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Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Dray Prescot 01-Transit nach Scopio

Titel: Dray Prescot 01-Transit nach Scopio
Autoren: Alan Burt Akers
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Religionen so eifrig angestrebt wird, dann war ich auf Geheimnisse gestoßen, die mein Verständnis bei weitem übersteigen.
    Was mir aus meiner Kindheit besonders lebhaft in Erinnerung geblieben ist, sind die ständigen Änderungen an meiner Kleidung, die meine Mutter vornehmen mußte; ich wuchs sehr schnell. Sie holte ihren Nähkorb, wählte eine Nadel aus und sah mich liebevoll mit einem Ausdruck von Hilflosigkeit an, während ich vor ihr stand, das Hemd wieder einmal an der Schulter zerrissen. »Du paßt bald nicht mehr durch die Tür, Dray, mit den Schultern«, sagte sie tadelnd, und dann kam mein Vater ins Zimmer, womöglich mein Unbehagen belachend, obwohl wir in jenen Tagen herzlich wenig zu lachen hatten.
    Das Meer, das mit seinen weißen Schaumkronen in die Flußmündung rollte, hatte mir stets wie Sirenengesang in den Ohren gelegen; doch mein Vater, der Tag und Nacht seine Schiffsdienstbefreiung bei sich trug, wehrte sich dagegen, daß ich zur See fuhr. Wenn Möwen über den Sümpfen schwebten und den alten Kirchturm umkreisten, lag ich im Gras und dachte über meine Zukunft nach. Hätte mir damals jemand von Kregen unter Antares erzählt und von den Wundern und Geheimnissen dieser wilden Welt, wäre ich wohl wie vor einem Leprakranken oder Wahnsinnigen geflohen.
    Die natürliche Abneigung meines Vaters vor dem Meer gründete sich auf einem tiefen Mißtrauen gegenüber der Moral und dem System der für die Mannschaftszuteilung Verantwortlichen. Er selbst hatte ein lebenslanges Interesse an Pferden gehabt, kannte sich mit allen Aspekten der Pflege und des Trainings dieser Tiere aus, und als ich 1775 geboren wurde, ernährte er seine Familie als Pferdedoktor. In der Zeit, die ich bei den Klansleuten von Felschraung auf Kregen verbrachte, fühlte ich mich meinem Vater – lange nach seinem Tod – näher verbunden als je zuvor.
    In unserer blitzsauberen Küche standen unzählige grüne Flaschen voller geheimnisvoller Mixturen, und der Geruch nach Einreibemitteln und Ölen kämpfte mit Kohlgerüchen und dem Duft frischgebackenen Brots. Stets wurde von Kollern, Koliken und Erkältungen gesprochen. Logischerweise konnte ich reiten und ein Pferd über ein Hindernis setzen, ehe ich ohne Hilfe von der Küche zur Haustür zu gehen vermochte.
    Eines Tages wanderte eine alte, abgehärmte Frau mit seltsamem Blick und krummem Rücken durch die Straßen, in Lumpen gekleidet, in die sie Stroh gestopft hatte, und plötzlich waren alle Nachbarn begierig, sich die Zukunft vorhersagen zu lassen. An diesem Tage stellte ich fest, daß mein Geburtstag, der 5. November, mich zu einem Skorpion machte, und daß der Mars mein Geburtsplanet war. Ich kannte die Bedeutung dieser Dinge damals natürlich noch nicht; aber der Gedanke an einen Skorpion nahm mich derart gefangen, daß ich mich insgeheim sehr freute, wenn ich mich auf die Knuffereien mit meinen Freunden einlassen mußte, als sie mich den ›Skorpion‹ zu nennen begannen. Ich fühlte mich sogar getröstet, daß ich kein Schütze war, weil ich es mir eigentlich gewünscht hätte, oder gar ein Löwe, der meiner Vorstellung nach lauter gebrüllt hätte als der Bulle von Bashan, den unser Lehrer so gern imitierte. Seien Sie nicht überrascht, daß ich Lesen und Schreiben lernte, denn meine Mutter hatte es sich in den Kopf gesetzt, daß ich Schreiber oder Lehrer werden und mich so über jene niedere Masse des Volkes erheben sollte, für die ich stets tiefen Respekt und Sympathie empfunden habe.
    Als ich etwa zwölf Jahre alt war, wohnte eine Gruppe Seeleute in der Schenke, in der mein Vater zuweilen bei den Pferden aushalf, sie striegelte und mit ihnen sprach und ihnen sogar Klumpen westindischen Zuckers besorgte, die sie ihm aus der Hand nibbelten. An einem jener Tage jedoch erkrankte mein Vater und wurde ins Hinterzimmer der Schenke getragen und behutsam auf den alten Diwan gelegt. Sein Gesicht bestürzte mich. Er lag schwach und wie leblos da und hatte nicht die Kraft, aus dem Bierkrug zu trinken, den das nette Schankmädchen ihm hingestellt hatte. Ich schlich betrübt in den Hof, auf dem Stroh- und Misthaufen und der Geruch nach Pferden, Bier und Pisse eine fast greifbare Wand bildeten.
    Die Seeleute standen lachend und trinkend um einen Korb, in dem sich irgend etwas bewegte, und neugierig wie alle kleinen Jungen sind, ging ich hinüber und drängte mich zwischen den stämmigen Gestalten hindurch.
    »Wie würde dir das im Bett gefallen, Kleiner?«
    »Sieh mal, wie er hin und
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