Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Titel: Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
Vom Netzwerk:
mit verschlossenen Fenstern zu handeln; zahlreiche Türmchen bedeckten ein Dach, das sicher mehr als eine einfache Ansammlung von Sälen hinter Burgmauern bedeckte. Ich sah Kuppeln, minarettähnliche Turmspitzen und die Giebel riesiger Gebäude. Schatten senkten sich über die grauen Mauern. Ich fragte mich, ob dieses Anwesen zur gleichen Zeit entstanden war, als man diesen Kanal begradigt und mit Felsen eingefaßt hatte – oder ob die Kanalbauer dieses alte Haus – wie es im mittelalterlichen Rom geschehen war – für ihre Zwecke ausgeplündert hatten.
    Zögernd ging ich im zunehmend grünen Dämmerlicht auf die Burg zu.
    Dem toten Chulik hatte ich seine Kettenhaube, den Harnisch und das Lederzeug abgenommen. Der Junge und das Mädchen – Gahan Gannius und Valima – hatten sich offenbar nicht für das Schicksal ihres Wächters interessiert, und seine Begleiter standen unter Befehl. Ich kannte mich mit Chuliks aus und wußte, daß sie sich den Uniformen und Waffen jener anpaßten, bei denen sie in Lohn und Brot standen. In Zenicce, wo ich eine Zeitlang gelebt hatte, trugen die Chuliks das lange Rapier und einen Dolch; hier entsprachen ihre Waffen denen eines Mannes in Rüstung.
    Das Langschwert hatte ich schließlich doch gefunden – inmitten eines Dickichts aus Dornenefeu hatte es sich in den Boden gebohrt. Es mußte dem sterbenden Chulik aus der Hand geschlagen worden sein. Ich ergriff es und musterte es; man lernt viel über einen Kämpfer, wenn man seine Waffen studiert.
    Die Spitze des Schwerts war nicht besonders ausgeprägt, wenn auch einigermaßen scharf; trotzdem handelte es sich nicht um eine Stoßwaffe. Die Klinge war gerade und von billiger Machart – und recht scharf, wie ich es von einem Chuliksöldner nicht anders erwartete – mit einfachem, eisernem Stichblatt und Holzgriff, der eingekerbt war. Auf der Flachseite der Klinge befand sich oben ein Monogramm, in dem ich die kregischen Buchstaben für G.G.M. zu erkennen glaubte. Kein Zeichen eines Waffenschmieds.
    Also billige Massenware, schlecht ausbalanciert; aber es mochte mir dienen, bis ich eine bessere Waffe fand.
    Jetzt stand ich vor dem seltsamen Gebäude mit den zahlreichen Kuppeln und Vorsprüngen und mächtigen Außenmauern.
    Sie kamen mir entgegen. Ich war bereit. Wenn sie mich begrüßen wollten, dann gut. Wenn sie mich aber töten oder gefangennehmen wollten, gedachte ich mein neues Schwert zu gebrauchen, bis mir die Flucht in die hereinbrechende Dunkelheit gelang.
    »Lahal!« riefen sie mir den überall auf Kregen geläufigen Gruß entgegen. »Lahal!«
    »Lahal«, erwiderte ich.
    Ich blieb stehen und ließ sie auf mich zukommen. Sie trugen Fackeln, und in der Abendbrise, die mit Sonnenuntergang auffrischte, wehten die Flammen wie rotgoldenes Haar dahin. Ich erkannte gelbe Roben und Sandalen und kahlrasierte Köpfe über zurückgeschobenen Kapuzen.
    Ich blickte tiefer und sah an der Hüfte der Männer Schnüre mit schwingenden Quasten. Die Gürtel und Quasten waren blau.
    Ich atmete aus. Ich hatte gehofft, rote Insignien zu finden.
    »Lahal, Fremder. Wenn du ein Quartier für die Nacht suchst, komm schnell herein, denn die Dunkelheit bricht an.«
    Der Mann hob beim Sprechen die Fackel. Seine Stimme klang seltsam hoch und schrill, fast weibisch. Ich sah sein Gesicht – glatt, bartlos und doch alt, mit faltiger Haut um die Augen und an den Mundwinkeln. Er lächelte. Da haben wir einen Mann, der der Meinung ist, er habe nichts zu fürchten , dachte ich – und sollte damit recht behalten.
    Wir betraten das Gebäude durch einen riesigen steinernen Torbogen, der sofort durch ein bronzegefaßtes Lenkholztor geschlossen wurde. Ich erkannte das Holz an der Farbe, eine aschfarbene Tönung mit feiner Maserung; der Lenkbaum und das Lenkholz entsprechen auf Kregen unserer Eiche. Wenn es Grundals dort draußen gab, so vermittelte das dicke metallgefaßte Tor ein angenehmes Gefühl der Sicherheit.
    Ich wurde in eine kleine Kammer geführt, wo ich angewärmtes Wasser zum Waschen und frische Kleidung erhielt – eine Robe, die der gelben Kleidung der Männer hier entsprach; anschließend bat man mich zum Essen in den Saal. Alles schien wohlgeordnet zu sein. Alles lief ab, als herrsche hier eine lang geübte Routine, die nichts umzustürzen vermochte. Ein angenehmes Gefühl der Freude begann mich zu erfüllen. Dies war nicht Aphrasöe, die Stadt der Savanti, doch die Menschen hier wußten ebenfalls von der Kunst, alles als wichtig und als Teil eines
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher