehn Kilometer des heutigen Tages.
    Franzi wollte einfach nicht mehr in ihren Wagen, also beschloss sie zu laufen. Diesmal mit Opi voraus. Larissa schob den Wagen und wir liefen hinterher. Alle paar Meter blieb die Kleine stehen, mal sah sie eine Ameise, mal einen Käfer oder einen Wurm. Wir alle waren uns einig, jetzt war es wirklich Zeit anzukommen. Kurz darauf kamen wir in einen kleinen Ort, an dessen Anfang ein kleiner Bachlauf war. Franzi beschloss für uns alle hier eine Pause zu machen, ein paar Steine in den Bach zu werfen und einen Müsliriegel zu essen. Es dauerte nicht lange und unsere kleine Prinzessin wollte weiterlaufen. Wir kamen zwar nicht schnell voran, aber die Kleine hatte unsere vollste Bewunderung. Sie lief und lief und lief. Wir wanderten über kleine Teerstraßen, über weite Felder und Feldwege ebenso wie durch kleine Wäldchen. Jetzt wollte die Kleine schlafen. Bereitwillig setzte sie sich in ihren Wagen, wurde wieder angegurtet, drehte sich ein bisschen auf die Seite und weg war sie. Einen breiten Feldweg entlanglaufend, stießen wir plötzlich an dessen Ende auf einen großen Kreisverkehr und eine große Landstraße. Hier überraschte uns ein zwei Meter großer »Pilgerstein« mit der Aufschrift Santiago. Wir waren überwältigt. Jetzt war es noch etwa eine halbe Stunde bis San Paio zu unserem vorletzten Etappenziel. Fröhlich und glücklich liefen wir weiter immer die Straße entlang bis zu unserem Hostal. Gleich gegenüber war ein
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