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Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio

Titel: Dray Prescot 02-Die Sonnen von Scorpio
Autoren: Alan Burt Akers
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Springflut heranrollte und durch den schmalen Einschnitt des Kanals hereinschwemmte, wäre sie wie ein gewaltiger Besen über das Binnenmeer gefahren.
    Der große Damm war vor unzähligen Jahren von einem Volk erbaut worden, das inzwischen untergegangen war – nur durch die Steinmonumente bekannt, die es hinterlassen hatte.
    Ich bemerkte eine Bewegung auf den Feldern. Menschen liefen durcheinander. Schwach erreichte uns Geschrei. Akhram blickte hinüber, und sein Gesicht verzog sich zu einer Maske der Qual und ohnmächtigen Wut. »Wieder ein Überfall!« flüsterte er.
    Jetzt sah ich auch Männer in Kettenrüstungen auf Ungeheuern reitend, die den fliehenden Bauern nachsetzten. Ich sah einen Mann taumeln und, von einem großen Netz eingehüllt, zu Boden sinken. Mädchen wurden in die Sättel gezerrt. Kleine Kinder, sogar Säuglinge wurden vom Boden hochgerissen und in Säcke gestopft.
    Das Langschwert, das ich im Dornenefeu gefunden hatte, lag unten in dem Raum, den man mir zugewiesen hatte. Ich rannte die Brustwehr entlang. Als ich die massive Lenkholztür erreichte, schloß sie sich gerade. Eine erschreckte Menge drängte herein, die letzten zwängten sich noch durch die kleine Tür, die in das Haupttor geschnitten war.
    »Laßt mich raus!« sagte ich zu den Männern, die das Tor verriegelten. Ich trug den grüngestreiften Stoff, den ich dem toten Chulik abgenommen hatte. Den Harnisch hatte ich in der Eile nicht angelegt; dazu waren meine Schultern zu breit. Ich hielt das Schwert hoch, damit die Wächter es sehen konnten.
    »Geh nicht hinaus«, sagten sie. »Du wirst getötet oder gefangen.«
    »Öffnet die Tür!«
    Akhram stand hinter mir. Er legte mir eine Hand auf den Arm.
    »Wir fragen Besucher nicht nach ihren Namen oder ihrer Zugehörigkeit, mein Freund.« Er blickte zu mir empor, denn ich war größer als er. »Wenn diese Wesen deine alten Feinde sind, dann geh frei hinaus und laß dich für deine Überzeugungen töten. Aber ich sehe dich als Fremden an. Du kennst unser Leben nicht ...«
    »Ich erkenne Sklaverei, wenn ich sie sehe.«
    Er seufzte. »Sie sind längst fort. Sie greifen an, wenn wir sie nicht erwarten, nicht bei Morgengrauen oder bei Sonnenuntergang, und nehmen unsere Leute mit. Wir, die Todalpheme, sind durch Gesetz und gegenseitige Vereinbarung von jeder Gewalt ausgenommen. Denn würde man uns töten, wer würde Alarm schlagen, wenn die großen Fluten kommen? Doch unsere Leute, unsere loyalen Helfer, die für uns sorgen – sie sind leider nicht zu schützen.«
    »Wer sind sie? Die Sklavenhändler?«
    Akhram blickte sich um und musterte die Bauern in ihrer einfachen Kleidung. Einige hielten noch Hacken und Gabeln in den Händen, einige hielten Kleinkinder an sich gepreßt, einige waren sogar verletzt. »Wer?« fragte Akhram.
    Ihm antwortete eine stämmige Gestalt mit einem faltigen Gesicht und einem braunen Bart, der ihm bis zu den Hüften reichte. Er äußerte sich in einer Sprache, die ich kaum verstand; jedenfalls war es nicht Kregisch, die Universalsprache des Planeten, und auch nicht der segesthische Dialekt, der von meinen Klansleuten von Felschraung und Longuelm gesprochen wird.
    »Anhänger des Grodno«, sagte Akhram. Er wirkte erschöpft. »Grodno ist die Gottheit der grünen Sonne, das Gegenstück zu Zair, der Gottheit der roten Sonne. Wie dir jeder hier sagen kann, sind beide in einen tödlichen Kampf verstrickt.«
    Ich nickte, denn ich erinnerte mich, daß die Himmelsfarben für die Kreganer stets in Opposition standen.
    »Und die Stadt dieser Menschen, dieser Sklavenhändler?«
    »Grodno hat seinen Einflußbereich an der Nordküste des Binnenmeers; Zair im Süden. Es gibt zahlreiche Städte dort, die ausnahmslos frei und unabhängig sind. Ich weiß nicht, aus welcher Stadt diese Räuber kamen.«
    Ich hob das Schwert. »Dann ziehe ich in die Städte Grodnos, denn ich glaube ...«
    Ich verstummte, denn plötzlich sah ich hoch über mir, in weiten Kreisen näher kommend, das herrliche rote Gefieder eines gewaltigen Raubvogels mit einem goldenen Federkranz um den Hals und drohend ausgestreckten schwarzen Krallen. Ich kannte diesen Vogel, den Gdoinye, den Boten oder Spion der Herren der Sterne. Und als ich das Tier erblickte, spürte ich gleichzeitig die vertraute Müdigkeit, das übelkeitserregende Gefühl des Fallens. Meine Knie gaben nach, mein Schwertarm sank herab, und die Welt begann um mich zu kreisen.
    »Nein!« brachte ich noch heraus. »Nein! Ich will nicht zur Erde zurück!
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