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Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Drei Frauen und los: Roman (German Edition)

Titel: Drei Frauen und los: Roman (German Edition)
Autoren: Delia Ephron
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wir ihr vertrauen?«, flüstert Tracee.
    »Natürlich nicht. Aber das müssen wir auch nicht. Tracee, die suchen nach zwei und nicht nach drei Frauen.«
    Dann zieht sie den Kopf wieder aus dem Fenster und lächelt die Frau an.

    3
    Lana fährt weiter. Sie fühlt sich großartig. Besser als seit Monaten. Aufgeregt. Sie steigt aufs Gaspedal, fährt ein biss chen über der Geschwindigkeitsbegrenzung und schaut zu ihrer Freundin hinüber, die mit dem Finger das Muster der Spitze auf ihrem Kleid nachmalt.
    Lana tritt das Gaspedal durch.
    Tracee schießt hoch und dreht sich schnell um, um zu sehen, ob jemand sie verfolgt.
    Lana lacht und fährt wieder langsamer.
    Was für ein schöner Tag, denkt sie. Ihr überstürzter Aufbruch in Maryland, die Mühe, Tracee so weit zu bringen, dass sie geistig halbwegs normal wirkt, und die Katastrophe mit dem Reifen, alles geschafft. Das Rauschen der Räder auf dem Asphalt ist Musik in ihren Ohren. Sie schaltet das Radio ein und drückt die Senderknöpfe auf der Suche nach etwas, wozu man singen kann.
    Die Frau, die sie mitgenommen haben, muss seitlich sitzen, weil der Mustang, ein zweitüriger Sportwagen, keine richtige Rückbank hat. Sie zieht ihre Schuhe aus, braune Pumps mit klobigen Absätzen. »Entschuldigung?«, sagt sie.
    Lana dreht die Lautstärke runter.
    »Haben Sie etwas dagegen, wenn ich meinen BH auf mache?«
    Lana und Tracee sind so überrascht von der Frage, dass sie keine Antwort geben, und die Frau erklärt in das Schwei gen hinein: »Ich frage nur, weil es so nett ist, dass Sie mich mitnehmen, und ich nichts tun möchte, was Sie stört.«
    »Es ist das Erste, was ich tue, wenn ich nach Hause komme …«, Lana verliert für einen Moment den Faden, als sie an zu Hause denkt, »nun, nicht bloß zu Hause, sondern wo immer ich gerade wohne. Das Erste ist, dass ich meinen BH öffne.«
    »Also macht es Ihnen nichts aus?«
    »Nein. Nur zu.«
    Die Frau zieht ihre Bluse aus dem Rock, greift darunter, löst den BH -Verschluss und steckt die Bluse wieder fest.
    »Übrigens, ich bin Lana. Das da ist Tracee.«
    »Hallo«, sagt Tracee.
    »Rita«, sagt die Frau. »Freut mich, Sie kennenzulernen.«
    »Wo können wir Sie absetzen?«
    »Wohin fahren Sie denn?«
    »Wissen wir noch nicht genau.«
    »Das passt mir gut.«
    Tracee wirft Lana einen schnellen Blick zu. Rita macht es sich bequem.

4
    Zwei Stunden später. Weiter südlich.
    Tracee, die groß und mager und auf anmutige Weise schlaksig ist, neigt zu plötzlichen Hungerattacken. »Ich muss etwas essen«, verkündet sie und richtet sich kerzengerade auf. Sie droht nicht damit, in Ohnmacht zu fallen (das tut sie sonst oft, aber es passiert nie), aber Lana erkennt Tracees Zustand an der Benommenheit und dem glasigen Blick. »Ich habe niedrigen Blutzucker«, sagt Tracee zu Rita, und fragt sich dann, warum um Himmels willen sie das erwähnt hat. Sie stellt sich vor, wie Rita die Worte einem Polizisten gegenüber wiederholt: »Sie hat gesagt, sie habe niedrigen Blutzucker.«
    Ohnehin ist sich Tracee gar nicht sicher, ob das überhaupt stimmt. Mit sechzehn hat sie einmal etwas darüber gelesen. Im Warteraum der Sexualberatungsstelle. Sie und Lana waren dort, um sich neue Rezepte für die Pille zu holen. Soweit sie sich heute, acht Jahre später, noch an den Artikel erinnern kann, wurde der Zustand darin als Nervosität beschrieben, die nur weggeht, wenn man alles Essbare, das sich in Reichweite befindet, in sich hineinstopft.
    »Schau mal.« Sie schob Lana die Zeitschrift hin. »Ich bin gar nicht so unnormal.«
    »Du hast ein beglaubigtes körperliches Leiden«, bestätigte Lana nach der Lektüre.
    Tracee ärgert sich über sich selbst, weil sie Rita – einer Fremden, die sie anzeigen könnte – etwas verraten hat, woran man sie erkennen könnte, und beschließt, dass sie einfach alles leugnen wird. »Das war nicht ich in dem Auto. Warum sollte ich so etwas sagen? Ich habe gar keinen niedrigen Blutzucker. Kein Arzt hat so etwas je bei mir festgestellt.« Diese sorgenvollen Gedanken beschäftigen sie wäh rend der zehn Meilen, die es braucht, bis sie in dieser Einöde ein Lokal finden … und endlich biegt Lana ab zu einem Schnellimbiss, einem weißen Kasten an der Straße ohne Sitzbereich im Inneren, nur mit einem Verkaufsfenster.
    »Bestell für mich«, sagt Tracee. »Was auch immer. Dieses Kleid ist viel zu auffällig.« Die letzte Bemerkung fügt sie für Rita hinzu, um zu erklären, warum sie im Auto bleibt, bis die einzigen anderen
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