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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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überall auf, seit er mit Tracee zusammen ist. Voller Begeisterung und völlig aufgedreht. Er sieht ihren wirren schwarzen Lockenkopf. Sie sitzt am allerletzten Tisch und wendet ihm den Rücken zu, was ungewöhnlich ist, weil es eine Reihe von Tischen weiter vorne gibt, wo es sonnig ist und man aus dem Fenster schauen kann, was Tracee liebt. Manchmal sitzt sie auch gern an der Theke, wegen der Bilder, die da an der Wand hängen. Cindy befestigt dort Schnappschüsse von den Tabakpflanzen ihrer Gäste, und es ist immer wie der ein neuer dabei. Tracee muss kichern, wenn sie die Tabakpflanzen in den Vorgärten der Leute sieht, zwischen den Schwarzäugigen Susannen, den Kegelblumen und den anderen Pflanzen. »Jeder hier baut seinen eigenen Tabak an«, hat Tim ihr erklärt. Vage fällt ihm das alles ein, als er sie da so komisch im Halbdunkel sitzen sieht, aber er misst dem keine Bedeutung bei. Erst später, als er die schreckliche Szene wie ein Besessener immer wieder nacherlebt, denkt er daran. Er begrüßt Cindy und Rick McPherson, dessen Sohn Dwight bei Tim das Autofahren gelernt hat. Tim hat nicht mehr daran geglaubt, dass Dwight den Dreh jemals kriegt – er hatte ein ungewöhnliches Problem mit der Tiefenwahrnehmung und fuhr beim Bremsen manchmal fast auf andere Autos auf, und manchmal ließ er meilenweit Platz zum Vordermann.
    Tim schiebt sich auf die Bank neben Tracee und legt die Arme um sie. Tracee schlängelt sich aus der Umarmung und rutscht an die Wand. »Setz dich da rüber.« Sie deutet auf die andere Seite des Tisches.
    »Warum das denn?« Er gibt ihr einen schnellen Kuss.
    »Tim, bitte.«
    Er setzt sich ihr gegenüber. Jetzt erst sieht er den Haufen zerfetzter Servietten auf dem Tisch und Tracees ernste Miene. So kennt er sie gar nicht. Streng, mit verkniffenem Mund. »Was ist denn los?«, fragt Tim. »Du willst dich doch wohl nicht von mir trennen?«
    Tracee zuckt zusammen.
    »Heiliger Himmel, das kann nicht sein. Sag mir, dass du das nicht tust.«
    Sie sagt es geradeheraus und ziemlich laut. »Ich kann nicht mit dir zusammen sein, weil …«
    »Halt. Sprich den Satz nicht zu Ende.«
    »Ich kann ihn auch nicht zu Ende sprechen. Ich weiß nicht, wie …« Sie sinkt zusammen, dann gewinnt sie ihre Entschlossenheit zurück. »Lana fährt morgen zurück nach Baltimore.«
    »Sag nicht, dass du mitfährst. Du fährst nicht mit.«
    »Ich fahre.«
    »Du meinst das ernst?«
    Sie nickt.
    »Das kannst du nicht ernst meinen.«
    Tracee schließt die Augen. Sie kann Tims flehenden Blick nicht ertragen.
    »Wenn ich die Wahl hätte unter sämtlichen Frauen der Welt, dann würde ich dich nehmen. Du bist die Beste.«
    »Du willst mich mehr als irgendjemand anders auf der Welt?«, sagt Tracee, und ihr Herz hüpft vor Freude.
    »Ja, verdammt. Ist es dieser andere Typ?«
    »Wie?«
    »Dieser Typ davor.«
    Von wem redet er? Dann fällt ihr J. C. wieder ein, und es ist, als würde sie sich an einen Fremden erinnern, dem sie mal auf der Straße begegnet ist. Sie schüttelt den Kopf.
    »Wir haben doch Pläne. Was ist mit Disney World? Ich dachte, wir könnten zusammenziehen – willst du, dass wir erst heiraten, ist es das? Ich mache, was du willst. Der Lion ist ständig brechend voll. Ich habe drei weitere Fahrschüler angenommen. Das spielt alles keine Rolle, oder?« Er wirft sich nach hinten und schiebt seine Hände in die Haare, als wollte er sich den Kopf abreißen. »Warum?«
    Tracee fühlt sich, als befände sie sich unter Wasser. Tim vor ihr sieht verschwommen und verzerrt aus, und sie bekommt keine Luft mehr.
    »Warum?« Er schlägt mit der Hand auf den Tisch. Die Plastikflaschen darauf wackeln. Er wischt sie von der Tischplatte und erschreckt sie damit beide.
    »Ich muss mit Lana gehen. Sie braucht mich.« Mehr fällt ihr nicht zu ihrer Verteidigung ein, aber das stimmt wenigstens. Lana braucht sie. Lana hat sie immer gebraucht, genauso, wie sie Lana braucht.
    »Sie braucht dich nicht.«
    »Doch, sie braucht mich.«
    »Nein.«
    Zu ihrer eigenen Verblüffung wird Tracee laut: »Ist es denn so unmöglich, dass mich jemand braucht? Als ob ich für niemanden von Nutzen sein könnte?«
    »Ich brauche dich«, sagt Tim leise.
    »Geh!«, jault sie und bedeckt ihr Gesicht mit den Händen. Und als sie wieder hinschaut, ist er zu ihrem Entsetzen tatsächlich gegangen.
    *
    Als Tim im Supermarkt zur Arbeit erscheint, ist er so verwirrt, dass er nicht mehr weiß, wie die Tür aufgeht. Er versucht sie aufzuschieben, anstatt zu ziehen.
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