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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam
Autoren: Sarah Harvey
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hinter vorgehaltenem Taschentuch zu Tanya. »Plötzlich wird mir alles klar. Du weißt schon, was es ist, nicht wahr?«
    »Was?«
    »Stuart ist nett. Und wir sind an nett nicht gewöhnt.«
    »Ein netter Mann ist ein Widerspruch in sich.«
    »Wir können ja nicht alle verhängnisvolle Beziehungen mit herzlosen Schweinen haben.«
    »Und wir gedeihen nicht alle mit Elend und Herzschmerz.«
    »Sie werden in rosiger Glückseligkeit mit zweikommafünf Kindern glücklich bis an ihr Ende leben.«
    »Genau, wie wir es uns alle wünschen.«
    »Aber mit herzlosen Schweinen nicht bekommen.«
    »Bedeutet das, dass wir uns ›nette‹ Männer suchen müssen, um glücklich zu sein?«, fragt Tanya ängstlich und denkt an die vielen Jahre zurück, in denen sie jede Menge Spaß und fantastischen Sex mit all den leichtfertigen, durchtriebenen, herzlosen Schweinen hatte, die sie das Glück hatte zu treffen.
    »Vielleicht können wir für uns ja nette herzlose Schweine finden.«
    »Ist das nicht auch ein Widerspruch?«
    »Glaube ich nicht.« Ich lächle ihr zu, und wir beide sehen hinüber zu Finn und Dan, die feierlich Seite an Seite stehen.
    Eine Stunde später treten Grace und Stuart strahlend hinaus in den Sonnenschein - Mr. und Mrs. Masterson sind bereit, sich auf dem schimmernden Sitz der Bedford Belle zum Empfang chauffieren zu lassen.
    Es ist Mitternacht. Das Essen, die Reden, die Trinksprüche, das Anschneiden der Torte, das Werfen des Brautstraußes - an diesem Punkt möchte ich betonen, dass ich mich geduckt habe, weil Grace alles andere als subtil genau auf meinen Kopf gezielt hat alles liegt hinter uns, und die fünfköpfige Jazzband, die tapfer die letzten fünf Stunden gespielt hat, fängt an, müde zu schwanken.
    Ich sehe zu, wie Stuart seine Grace auf die federnde Tanzfläche in dem großen weißen Festzelt führt, und ein warmes Gefühl, das nicht von dem vierten Glas Brandy kommt, welches ich in der Hand halte, breitet sich in mir aus. Als nächste betreten Tanya und Finn die Tanzfläche, wo sie sanft in einen langsamen Walzer fallen. Tanyas kastanienbrauner Kopf sinkt an Finns Schulter. Trotz meiner Bedenken muss ich gestehen, dass sie ein schönes Paar abgeben.
    Dann kommen Leo und Cornelia. Cornelia hält ihre linke Hand ziemlich steif hoch, sodass jeder, an dem sie fachkundig vorbeiwirbeln wie zwei Teilnehmer eines Tanzturniers, den Verlobungsring mit einem blauen Saphir sehen kann, den sie voller Stolz trägt. Louis lehnt sich auf der anderen Seite unseres runden Tischs im Stuhl zurück, um mit demselben Kellner zu flirten, der schon bei Grace‘ und Stuarts verspäteter Verlobungsparty den ganzen Abend versucht hatte, seine Aufmerksamkeit zu ergattern.
    Ist das wirklich erst drei Wochen her? Es kommt mir vor wie ein ganzes Leben. Ich glaube, dass alles, was in der Zwischenzeit passiert ist, mich mindestens zwei Jahre meines Lebens gekostet hat. Doch als ich zusehe, wie Stuart Grace etwas ins Ohr flüstert und sich dann vorbeugt, um sachte ihr strahlendes, aufwärts gewandtes Gesicht zu küssen, wird mir voller Erleichterung bewusst, dass nun alles so ist, wie es sein sollte.
    Zumindest fast alles.
    »Geschafft«, sagt eine Stimme und spricht damit meine Gedanken aus.
    Ich sehe auf. Ich habe die Stimme sofort wieder erkannt, und plötzlich fühle ich mich seltsamerweise ganz verschüchtert. Als ich mein Brandyglas abstelle und nach einer Entgegnung suche, bietet Dan Slater mir ein Glas Champagner an.
    »Ich finde, ein weiterer Toast ist angebracht, wenn man bedenkt, dass wir ohne dein Eingreifen nicht da wären, wo wir heute sind.«
    »Machst du dich über mich lustig?«, frage ich und nehme zögernd den Champagnerkelch entgegen.
    »Nein, ich gratuliere dir. Ich weiß nicht genau, wie du es gemacht hast, Ollie, aber es hat funktioniert.« Er hebt sein Glas. »Auf die Zukunft.«
    »Auf die Zukunft«, wiederhole ich, folge seinem Beispiel und hebe das Glas in Richtung von Grace und Stuart. Doch als ich mich wieder zu ihm umdrehe, sieht er mich unverblümt an. Sein sonst so abweisendes, hübsches Gesicht ist zu meinem Erstaunen voller Wärme, blickt aber, wie ich traurig feststellen muss, immer noch misstrauisch. Das kann man ihm wohl nicht verdenken. Nicht nach allem, was zwischen uns vorgefallen ist. Er rechnet wahrscheinlich damit, dass ich ihm den Champagner ins Gesicht schütte.
    Er hat mich den ganzen Tag über vorsichtig beobachtet, ist mir aber bis jetzt nicht nahe gekommen - wie ein Schäferhund, der ein
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