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Drei Frauen und ein Braeutigam

Drei Frauen und ein Braeutigam

Titel: Drei Frauen und ein Braeutigam
Autoren: Sarah Harvey
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sonst.
    »Alle Bräute sehen fabelhaft aus«, entgegnet Grace lachend und fährt sich hastig mit der Hand durchs Gesicht. »Aber danke, dass du nicht zu erstaunt geklungen hast.«
    Tanya tritt hastig vor, um Grace‘ verlaufenes Make-up zu reparieren und reicht ihr dann den Brautstrauß, ein Wunder in Creme aus Trompetenlilien.
    »Fertig?«, fragen wir sie.
    Grace atmet tief durch und nickt. »Fertig.«
    »Freut mich zu hören«, schnurrt eine Stimme von der Tür her. »Denn deine Eskorte ist da!« Es ist Louis, der im Türrahmen lehnt und einen auf Sean Connery macht. Er hat beschlossen, den üblichen Cutaway wegzulassen, den die meisten anderen Männer der Hochzeitsgesellschaft bevorzugen. Stattdessen hat er sich für Schottenrock und Kummerbund entschieden und sieht darin geradezu unheimlich gut aus. Zum ersten Mal, seit ich ihn kenne, trägt er nicht ein Fitzelchen Make-up, Farbe im Haar oder Glitzerschmuck, obwohl sich der Schottenrock bei näherem Hinsehen als Frauenrock erweist.
    Anmutig betritt er das Zimmer und verbeugt sich tief vor einer lachenden Grace. Dann reicht er ihr den Arm und flüstert ihr ins Ohr, als sie sich unterhakt: »Du siehst wunderschön aus, mein Engel, einfach atemberaubend schön.«
    Das Haus ist seltsam leer, als Louis uns nach unten geleitet, da bereits so gut wie alle Gäste zur Kirche aufgebrochen sind. Wir warten zehn Minuten in der Eingangshalle, bevor wir Louis wieder nach oben schicken, um Grace‘ vor Aufregung kranken Vater aus dem Badezimmer zu holen, wo er sich die letzten zwei Stunden vor seiner Exfrau verschanzt hat, ausgerüstet mit einer Flasche Jack Daniels, einer Rennzeitschrift und seinem Handy, um seinen Buchmacher anrufen zu können.
    Da wir spät dran sind, laden wir Grace und ihren Vater ohne Umschweife in die zweirädrige Kutsche, die von dem Pferd gezogen wird, das einst grünen Sabber auf Tanyas Gucci-Jacke verteilt hatte. Tanya und ich halten einen gesunden Abstand zu diesem Tier ein, aus dessen unterschiedlichen Körperenden so üble Dinge kommen können, und entscheiden uns dafür, mit Louis in dem alten Bentley nachzukommen, den Stuart aus einer weiteren seiner Scheunen auf der Rückseite des Hauses ausgegraben hat.
    Grace hält noch immer meine Hand umklammert, obwohl sie jetzt hoch über mir sitzt. Ich drücke sie freundlich und entziehe mich ihrem schraubstockartigen Griff dann fast mit Gewalt, bevor ich mich zu den anderen im Bentley geselle, der zwar von außen tiptop aussieht, innen aber mit Strohhalmen übersät ist und von einem überrascht aussehenden Huhn bewohnt wird, das im offenen Handschuhfach kauert. Louis scheucht es aus dem Wagen, und dann setzen wir uns alle drei auf die Rückbank, von wo aus wir Grace hinterherwinken, als ihre Kutsche in Richtung Dorf davonfährt. Wir aber sitzen da und warten darauf, dass jemand kommt und uns fährt. Erst nach fünf Minuten wird uns bewusst, dass wir ganz allein sind.
    Louis sieht auf die Uhr. »Wir kommen zu spät«, quiekt er aufgeregt, wie das weiße Kaninchen in Alice im Wunderland. »Wer sollte diese Kiste denn fahren?«
    »Ich dachte, es gäbe einen Chauffeur«, sagt Tanya, nachdem wir viel zu lange in erwartungsvollem Schweigen dagesessen haben.
    »Ich dachte, Sylvester wollte ihn fahren«, erwidere ich vorsichtig.
    Die beiden anderen sehen mich entsetzt an. »Aber der ist doch vor einer halben Stunde mit Tula aufgebrochen.«
    »Ja, worauf warten wir dann noch!«, rufe ich. »Los geht‘s!«
    Tanya lächelt mich hoffnungsvoll an. »Sieh nicht mich an!«, kreische ich. »Ich kann dieses Ding nicht fahren!«
    »Lasst mich«, erklärt Louis.
    »Bist du sicher?«
    »Wer einmal einen dreißig Jahre alten Mini gefahren hat, kann alles fahren!« Louis klettert über die niedrige, lederne Rücklehne nach vorne und zwängt sich hinters Lenkrad. Grinsend dreht er sich zu uns um- »Passt auf eure Frisuren auf!«, scherzt er, doch als er versucht, den Motor anzulassen, geschieht nichts.
    »Ach du lieber Himmel«, stöhne ich. »Wir werden die Hochzeit verpassen!«
    »Versuchs noch mal!«, ruft Tanya aufgeregt.
    Ein leises Klicken ist zu hören, als Louis den Zündschlüssel umdreht, doch keine weitere wie auch immer geartete Aktivität des Motors ist zu vernehmen.
    »Wir werden zu Fuß gehen müssen!«
    »Aber es sind fast zwei Meilen, das schaffen wir nie rechtzeitig.«
    »Taxi?«
    »Du machst wohl Witze. Wo sollen wir jetzt ein Taxi hernehmen?«
    »Es geht fast die ganze Zeit bergab«, überlegt Louis,
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