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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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Lana.
    Marlenes angstvolle Knopfaugen schauen unbewegt zu ihr hinauf.
    »Versteckst du dich vor mir? Ach, Scheiße ‒ verflixt, ich versuche, nicht so ordinär zu reden –, tatsächlich? Ich möchte mich entschuldigen. Weil ich dich so mies behandelt habe. Mein Gott, du hast solche Panik, dass du dich vor mir versteckst. Ich bin ganz friedlich. Ich muss mich bei dir bedanken. Dass du mich nicht rausgeworfen hast, obwohl ich es verdient hätte. Auch wenn es vielleicht gar nicht ging, weil du das Geld brauchst, es war trotzdem nett von dir. Ich war grausam. Sich davor zu fürchten, nach draußen zu gehen, ist echt nicht lustig.«
    Marlene bläst Luft in ihre Wangen. Sie richtet sich gerade so weit auf, dass sie auf den Hintern plumpst.
    »Ich mache bestimmt nichts Verrücktes«, sagt Lana. »Heute reisen wir ab. Tracee und ich. Rita bleibt. Ich weiß, Rita hat es dir erzählt. Es tut mir leid, dass ich dich so gequält habe.« Lana schiebt sich wieder nach hinten, damit Marlene ihre Ruhe hat. »Ich werde jetzt die Tür hinter mir zumachen und dieses Zimmer so verlassen, wie ich es vorgefunden habe.« Rückwärts geht sie aus dem Büro. »Ich nehme nichts mit. Jetzt bin ich draußen!«, sagt sie noch und zieht die Tür zu.
    *
    Da eine Parade von Seifenkistenrennwagen stattfindet, ist der gesamte Hauptplatz des Orts gesperrt. Tim muss hinter O. Henrys Gebrauchtbuchhandlung parken. Der Laden ist seit Monaten geschlossen, dennoch hinterlässt Tim einen Entschuldigungszettel an seiner Windschutzscheibe, ehe er Tracee über eine Abkürzung durch eine schmale Straße führt. Sie eilen zur Polizeistation und stoßen mit Tucker zusammen, der gerade herausgerannt kommt.
    »Wir wollten dich sprechen«, sagt Tim. Er hält Tracee fest an der Hand.
    Rückwärts gehend, entfernt sich Tucker von ihnen. »Hat das Zeit?«
    »Was?«, sagt Tracee.
    »Ist es ein Notfall?«
    Er versteht ihre schweigende Verblüffung als ein Nein. »Ich muss wohin, und wenn ich dort nicht auftauche, feuert mich der Chef auf der Stelle. Du kennst doch meinen Dad. Ich bin bald wieder da.«
    Er dreht sich auf dem Absatz um und rennt davon. Tim und Tracee bleiben allein auf der Schwelle stehen, unter der amerikanischen Flagge, die so tief hängt, dass sie Tims Kopf berührt.
    »Sein Dad?«, fragt Tracee.
    »Der Chef.«
    »Der Chef ist sein Vater?«
    »Fast jeder in der Dienststelle ist mit ihm verwandt. Komm, vielleicht ist jemand anders da.« Er zieht Tracee nach drinnen.
    »Morgen, Ginny«, sagt er zu der Notruf-Disponentin. In der Einfriedung hinter ihr stehen sechs Polizisten-Schreibtische, jeweils zu zweit einander gegenüber, alle leer.
    »Keiner da«, erklärt Ginny, »wie du selbst siehst.« Sie tränkt ein Kosmetiktuch mit Nagellackentferner und reibt sich das Pink von den Fingernägeln. »Dass du mich ja nicht verpetzt.« Sie lacht. »Riech mal, Süße.« Sie hält Tracee das offene Fläschchen unter die Nase. »Das räumt durch, nicht wahr?«
    Nach ein bisschen Geplauder über ihre Kinder zieht Ginny die Schwingtür auf und fordert die beiden auf, sich von den anderen Tischen zwei Stühle an Tuckers Schreibtisch zu holen und zu warten.
    Da sitzen sie. Tracee kippt die Füße von den Zehen zu den Fersen und wieder zurück, lässt den Stuhl hin und her rollen. Im Büro ist es still, abgesehen von einem statischen Rauschen aus Ginnys Funkgerät. Tracee beugt sich nahe zu Tim. »Meinst du, ich muss ins Gefängnis?«, flüstert sie.
    »Wenn, dann besuche ich dich jedes Wochenende.«
    Sie spielt mit Tuckers Heftgerät, drückt es fest zusammen. »Orangefarbene Anzüge haben die Gefangenen an. Und so Manschetten.«
    »Du meinst Handschellen?«
    »Entschuldige, tut mir leid. Ich bin …« Ihr fällt das Wort nicht ein, gar kein Wort. Sie verfolgt den Gedanken nicht weiter. Stattdessen stellt sie sich Tim und sich selbst am Besuchstag vor, mit einer Glaswand zwischen ihnen, wie sie über ein Telefon miteinander reden. »Wie lang muss ich dafür im Gefängnis sitzen?«
    »Du bist nicht vorbestraft«, sagt Tim. »Vielleicht wirst du gar nicht eingesperrt.«
    Tracees Beine bewegen sich unruhig. Sie zieht an einzelnen Haarsträhnen. Tim klopft ungeduldig mit den Knöcheln auf Tuckers Schreibtisch. Aufmunternd lächelt er Tracee zu, die vor Aufregung rote Flecken im Gesicht hat. Die Minuten dehnen sich.
    »Ich glaube, wir müssen die Sache selbst in die Hand nehmen«, sagt Tim.
    *
    »Ich gebe allen die Schuld. Allen anderen. Für die Sachen, die ich mache. Für
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