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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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der Löwe jetzt liegt.
    »Weiß eine von euch irgendetwas über Löwen?« Lana spricht im Flüsterton. Das kommt ihr vernünftig vor, auch wenn sie nicht weiß, wieso.
    »Ist der Löwe nicht der König des Dschungels?«, sagt Tracee.
    »Ich meine, etwas über sein Verhalten. Abgesehen davon, dass er Fleisch frisst?«
    Keine weiß etwas.
    »Na ja, ich finde, wir sollten uns vorsichtig bewegen und flüstern«, sagt Lana.
    »Er ist aber in einem Käfig«, sagt Rita.
    »Aber wir wollen doch nicht, dass er herumtobt. Oder durch unsere Körpergerüche erregt wird. Was ist das?« Lana spürt einen Knauf im Rücken, dreht sich um und entdeckt eine Tür mit einem Zylinderhut-Aufkleber. »Das Herrenklo.«
    »Die Damentoilette muss gleich daneben sein«, sagt Tracee.
    »Ich glaube nicht, dass wir jetzt so auf Anstand bedacht sein müssen«, sagt Lana und betritt den Raum.
    Sie findet den Lichtschalter dort, wo er zu sein hat, gleich innen an der Wand, und einige Glühbirnen, die von der Decke baumeln, leuchten auf. Neben dem Waschbecken stehen zwei Spinde aus Metall, und sie zerrt an den scheppernden Türen, während Tracee und Rita in den Kabinen verschwinden.
    Als die beiden wieder herauskommen, ist es Lana gelungen, einen der Schränke zu öffnen, sie wühlt darin. Sie hält ein Hemd hoch und betrachtet es prüfend – es ist aus grober Baumwolle, rot mit kurzen Ärmeln, ein Herrenhemd. Auf die Brusttasche ist in orangefarbener Schrift The Lion gestickt. Sie wirft es Tracee zu. Dann holt sie ein kleines Taschenbuch heraus und ein Kondom in einer Plastikhülle.
    »Ist das Sudoku?«, fragt Rita. »Ich liebe Sudoku.«
    Lana gibt ihr das Buch. »Dann mach doch eins.«
    »Aber das Buch gehört jemandem. Meinst du wirklich, dass ich das darf?« Sie blättert darin. Einige Rätsel sind bereits ausgefüllt.
    »Was würde Harry dazu sagen?«, meint Lana.
    Rita hält inne, dann fragt sie so beiläufig, als wäre ihr die Antwort völlig gleichgültig: »Kennst du Harry?«
    »Nein. Du hast von ihm gesprochen. Ich habe nur einen Witz gemacht.«
    Rita denkt einen Moment nach. »Ein einziges kleines Rätsel. Das kann nicht so schlimm sein. Es ist ja nur eins von …«, sie schlägt das Buch hinten auf, »… achtundneunzig Rätseln. Wer könnte da etwas dagegen haben?«
    Tracee hält sich die Handtasche vor die Brust, öffnet sie so weit, damit nur sie allein hineinsehen kann, wühlt darin und holt einen hübschen Bleistift heraus, silbern und mit einem pinkfarbenen Radiergummi am hinteren Ende. »Hier. Dann kannst du radieren.«
    Lana steckt das Kondom ein.

7
    Morgenlicht, das durch das kleine, schmutzige Fenster fällt, weckt Rita. Ihr ganzer Körper schmerzt, ihre Glieder sind steif von der Nacht auf dem Linoleumboden (auf einer Schicht Papierhandtücher, die sie aus dem Spender gezogen haben). Sie setzt sich auf, bewegt und rollt die Schultern, streckt die Arme aus und achtet dabei darauf, dass die Papiertücher nicht rascheln und kein Geräusch die jungen Frauen aufweckt. Sie schlafen so ruhig. Lana sitzt an die Wand gelehnt, der Kopf zur Seite gesunken, die langen Beine vor sich ausgestreckt. Sie hat noch ihre Sandalen an. In Schuhen zu schlafen ist irgendwie traurig, denkt Rita. Tracee hat sich auf dem Fußboden zusammengerollt und die Beine angezogen. Ihr Kopf liegt in Lanas Schoß. Sie trägt das rote Hemd und ihren Batist-Unterrock.
    Rita betrachtet die beiden eine Weile, das leichte Heben und Senken der Brüste beim Atmen und ihre offensicht liche Vertrautheit. Sie ist gerührt von ihrer Unschuld – Lanas Gesicht ganz ohne Zorn, das von Tracee sorgenfrei. Besonders froh ist Rita über die Stille: kein schnarchender Harry, der ihr das Bein über den Körper gelegt hat und sie damit festhält.
    Sie reibt sich die Augen, greift nach dem Buch und macht mit den Sudokus weiter. Gestern Abend wollte sie eigentlich nach einem Rätsel aufhören, streng hat sie sich ermahnt, aber jetzt ist sie schon mitten im dritten Rätsel. Während sie das Quadrat ausfüllt, bricht die Bleistiftspitze ab.
    Tracees Handtasche steht vor ihr. In der Hoffnung, einen weiteren Bleistift zu finden, späht Rita in das Durcheinander – zerknüllte Tempos, ein Haufen Lippenstifte und Lipgloss (die verschiedensten Edelmarken), jede Menge Mascara mit Bürstchen. Da glitzert etwas. Sie schaut genauer hin und zieht mit den Fingerspitzen eine Halskette heraus, betrachtet sie auf der Handfläche. Sie ist kurz, eigentlich mehr ein Halsband. Rita weiß sofort, dass
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