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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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das, was ich selbst anrichte.« Lanas Stimme bebt. Als sie den Gruppenleiter gefragt hat, ob sie auf dem AA -Meeting etwas sagen darf, hat sie nicht erwartet, dabei so sehr die Fassung zu verlieren.
    Sie ist vorbereitet. Sie hat das alles schon mit Marcel besprochen. Sie ist hübsch angezogen. Sie hat sich eine neue Jeans gekauft und eine pinkfarbene Bluse, die sie im Wohltätigkeitsladen entdeckt hat. Pink ist sonst nicht ihre Farbe, aber die Bluse steht ihr. Ihre Haare sind frisch gewaschen, und da sie sich etwas von Ritas Cremespülung genommen hat, glänzen sie auch. Tracee hat sie nachgeschnitten und dabei die am schlimmsten abgehackten Strähnen begradigt. Zwar gibt es immer noch ganz unterschiedliche Längen, aber die Frisur sieht nicht mehr verstümmelt aus. Doch obwohl sie gut angezogen und vorbereitet ist, erweist es sich als schwierig, vor einem ganzen Raum voller Leute zu stehen, die sie alle unfair behandelt hat. Der Polizeichef sitzt ein Stück entfernt auf der linken Seite. Sie zwingt sich, ihn anzusehen, sich offen bei ihm zu entschuldigen, weil sie ihn im Meeting angeschrien und ihm unterstellt hat, Tuckers Suspendierung sei allein seine Schuld. Und für den Vorschlag, die Anonymen Alkoholiker sollten ihn hinauswerfen. Allerdings scheint sich der Chef nicht im Mindesten dafür zu interessieren. Er ist anderweitig beschäftigt, er hält den Blick auf die Tür gerichtet, die sich jetzt öffnet.
    Tucker macht einen Schritt in den Raum. Und bleibt stehen.
    Lana wird schwindelig. Er ist gekommen, um sie zu verhaften. Möglicherweise hat er Tracee schon geschnappt. Lanas Schuldgefühle wegen ihres schlechten Benehmens sind so stark, dass sie um ein Haar die Handgelenke ausstreckt, damit sich die Handschellen darum schließen können.
    »Gibt es ein Problem, Officer?«, fragt der Gruppenleiter.
    Tuckers Antwort ist ein Gemurmel, aber jeder versteht, was er sagen will. Er ist zum Meeting gekommen.
    Vor Erleichterung werden Lanas Knie weich. Sie würde am liebsten quer durch den Raum stürmen und ihn umarmen. Sie möchte schreien: »Ich liebe dich!«, obwohl das nicht stimmt und ihr dieser Gedanke noch nie zuvor gekommen ist.
    »Herzlich willkommen«, sagt der Leiter. »Warum stellst du dich nicht vor?«
    »Wieso?«, fragt Tucker. »Ich kenne doch alle.«
    »So macht man das hier«, sagt Lana. »Ich bin Lana, und ich bin Alkoholikerin.«
    Tucker verzieht das Gesicht zur Grimasse. Er schindet Zeit, indem er sich an der Stirn kratzt. Er weiß, dass er es sagen muss. Sein Vater hat ihm keine Wahl gelassen: Entweder er geht zu den Anonymen Alkoholikern, oder er muss den Polizeidienst verlassen. Außerdem wirft er ihm einen so eisigen Blick zu, dass selbst ein Mörder gestehen würde. »Ich bin Tucker«, sagt er. »Ich habe ein Problem mit Bier.«
    Der Gruppenleiter deutet auf einen Stapel Broschüren, der auf einem der Manikürtischchen liegt. »Da kannst du dich nach dem Meeting bedienen. Setzt dich, wohin du möchtest.«
    Lana wartet, bis er sich niedergelassen hat. »Ich … Also …« Sie versucht, sich daran zu erinnern, was sie bereits gesagt hat. Der Typ mit den Piercings streckt ermutigend die Daumen hoch, und Lana spricht schnell weiter: »Ich muss mich bei jedem hier entschuldigen. Ich habe Geld aus der Spendentüte gestohlen, und als ihr mir das vorgeworfen habt, habe ich euch gehasst. Jeden Einzelnen von euch. Na ja, dich nicht, dich habe ich nicht gehasst«, sagt sie zu dem Typ mit den Piercings. »Wie war noch mal dein Name? Ich weiß, dass ich ihn schon mal gehört habe.«
    »Ben.«
    »Stimmt, Ben. Dich habe ich nicht gehasst, aber alle anderen. Und, Tucker, dir habe ich beinahe das Leben zerstört. Das tut mir ehrlich leid. Ich war … Keine Entschuldigungen. Keine Entschuldigungen mehr. Ich versuche, weniger impulsiv, weniger zerstörerisch und respektvoller zu sein.«
    Mehrere Anwesende nicken. Sie haben alle ihre besonders unterstützenden Mienen aufgesetzt. Die Atmosphäre im Raum ist anregend und aufbauend. So etwas hat Lana noch nie erlebt. Sie feuern mich an, stellt sie fest, sogar Tucker.
    »Ich verlasse heute die Stadt. Tracee und ich fahren am Nachmittag zurück nach Baltimore. Ich werde zu Meetings gehen, und hoffentlich …« Sie hält inne. Sie kann keine Vorhersagen machen. »Rita hat einen Löwen gezähmt. Und ich muss bloß einen kleinen Affen von meinem Rücken fernhalten. Das kann doch nicht so schwer sein, oder?«
    *
    »Danke. Das ist außerordentlich nett«, sagt Tim.
    »Drück
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