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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Autoren: Alan Burt Akers
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her huscht! Wie ein Seeräuber!«
    Sie ließen mich in den Korb blicken, schütteten ihr Bier hinunter und unterhielten sich lachend auf ihre ungezwungene Seemannsart, die mir später leider nur allzu vertraut werden sollte.
    Im Korb eilte ein seltsames Wesen hin und her; es schwenkte seinen Schwanz wie eine Waffe herum und ließ mit der Heftigkeit seiner Bewegungen den ganzen Körper zucken. Sein schuppiger Rücken und die beiden mächtigen Scheren, die sich drohend öffneten und schlossen, stießen mich ab.
    »Was ist denn das für ein ekliges Vieh?« fragte ich.
    »Ein Skorpion, Kleiner.«
    Das war also das Wesen, dessen Namen ich trug!
    Ich spürte, wie mir heiß wurde vor Scham. Ich hatte gehört, daß Menschen wie ich, Skorpione, angeblich zurückhaltend waren; doch ich vermochte meine Reaktion nicht zu vertuschen. Die Seeleute lachten laut wie über einen Witz, und einer schlug mir auf die Schulter.
    »Der kommt schon nicht an dich 'ran, Junge. Tom hat ihn aus Indien mitgebracht.«
    Ein Skorpion aus Indien!
    Ich murmelte einen Dank – Höflichkeit war eine gesellschaftliche Verhaltensweise, die mir meine Eltern gründlich eingebläut hatten – und setzte mich ab.
    Wie solche Dinge passieren, ist ein Geheimnis, das vom Himmel oder dem Herrn der Sterne gut gehütet wird. Mein Vater versuchte mich noch einmal anzulächeln, und ich sagte ihm, Mutter würde bald mit einigen Nachbarn kommen, um ihn auf einer Trage nach Hause zu tragen. Ich saß eine Zeitlang bei ihm und ging dann los, um noch ein Bier zu erbetteln. Als ich mit dem Zinnkrug zurückkehrte, wollte mir das Herz in der Brust stocken.
    Mein Vater lag halb vom Diwan gerutscht, die Schultern auf dem Boden, die Beine in die Decke verwickelt, die man über ihn gebreitet hatte. Er starrte in stummem Entsetzen auf das Ding vor ihm; und doch war das Entsetzen von einer eisigen Maske der Selbstbeherrschung eingedämmt. Der Skorpion kroch mit einem entsetzlichen, zuckenden Hin- und Herrollen seines obszön häßlichen Körpers auf ihn zu. Voller Entsetzen und Ekel ließ ich den Krug auf den widerlichen Körper fallen, als das Ding zustieß. Es gab einen unangenehmen Laut.
    Dann war das Zimmer voller Menschen; die Seeleute brüllten nach ihrem Tier, die Schankmädchen kreischten, Stallknechte, Lehrjungen, Gäste, alle riefen durcheinander und weinten.
    Nach dem Tod meines Vaters lebte meine Mutter nicht mehr lange, und da stand ich dann vor ihrem Doppelgrab, allein und ohne Freunde, denn ich hatte keine Vettern oder Tanten oder Onkeln, und ich war entschlossen, mein Land zu verlassen. Die See hatte mich immer gerufen; jetzt wollte ich diesem Ruf folgen.
    Das Leben eines Seemanns war gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts besonders hart, und ich kann es mir nicht als Verdienst anrechnen, daß ich diese Zeit lebendig überstand. Viele andere überlebten mit mir. Viele nicht. Hätte ich romantische Vorstellungen vom Meer und von der Seefahrt gehabt – sie wären mir schleunigst ausgetrieben worden.
    Mit einer Beharrlichkeit, die meiner Natur entspricht, ob ich es zugeben will oder nicht, kämpfte ich mich vom Unterdeck empor. Ich fand Gönner, die mir zu der nötigen Bildung verhalfen, damit ich die Prüfungen bestand, und vielleicht sollte ich hier sagen, daß mein instinktives Begreifen der Navigation und der Schiffsführung ausschlaggebend dafür war, daß ich schließlich auf das Achterdeck vorrückte. Im Rückblick will es mir scheinen, als hätte ich diesen Lebensabschnitt in einer Art Trance zurückgelegt. Da war meine Entschlossenheit, dem Gestank des Unterdecks zu entkommen, der Wunsch, die Goldlitze eines Schiffsoffiziers zu tragen, da waren die gelegentlichen Augenblicke äußerster Gefahr und großen Entsetzens und, wie um die Emotionen auszugleichen, auch ruhige Nächte, da das ganze Firmament von Sternen erstrahlte.
    Ein Navigator mußte sich mit Sternen beschäftigen, und immer wieder war mein Blick magisch angezogen von der unausgewogenen Konstellation des Skorpions, dessen Schwanz vor der Milchstraße drohend und arrogant in die Höhe ragt. In der heutigen Zeit, da der Mensch den Mond betreten hat und Sonden über die Jupiterbahn hinaus vordringen, um nie mehr ins Sonnensystem zurückzukehren, ist kaum noch das Staunen und die innere Angst vorstellbar, mit der die Menschen früherer Generationen die Sterne betrachtet haben.
    Ein Stern – Antares – schien mit geradezu hypnotischer Kraft auf mich einzuwirken.
    Ich starrte zu ihm auf, wenn wir mit
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